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Nach internationaler KritikElon Musk lässt Twitter-Nutzer über seinen Chef-Status abstimmen – und verliert

Lesezeit 4 Minuten
Elon Musk spricht während einer Pressekonferenz. Er gestikuliert dabei.

Elon Musk spricht während einer Pressekonferenz. (Archivbild)

Für eine Milliardensumme kaufte Elon Musk den Kurznachrichtendienst Twitter. Direkt krempelte er den Laden um, viele Mitarbeiter mussten gehen. Nun stellt er selbst die Weichen auf Abschied – zumindest ein bisschen.

Beim Kurznachrichtendienst Twitter steht der Mehrheitsanteilseigner Elon Musk vor dem Rücktritt als Unternehmenschef. In einer vom 51-Jährigen selbst eingeleiteten Twitter-Umfrage sprach sich die Mehrheit am Montag für diesen Schritt aus. Musk hatte zuvor versichert, sich an das Abstimmungsergebnis zu halten.

Musk hatte zu der Umfrage geschrieben: „Soll ich als Chef von Twitter zurücktreten? Ich werde mich an die Ergebnisse dieser Umfrage halten“, schrieb er in der Nacht zu Montag, 19. Dezember, auf der Plattform. Die Nutzer konnten mit „Ja“ oder „Nein“ abstimmen.

Zuvor hatte es massive Kritik an Twitter gegeben, nachdem das Online-Netzwerk erklärt hatte, seinen Nutzerinnen und Nutzern künftig nicht mehr zu erlauben, ihre Präsenz auf bestimmten Konkurrenz-Plattformen zu bewerben – darunter Facebook, Instagram oder Mastodon. Musk versprach in einem weiteren Tweet, größere Änderungen der Richtlinien für die Plattform künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen. „Ich bitte um Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen.“

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Die neue Richtlinie gegen die Konkurrenz-Plattformen gilt Twitter zufolge sowohl für Tweets als auch für die Biografie des eigenen Accounts. In Zukunft werde Twitter keine kostenlose Werbung für bestimmte Social Media-Plattformen auf Twitter mehr zulassen, hieß es.

Der 51-jährige Tesla-Chef hatte den Kurznachrichtendienst im Oktober im Schulterschluss mit anderen Investoren für 44 Milliarden US-Dollar übernommen und einen großen Teil der Belegschaft entlassen, um die Kosten des defizitären Unternehmens zu reduzieren. In Teilen der Politik und Zivilgesellschaft gab es Sorgen, dass der Multimilliardär den weltweit wichtigsten Kurznachrichtendienst nach seinem Gusto nutzen und die demokratische Meinungsbildung negativ beeinflussen könnte, indem er zum Beispiel kaum noch gegen Falschinformationen vorgehen lässt. Auch andere Aktionen des kontroversen Unternehmers sorgten für scharfe Kritik. 

Twitter hatte seit Donnerstag, 15. Dezember, zudem die Accounts mehrerer prominenter US-Journalisten gesperrt. Die Sperrungen waren nach Angaben der Betroffenen ohne Vorwarnung erfolgt. Ein Großteil der Accounts wurde zwar mittlerweile wieder freigeschaltet – die Kritik an dem Vorgehen war aber riesig. Viele Nutzerinnen und Nutzer bewarben daraufhin – aber auch schon zuvor – den Twitter-Konkurrenten Mastodon als Alternative.

Elon Musk steht seit Twitter-Übernahme immer wieder in Kritik

Musk hatte sich in der Vergangenheit immer als Vorkämpfer für Meinungsfreiheit präsentiert. Auf Twitter propagierte er schließlich Verschwörungstheorien und nutzte die Plattform, um in seinen Tweets für die US-Republikaner zu werben. Der Online-Dienst hatte sich in den vergangenen Jahren zu einer wichtigen Kommunikationsplattform entwickelt: Auf der ganzen Welt nutzen Regierungen, Behörden und Politiker Twitter für ihre Öffentlichkeitsarbeit.

Es ist nicht die erste Umfrage, die Musk auf Twitter durchführen ließ. Im vergangenen Jahr ließ Musk sich zum Beispiel mit einer Twitter-Abstimmung verpflichten, ein Zehntel seiner Tesla-Aktien zu verkaufen. Im November ließ er abstimmen, ob der ehemalige US-Präsident Donald Trump wieder auf dem Kurznachrichtendienst tätig werden darf. Ja, darf er, lautete mit knapper Mehrheit die Antwort, woraufhin Twitter den Account wieder entsperrte.

Musk versprach in der Nacht zu Montag, 19. Dezember, in einem weiteren Tweet, größere Änderungen der Richtlinien für die Plattform künftig ebenfalls zur Abstimmung zu stellen. „Ich bitte um Entschuldigung. Wird nicht wieder vorkommen.“ 

Twitter stimmen für Rücktritt von Elon Musk als Firmenchef

Bei Tesla hat Musk ebenfalls das Sagen. Mit dem Verkauf von Aktien des Elektroauto-Herstellers stemmte der Unternehmer die Twitter-Übernahme. Der Autokonzern verlor an der Börse zuletzt deutlich an Wert. Vor drei Monaten waren die Anteilsscheine noch etwa doppelt so viel wert wie derzeit. Dadurch schrumpfte auch das Musks Vermögen und er gilt nicht mehr als reichster Mensch der Welt. In den Ranglinsten „Bloomberg Billionaires“ und „Forbes“ belegt er seit Kurzem nur noch Platz zwei hinter dem französischen Unternehmer Bernard Arnault vom Luxusgüterkonzern LVMH.

Aus Reihen von Tesla-Investoren kam Kritik an Musk - sie forderten ihn auf, sich wieder verstärkt Tesla zu widmen und den Autobauer auf Kurs zu halten. Die Analystin Susanna Streeter von der Investmentgesellschaft Hargreaves Lansdown erklärte am Montag, ein Musk-Rücktritt als Twitter-CEO könnte die Tesla-Aktien vorübergehend mit einem „Schuss Optimismus“ antreiben - dies verbunden mit der Hoffnung, dass Musk dem Autobauer endlich die Aufmerksamkeit gibt, die er braucht in einer Zeit von Widrigkeiten wie der fallenden Nachfrage in China. (dpa)

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