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Interview

Pop-Star Sarah Engels
„Wird eine Dusche ausgetauscht, muss ich mich kümmern“

8 min
Sarah Engels, Sängerin, hier 2024 zum Saisonauftakt der neuen Show „Horizons“ von „Holiday On Ice“ in der Lanxess Arena.

Sarah Engels, Sängerin, hier 2024 zum Saisonauftakt der neuen Show „Horizons“ von „Holiday On Ice“ in der Lanxess Arena.

Der Pop-Star Sarah Engels spricht im Interview über die Aufteilung der Care-Arbeit, Fertigbackmischungen und ihren Zweitjob als Vermieterin.

Über Sarah Engels glaubt man alles zu wissen. Auf ihrem neuen Album „Strong Girls Club“ offenbart die 32-Jährige ihre Gefühle. Und über ihre äußeren Lebensumstände halten einen Fernsehen, Boulevard und Social Media auf dem Laufenden. Bilder der zweiten Hochzeit wurden zum Musikvideo. Und trotzdem zeigt die Musikerin im Gespräch mit Daniel Benedict dann völlig ungeahnte Seiten.

Sarah, Ihr neues Album heißt „Strong Girls Club“. Wie wird man da Mitglied? Und vor allem: Gibt's einen Clubausweis?

„Strong Girls Club“ heißt es, weil es darum geht, Mädchen stark zu machen und ihnen Selbstliebe zu vermitteln. Zu diesem Thema kriege ich wirklich oft sehr emotionale Nachrichten von Frauen und Mädchen. Wir müssen viel mehr zusammenhalten. Und einen Ausweis gibt es vielleicht wirklich: Das Album kommt in einer Box raus, in der auch ein Armband liegt. Wer das trägt, gehört zum Club.

In der Pressemitteilung zum neuen Album heißt es: „Sarah Engels steht für Emanzipation und zeigt, was ihr Frausein bedeutet: Businesswoman, Ehefrau, Mutter.“ Mich hat überrascht, dass die Rolle der Ehefrau so betont wird. War Ihnen das wichtig?

Schon – ich finde das Muttersein unterscheidet sich auch noch mal extrem vom Ehefrausein. Es hat für mich beides mit bedingungsloser Liebe zu tun. Und trotzdem ist es anders.

Ihr Mann hat den Namen Engels angenommen, obwohl er unter seinem Namen auch schon in der Öffentlichkeit stand. Welche Pros und Kontras haben Sie vor der Entscheidung diskutiert?

Am wichtigsten war es uns, dass wir als Familie alle denselben Namen tragen. Ich habe ja noch einen Sohn aus erster Ehe – da sollte das Durcheinander nicht noch größer werden. Von meinem Mann war es dann eine starke Geste, sich für meinen Namen zu entscheiden. Aber seien wir ehrlich: Engels ist auch einfach ein schöner Name.

Ihr Mann ist Fußballer. Musste sein Verein neue Trikots drucken?

Ja, das mussten sie wohl.

Zurzeit wird viel über die Aufteilung von mentaler Belastung und Fürsorge-Arbeit diskutiert. Wie verteilen Sie in Ihrer Partnerschaft all die kleinen Pflichten vom Bügeln bis zur Gute-Nacht-Geschichte?

Manche Sachen sind spontan: Zur Schule oder zum Kindergarten bringen – das machen wir beide mal. Bei anderen haben wir so eine gewohnheitsmäßige Aufgabenverteilung. Ich packe zum Beispiel die Waschmaschine und den Trockner voll. Ausräumen, falten und bügeln macht dann mein Mann. Für den restlichen Haushalt bin eigentlich ich zuständig – das Wischen überlasse ich aber wieder ihm. Er wischt so schön streifenfrei. In der Partnerschaft ist es so ähnlich. Ich würde zum Beispiel sagen: Meine Aufgabe ist die Zweisamkeit. Ich gucke, dass wir oft genug miteinander ausgehen und dass die Kinder dann versorgt sind. Ich bin für die Struktur und die Termine zuständig. Mein Mann ist eher für das Mentale da. Er guckt, dass ich mir Zeit und Ruhe für mich nehme.

