Linda Teodosiu und ihre Freundin Xandra sprechen über fehlenden queere Vorbilder, die Angst sie selbst zu sein und den Stereotypen Lesbe.
„Mätropolis“-SängerinLinda Teodosiu spricht über ihr Outing - „Ich hatte einfach Angst“

Linda Teodosiu und ihre Partnerin Xandra.
Copyright: Thomas Banneyer
Die neueste Single der Kölner Karnevalsband Mätropolis könnte sogar Countryfans zum Mitwippen verleiten. Dass der Text des Rockemarieche-Covers etwas von den üblichen Karnevalsthemen abweicht, zeigt sich bereits in der ersten Strophe. Es geht ganz offensichtlich um eine karnevalistische Romanze. Wie in gefühlt hunderten anderen Lieder ist es allerdings keine Hetero-Romanze. Frontsängerin Linda Teodosiu singt im Refrain: „Ich han dat Marieche gebützt, einfach so mitten auf de Schnüss.“
Queere Liebe im Karneval - noch eine Seltenheit. Für Teodosiu war das einer der Gründe, ihre Sexualität und Liebesbeziehung mit einer Frau lange Zeit nicht öffentlich bekannt zu geben. „Ich hatte das Gefühl, dass das meiner Karriere schaden könnte,“ erzählt sie. Seit ihrem Outing im Frühjahr dieses Jahres sei eine Last von ihren Schultern gefallen.

Linda Teodosiu und ihre Partnerin Xandra.
Copyright: Thomas Banneyer
„Wir wollen doch einfach nur geliebt und akzeptiert werden.“ Teodosiu sitzt neben ihrer Freundin Alexandra am Tisch eines kleinen Cafés am Heumarkt. Im Hintergrund laufen die Vorbereitungen für die Pride Parade bereits auf Hochtouren. Zwischendurch streicht Alexandra Teodosiu liebevoll eine Haarsträhne zurecht. Bei der CSD-Parade, die am Sonntag bunt durch die Stadt zieht, kann sie nicht dabei sein. „Darüber bin ich super traurig“, bedauert die Sängerin.
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Teodosiu ist erfolgreich als Frontsängerin der kölschen Frauenband Mätropolis. Bereits 2008 wurde sie einem größeren TV-Publikum durch die Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ bekannt. Außerdem tourt sie solo als Popsängerin - sogar mit Weltstar Beyoncé war sie bereits unterwegs.
Im März verrät sie in einem TV-Interview versehentlich, dass sie seit vier Jahren mit einer Frau zusammen ist: „Ich dachte im ersten Moment nur: Ach du Scheiße. Was hab ich da eigentlich gerade gesagt?“ Nach dem ersten Schock ist für sie klar, sie möchte sich outen und erlaubt RTL ihr Outing zu veröffentlichen.
Linda Teodosiu: „Wir outen uns ja nur, weil wir das Gefühl haben, dass das einfach noch nicht normal ist.“
Ein wichtiger Schritt für die Kölnerin und ihre Beziehung. Xandra freut sich für ihre Freundin, endlich sie selbst sein zu dürfen und offen queer zu leben: „Es hat sie nicht richtig leben lassen und oftmals in vielen Dingen ausgebremst. Emotional, aber auch in ihrer Karriere.“ Xandra hat sich mit 21 geoutet, arbeitet als DJ und veranstaltet Partys in Köln. Sie wünscht sich mehr queere Vorbilder in der Musikindustrie, damit ein Outing für andere leichter wird und die Akzeptanz in der Gesellschaft steigt. Es gibt keine stereotypische Lesbe, sagt Alexandra.
Teodosiu schlürft ihren Iced Matcha Latte und erzählt, was sie dazu bewogen hat, ihre über vier Jahre bestehende Liebesbeziehung zu einer Frau bisher weitestgehend von der Öffentlichkeit fernzuhalten: „Ich hatte einfach Angst.“ Nicht nur von ihrem Vater habe sie sich mehr Toleranz gewünscht, auch von der Gesellschaft: „Wir outen uns ja nur, weil wir das Gefühl haben, dass das einfach noch nicht normal ist.“
Hass im Netz sei für die beiden auch ein Thema, denn unter den TikTok-Videos der beiden finden sich immer wieder queerfeindliche Kommentare. Xandra wünscht mehr Offenheit und weniger Engstirnigkeit: „Lesben können feminin sein, sich schminken, keine Röcke tragen, lange und kurze Haare haben.“ Kommentare wie: „Wer ist jetzt der Mann von den beiden?“, zeigten, wie wenig normal queere Liebe immer noch in der Gesellschaft sei. Um dem entgegenzuwirken, reden die beiden Frauen in ihrem Podcast „Blond XL“ auch über ihre Beziehung, ihre Berufe und was sie sonst im Alltag bewegt.
Neuer Song auch für Teodosius Freundin
Bewegung ist auch bei Teodosius Band drin. Mätropolis haben sich erst 2022 gegründet, Aufsehen erregte in der vergangenen Session der Stimmungs-„Hit Rakete“. Bei der Kneipentour der Mitsing-Initiative „Loss mer singe“ landete er auf einem starken fünften Platz. „Im Moment ist ‚Rakete‘ noch ziemlich am Durchstarten.“ Sogar bis an den Ballermann hat der kölsche Song geschafft. Dafür ist eine hochdeutsche Version entstanden. Anfragen von Ballermann-Stars gab es auch, aber die Band hat sich dagegen entschieden: „Wir möchten eine kölsche Band bleiben und keine Ballermanngruppe sein.“
Die vier Frauen von Mätropolis covern nach Teodosius Outing den Song „Ich han dat Marieche gebützt“ von der Band Rockemarieche, die sich 2021 aufgelöst haben. Für das Cover haben sich Mätropolis die ehemalige Rockemarieche-Frontsängerin Peggy Sugarhill ins Boot geholt. Einige Begriffe wurden ausgetauscht, dazu kommt ein neues musikalisches Arrangement mit Country-Anstrich. „Die Mädels aus der Band musste ich erst überzeugen, aber nach meinem Outing und vor dem CSD hat der Song perfekt gepasst.“ Die neue Version singt Teodosiu somit auch für ihre Freundin. Der Song endet mit den Worten: „Ja, ich wusste genau, dass das richtig ist.“