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Interview

Moderator von „XY gelöst“
„Im Krimi wäre ich vermutlich am ehesten der Racheengel“

Lesezeit 5 Minuten
Neue Folgen von „XY gelöst“: Moderator Sven Voss erzählt, wie er in seinem Privatleben mit Polizei und Verbrechen umgeht. dpa/ZDF/Oliver Rüther

Neue Folgen von „XY gelöst“: Moderator Sven Voss erzählt, wie er in seinem Privatleben mit Polizei und Verbrechen umgeht

„XY gelöst“-Moderator Sven Voss spricht im Interview über Hilfe von der Polizei, wie sein Onkel zum Opfer wurde und wie man mit Kindern über Kriminalität

Man sollte meinen, dass ein Mann wie Sven Voss mit allen Wassern gewaschen ist. Schließlich ist er selbst eine Art TV-Kriminalist – als Moderator von „XY gelöst“. Im Interview mit Daniel Benedict gibt der 48-Jährige aber zu: Vor Überrumpelung durch Betrüger ist niemand gefeit.

Herr Voss, sind Sie selbst schon einmal Opfer einer Straftat geworden?

Bislang nicht. Aber ein Onkel von mir wurde mal von einer Bande ausgenommen. Da hatte sich einer über ein Türgeschäft das Vertrauen über Monate erschlichen, und ehe die Nachbarn uns warnten, hatten die Verbrecher schon sein Auto verkauft, Dutzende Konten auf ihn abgeschlossen und überzogen und die Lebensversicherungen einkassiert. Der Fall konnte aufgeklärt werden, aber das Geld war futsch. So was macht mich wütend.

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Vor welchem Verbrechen haben Sie wirklich Angst?

Ich bin generell kein ängstlicher Typ und versuche, mit einer gesunden Wachsamkeit durchs Leben zu gehen. Natürlich weiß ich, dass man immer mal in etwas hineingeraten kann, aber bislang ist mir noch nichts passiert. Was mir wirklich Sorgen bereitet, ist die gemeine Kriminalität gegenüber Senioren. Vom Enkeltrick bis zum Überrumpeln an der Haustür – das gab es früher auch, aber durch die digitalen Möglichkeiten haben Verbrecher noch mehr „Waffen“ an die Hand bekommen.

Noch sind Sie selbst nicht im Fokus der Enkeltrick-Betrüger. Gibt es Betrugsmaschen, denen trotzdem auch Sie aufsitzen könnten?

Machen wir uns nichts vor, vor Überrumpelung ist niemand von uns sicher. Das Prinzip ist auch simpel. Jemand spricht einen an, will vermeintlich nichts Böses, macht einen seriösen Eindruck, hat eine Frage. Man will ja nicht gleich unhöflich sein und hört zu. Schon hat man dem Gegenüber die Tür einen Spalt geöffnet. Nicht falsch verstehen, ich will auch weiterhin anderen Menschen gegenüber freundlich und aufgeschlossen sein, aber mitunter wird das Vertrauen missbraucht. Auf die nervigen SMS von wegen „Ihr Paket wurde abgegeben, bitte klicken Sie hier“ falle ich aber nicht rein. Stand jetzt.

Welches kriminelle Profil passt zu Ihrer eigenen Persönlichkeitsstruktur: Gelegenheitsdieb? Trickbetrüger? Verbrecher aus Leidenschaft?

Im Krimi wäre ich vermutlich am ehesten der „Racheengel“. Ich kann Ungerechtigkeiten überhaupt nicht leiden und hätte ein Problem damit, wenn mir einer auf die linke Wange schlägt, auch noch die rechte hinzuhalten. Bei aller Gelassenheit, die ich ansonsten in mir trage, wenn jemand meine Liebsten ärgert, werde ich zornig. Alles natürlich nur rein hypothetisch.

Durften Sie als Kind „Aktenzeichen XY“, „Derrick“ oder den „Tatort“ gucken? Was hat den größten Eindruck auf Sie gemacht?

Natürlich durfte ich's nicht schauen. „Revolversendung“ oder so was hörte ich meine Mutter sagen. Einmal waren meine Eltern nicht zu Hause und ich habs trotzdem geschaut. (Nachdem ich meine jüngere Schwester ins Bett geschickt habe). Da wollten zwei Verbrecher ein Ehepaar in einer Gartenlaube ausrauben. Es gab aber nichts zu holen. Bis auf den Ring, den die Frau am Finger trug. Den bekam sie aber vor Aufregung nicht ab. Da fiel der Blick der Täter auf die schwere Gartenschere, die in der Ecke stand. Gruselige Vorstellung. Bis heute zeigen wir bei XY ja keine Gewalt, um Gewalt zu zeigen. Aber die Vorstellung, was passiert sein muss – in echt –, hat mir gereicht.

Lange vor Ihrer „XY“-Zeit waren Sie bei den „Logo“-Nachrichten für Kinder. Wie spricht man mit Grundschülern über Verbrechen, ohne Ängste zu verstärken?

Bei Logo ging es uns immer darum, den Kindern nichts zu verschweigen. Wir wollten ihnen Antworten geben zu dem, was sie in den Erwachsenen-Nachrichten aufgeschnappt oder von ihren Eltern gehört haben. Das Unerklärliche zu erklären, war unsere Aufgabe. Ich war nach den Anschlägen vom 11. September für eine „Logo“-Reportage in New York. Wir haben mit Kindern gesprochen, die die Terroranschläge auf dem Weg zur Schule miterlebt haben oder deren Vater als Feuerwehrmann am Ground Zero im Einsatz war. Bei Terrorismus ist das „Warum“ besonders kompliziert zu erklären, aber versuchen müssen wir's als Journalisten.

Wann und warum haben Sie zum letzten Mal die Polizei gerufen?

Im Winter lungerten um 3 Uhr nachts zwei männliche Personen im offenbar angetrunkenen Zustand vor unserem Haus. Ich wurde wach, weil die beiden sich keine Mühe gaben, sich an die Nachtruhe zu halten. Auf eine Unterhaltung hatte ich aber auch keine Lust – da habe ich die Polizei gerufen. Die Streife kam sehr schnell und hat die Personalien festgestellt. Danach blieben die beiden Vögel noch ein bisschen, waren mucksmäuschenstill.

Für den Fall, dass man ein schlechtes Gedächtnis hat: Auf welche drei Merkmale sollte man achten, wenn einem mal ein Täter über den Weg läuft?

Mann/Frau, Klamotten, wo ist er oder sie hingelaufen. Mit der Verfolgung ist es so eine Sache. Zivilcourage ist wichtig, aber sich selbst in Gefahr bringen ist töricht.

Ihr „Aktenzeichen“-Kollege Rudi Cerne wurde am Flughafen schon mal mit einem RAF-Terroristen verwechselt. Wie neidisch sind Sie auf seine verruchte Ausstrahlung?

Da kann ich nicht mithalten, ich werde maximal mit „Galileo“-Kollegen oder RTL-Dschungelmoderatoren verwechselt. Damit kann ich aber gut leben. Ich bleibe lieber unterm Radar beziehungsweise der Typ Schwiegersohn.

An diesem und dem kommenden Mittwoch (11./18. Juni) zeigt das ZDF vier neue Episoden von „XY gelöst“, jeweils in Doppelfolgen ab 20.15 Uhr.