Ein anderes Rollenbild aus der Mitteilung war die Business-Frau. Wie sieht Ihr geschäftlicher Alltag aus? Von außen sieht man ja nur die Künstlerin.

Eine wichtige Aufgabe ist für mich die Strategie hinter allen Projekten, sei es in der Musik, sei es auf Social Media. Das machen mein Mann und ich alles allein, und in Instagram und TikTok stecken viel Arbeit und Kreativität. Man muss das auch jeden Tag machen. Außerdem haben wir Immobilien, die verwaltet werden müssen. Als Business-Frau sehe ich also zu, dass meine Mieter zufrieden sind.

Sie sind Vermieterin? Wann finden Sie denn Zeit, auch noch Häuser zu verwalten?

Natürlich habe ich ein kleines Team. Ich gucke nicht selbst, ob die Mieten reinkommen. Aber am Ende muss trotzdem ich mich kümmern, wenn mal ein Fenster Feuchtigkeit hat oder eine Dusche ausgetauscht werden muss oder ein Mieterwechsel stattfindet. Mittlerweile vermieten wir zwei Mehrfamilienhäuser, auch als Sicherheit für die Kinder. Der Plan ist, dass die das mal erben.

Was für Mieter wünscht sich die Eigentümerin Sarah Engels? Lieber die alleinstehende, liquide Unternehmensberaterin? Oder Studenten, die nach einem halben Jahr vielleicht schon wieder ausziehen?

Man wünscht sich natürlich immer Mieter, die nicht alle halbe Jahre ein- und ausziehen. Ich mag Familien gerne, auch wenn bei kleinen Kindern vielleicht mal was kaputtgeht. Aber ich finde es schön, wenn Leben drin ist. Und ich weiß auch, wie viel eine schöne Wohnung für Familien wert ist. Kinder sollten sich irgendwo richtig zu Hause fühlen.

Wie reagieren Ihre Mieter, wenn sie begreifen, dass die Eigentümerin hauptberuflich singt?

Die einen finden es gut, denke ich mal. Andere vielleicht auch nicht. Das hat mir bis jetzt aber zum Glück noch nie einer gesagt.

Sie singen: „Starke Mädchen stellen sich jedem Gegenwind, bis sie eines Tages starke Frauen sind.“ Wann war das bei Ihnen? Schon bei DSDS? Beim Hausbau? Beim ersten Kind? Sie haben ja alles sehr früh im Leben gemacht.

Und ein bisschen war das vielleicht auch mein Problem: Ich habe ganz früh viel Verantwortung getragen hat, als Mutter, als wir ein Haus gebaut haben – alles mit Anfang 20. Ich hatte keine Ahnung von all dem und war überfordert. Nach außen sollte das keiner sehen. Ich wollte mir das nicht mal selbst eingestehen. Ich wolle eine Sarah sein, von der die anderen sagen: Boah, ist die erwachsen! Ich war es gar nicht, aber ich habe mich der Herausforderung gestellt und musste diese starke Frau dann werden. Es gab keinen einzelnen Moment. Das war ein Prozess.

Keiner sollte Ihre Unsicherheit sehen, sagen Sie. Das Verrückte ist ja, dass Sie sich trotzdem bei allem haben zusehen lassen. Sie haben Sie in zwei Jahren vier Doku-Soaps gedreht, über den Hausbau, die Geburt, den Urlaub. Haben Sie das später bereut?

Bereuen wäre das falsche Wort. Das war wichtig und hat mich wachsen lassen. Ich habe dabei viel über das Leben gelernt und das eben schon in sehr jungen Jahren. Trotzdem würde ich es heute anders handhaben.

Wobei Sie immer noch viel Privates mit den Fans teilen. Die Bilder Ihrer zweiten Hochzeit kenne ich aus einem Musikvideo. Was machen Sie heute anders?

