Anzeige gegen WupperverbandHätte früher Platz in Talsperren geschaffen werden können?

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Am 15. Juli lief die Bevertalsperre über, ebenso wie die Wuppertalsperre, die hinter der Bever liegt und mit ihr verbunden ist.

Am 15. Juli lief die Bevertalsperre über, ebenso wie die Wuppertalsperre, die hinter der Bever liegt und mit ihr verbunden ist.

Wipperfürth – Wären die Überschwemmungen in der Hansestadt, als Wupper, Hönnige und Gaulbach zahlreiche Wohnungen, Firmengebäude und Keller unter Wasser setzten, vermeidbar gewesen? Hätte der Wupperverband früher reagieren und mehr Platz in den Talsperren schaffen können?

Fragen, die sich viele Menschen stellen, und die bald auch die Gerichte beschäftigen dürfte. Ein Wuppertaler Anwalt vertritt nach eigenen Angaben mehr als 100 Hochwassergeschädigte, er hat Strafanzeige gegen den Wupperverband eingereicht – wegen „Herbeiführung einer Überflutung“. Eine Frage ist, ob der Wasserverband möglicherweise wegen „Amtshaftung“ in Regress genommen werden kann.

Eine Chronologie der Ereignisse seit der Prognosen

„Die Erfolgsaussichten dürften sehr gering sein“, so die Einschätzung des Wipperfürther Rechtsanwalts Dr. Michael Pehlke, der als Anwohner der Kaiserstraße selbst von Hochwasser betroffen war. Auf seiner Internetseite hat der Wupperverband einen umfangreichen Katalog von Fragen und Antworten zum Talsperrenmanagement und Hochwasserschutz veröffentlicht. Dabei geht es vor allem um den Umgang mit der Wuppertalsperre.

Thema im Umweltausschuss

Der Wipperfürther Ausschuss für Klima, Umwelt, Natur tagt am heutigen Mittwoch, 25. August, 17.30 Uhr, im Gasthaus Wigger in Egen mit der Evaluierung des Hochwasserereignisses. In einer umfangreichen Vorlage gibt die Verwaltung Erläuterungen zum Hochwasserrisiko, Lösungsansätzen und Schutzmaßnahmen. Auf der Tagesordnung steht außer dem eine Bürgeranregung „Wipperfürth vor Hochwasser und Fluten durch Starkregen besser schützen.“

Am Sonntag,11. Juli, habe der Deutsche Wetterdienst erstmals eine sehr unsichere Vorhersage getroffen. Die Rede war von „gebietsweise 30 bis 60 Millimeter, lokal auch mehr als 80 Millimeter Regen in 24 Stunden.“ Der Wupperverband erklärt, darauf habe man begonnen, mehr Wasser als üblich aus der Bever- und der Wuppertalsperre abzulassen, um einen Puffer zu schaffen. Generell umfasse das Talsperrenmanagement nicht nur den Hochwasserschutz, sondern habe auch die Aufgabe, in den Trockenphase die Wupper zu unterstützen.

Prognosen stellten tatsächliche Niederschläge in den Schatten

Am Dienstag, 13. Juli, wird die Vorhersage konkreter: „Verbreitet Auftreten von schauerartigen, teils gewittrigen Regenfällen. Dabei lokal extreme Regen-summen möglich.“ Der Wupperverband lässt noch mehr Wasser ab, bis zu 55 Kubikmeter pro Sekunde schießen aus der Wuppertalsperre talwärts.

Dann kommt Mittwoch, 14. Juli. Die tatsächlichen Niederschläge von rund 160 Millimeter innerhalb von 24 Stunden – im gesamten Einzugsgebiet der Wupper – stellen alle Prognosen weit in den Schatten. Immer mehr Wasser aus Flüssen und Bächen strömt in die Wuppertalsperre. Gegen 23 Uhr ist Vollstau erreicht, die Talsperre läuft über.

Weiter Vorsorge für die Hönnige geplant

„Das ist Wahnsinn, was da passiert ist – jedem, der das gesehen hat, geht das unter die Haut“, bekannte Thomas Klein, Technischer Leiter des Wupperverbandes. Der Verband war vergangene Woche zu einer Sondersitzung des Stadtrates nach Leichlingen eingeladen worden, um Rede und Antwort zu stehen. Leichlingen gehört zu den Wupperanrainern, die besonders heftig betroffen waren.

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Der Wupperverband hat nach eigenen Angaben aus dem Hochwasser Konsequenzen gezogen. In einem ersten Schritt wurden die Pegel von Wuppertalsperre und Bever weiter abgesenkt. Auch für Nebengewässer – dazu zählt auch die Hönnige – müsse man weitere Vorsorgemaßnahmen treffen. Hierbei will der Verband die Kommunen mit Daten und Expertise unterstützen. Zudem habe man einen neutralen Experten beauftragt, ein Gutachten zu dem Hochwasser zu erstellen.

„Der Klimawandel stellt alle am Wassermanagement beteiligten Partner vor neue Aufgaben“, so der Verband. Langfristige Optimierungen der Hochwasservorsorge würden mit den Kommunen gemeinsam geplant.

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