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Foltermord-ProzessMittäter sollte totem Pulheimer Ring vom Finger ziehen

Lesezeit 3 Minuten
In der Sendung „Aktenzeichen XY“ hate Moderator Rudi Cerne 2024 den Mord an einem Pulheimer Rentner thematisiert.

In der Sendung „Aktenzeichen XY“ hate Moderator Rudi Cerne 2024 den Mord an einem Pulheimer Rentner thematisiert.

Im Prozess vor dem Landgericht Köln gab ein Richter als Zeuge Einblicke in das Verfahren gegen zwei bereits verurteilte mutmaßliche Komplizen. Die schweigen.

Wie von der 21. Großen Strafkammer am Landgericht Köln am vorausgegangenen Verhandlungstag erwartet, verweigerten die beiden bereits verurteilten Tatbeteiligten an dem Raubüberfall auf einen 85-Jährigen am 7. September 2023 die Aussage. Da die Urteile der 4. Großen Strafkammer vom 18. Juni 2024 noch nicht rechtskräftig sind, steht ihnen das zu. Um aber die Rolle des Komplizen zu erhellen, der sich für den Tod des Seniors in Pulheim verantworten muss, rief der Vorsitzende Richter Alexander Fühling seinen Amtskollegen Ansgar Meimberg in den Zeugenstand.

Weitgehend übereinstimmend sollen die am Tattag 20 und 21 Jahre alten Männer ausgesagt haben, dass ein vermutlich im Libanon untergetauchter älterer Arbeitskollege sie für den Raubüberfall angeheuert habe. Er soll aus der Kriminellen-Szene im Raum Osnabrück den Tipp bekommen haben, bei dem „alten Mann“ in Pulheim sei viel Geld zu holen. Ob ein Zusammenhang mit dem Dachdeckerbetrug an dem Rentner im August 2023 besteht, bei dem die Lebensumstände des späteren Opfers möglicherweise ausbaldowert wurden, ist unklar.

Pulheim: Erst bei seiner Festnahme will er erfahren haben, dass der Mann getötet wurde

Der heute 22-Jährige, der als Fahrer beteiligt gewesen sein will, wurde zu sechs Jahren Gefängnis verurteilt. „Ich habe nicht damit gerechnet, dass der alte Mann verletzt wird“, soll er beteuert haben. Als die drei Komplizen gegen 8 Uhr aus dem Haus kamen und ins Auto stiegen, soll der Drahtzieher den aktuell Angeklagten, der 1998 mit seiner Familie aus dem Kosovo geflohen war, auf Deutsch angeschrien haben. Worum es ging, will der aus Syrien stammende Fahrer nicht verstanden haben. Erst bei seiner Festnahme will er erfahren haben, dass der Überfallene zu Tode kam.

Der damals 20-Jährige, der zu acht Jahren Haft verurteilt wurde, soll gegen 7 Uhr an der Tür des Seniors in der Mozartstraße geklingelt haben. Durch sein äußeres Erscheinungsbild – weißes Hemd, dunkle Hose – soll er den Anschein erweckt haben, ein Dienstleistungsanbieter zu sein. Als der Bewohner gutgläubig öffnete, sollen die Komplizen ins Haus eingedrungen sein. Er selbst will vor der Tür „Schmiere gestanden“ haben, bis ihn der Anführer hereinrief.

Ein Schild weist auf das Landgericht Köln hin.

Das Landgericht Köln verhandelt gegen einen Mann, der für den Tod eines Seniors in Pulheim mitverantwortlich gewesen sein soll.

Im Erdgeschoss will er Blut und Gegenstände auf dem Boden gesehen haben und im Keller die Leiche. „Der Mann ist tot“, soll der Anführer auf seine Frage geantwortet haben, warum die Männer keine Masken mehr trugen. Barsch soll dieser ihn dann aufgefordert haben, dem Toten den Ring vom Finger zu ziehen, wozu er aus „Scham und Ekel“ nicht imstande gewesen sei. Er will zudem gehört haben, wie der Anstifter dem jetzt Angeklagten Vorwürfe machte. Welchen Inhalts, blieb vage, da der heute 21-Jährige über seinen Verteidiger Nachfragen abblockte.

Freiwillig ergänzte der Angeklagte im laufenden Prozess seine Angaben zur Person um Einlassungen zu seinem Alkohol- und Drogenkonsum. Am Tattag will er sich ein Gramm Kokain einverleibt haben. Der Mann, der im Oktober 2024 mithilfe von „Aktenzeichen XY“ im Kosovo festgenommen werden konnte, beteuerte, in der alten Heimat clean geworden zu sein. Er habe nun Sorge, durch den Prozess könne die Familie von seinem Drogenkonsum erfahren.