Ich teile gerne private Einblicke, aber der Rahmen ist heute anders. Jetzt mache ich alles selbst und das so, dass ich mich wohlfühle. Damals bin ich in viele Dinge einfach reingerutscht. Mit 17 war ich auf einmal im Haifischbecken. Ich will gar keinem irgendeine Schuld geben. Ich war nur einfach auf einmal im Fernsehen, habe damit Geld verdient und wusste nicht, wo hinten und vorne ist. Und keiner erklärt einem wirklich, was jetzt gut für mich ist und was ist schlecht. Das muss man selber rausfinden.

Einen kleinen privaten Einblick bietet auch Ihr Song „Starke Mädchen“. Am Ende sagt da eine Kinderstimme: „Mama, ich bin ein starkes Mädchen.“ Ich vermute, das ist nicht irgendein Kind?

Stimmt, das ist meine Tochter. Eigentlich war nicht geplant, dass sie mitsingt. Ich hatte das als Video auf meinem Handy. Wir haben dann spontan entschieden, die Audiospur mit in den Song zu nehmen.

Wie man Mädchen stark macht – und wie man Jungs ermutigt, Schwäche zuzulassen –, beschäftigt viele Eltern. Gibt es Dinge, die Sie dabei anders machen möchten als Ihre Eltern?

Es gibt Momente in meiner Kindheit, die ich meiner Tochter genauso weitergeben möchte, wie meine Mama das gemacht hat. Meine Mama war für mich immer wie meine beste Freundin. Wir haben über alles gesprochen und ich habe ihr wirklich sehr viel anvertraut. Das wünsche ich mir auch für meine Kinder. Aber man hat vielleicht auch Dinge in der Kindheit erlebt, die nicht so schön waren. Und das möchte man dann auch explizit anders machen.

Was ist das Mütterlichste, das Sie mit Ihrer Mutter verbinden? Und was war das Väterlichste an Ihrem Vater?

Ich glaube, eine Mama ist einfach für einen da. Die gibt dir ein Gefühl von Sicherheit, egal, wie ich mich meiner Mama gegenüber verhalte. Auch wenn ich mich unfair benehme, auch wenn ich was Blödes sage – die Mama ist da und die bleibt auch. Die liebt, bedingungslos, egal, für welchem Weg du dich entscheidest. Eine Mama ist fürsorglich, vielleicht sogar ein bisschen überfürsorglich oder überängstlich. Das ist meine Vorstellung von einer Mutter. Und ein Vater ist dann eher so ein bisschen der Taffere. Der sagt: Komm Kind, stell dich nicht so an, steh wieder auf.

Wenn Kinder nach Hause kommen, selbst wenn sie schon erwachsen sind, dann führt der erste Gang oft zum Kühlschrank. Wer ist bei Ihnen zuhause dafür zuständig, dass es schmeckt?

Also, bei uns war es eigentlich anders. Meine Mama konnte sehr gut kochen. Aber trotzdem hatten wir eigentlich nie Lust auf das Essen. Essen hat uns als Kinder nicht interessiert. Und heute ist es genauso. Um ehrlich zu sein, bin ich auch keine große Köchin. Da ist schon eher mein Mann derjenige, der gut kocht und dem das vor allem auch Spaß macht. Ich weiß gar nicht, ob das Gericht einen Namen hat, aber er macht so einen leckeren Lachs mit Gemüse im Backofen. Eigentlich könnte er das mal wieder machen.

Sie selbst haben im Fernsehen ein Promi-Backen gewonnen, obwohl Sie sonst angeblich nur Backmischungen anrühren. Hat die Show Ihr Niveau dauerhaft gehoben?

Ich bin längst wieder in meiner Fertigkuchenwelt. Ich habe es nicht so mit Torten, für die man acht Stunden in der Küche steht, nur damit am Ende alles wie ein Schlachtfeld aussieht. Für den Kindergarten hab ich mal richtig aufwendige Krümelmonster-Muffins gemacht. Das hat mich unendlich viel Zeit gekostet. Und dann haben mir alle Kinder gesagt, dass die blaue Lebensmittelfarbe nicht schmeckt. Es muss gar nicht so kompliziert sein, wie man immer glaubt. Gefeiert wird man für die einfachen Sachen.