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Interview

Autoexperte Stefan Bratzel
„Ford braucht mehr als nur eine Renault-Partnerschaft“

2 min
Stefan Bratzel ist Gründer und Leiter des Auto-Instituts CAM in Bergisch Gladbach.

Stefan Bratzel ist Gründer und Leiter des Auto-Instituts CAM in Bergisch Gladbach.

Fords Marktanteil in Europa ist dramatisch gesunken, neue Modelle lassen auf sich warten. Die jetzt verkündete Allianz mit Renault soll helfen – doch Autoexperte Stefan Bratzel sieht darin nur eine „Notlösung“.

Herr Bratzel, ist die jetzt verkündete Partnerschaft mit Renault ein Befreiungsschlag für Ford?

Es ist wohl eher eine Notlösung, um auf dem europäischen Markt voranzukommen. Ford muss hier die Kosten senken und günstige Fahrzeuge anbieten. Renault bietet günstige Fahrzeuge. Das könnte also passen. Also kein Befreiungsschlag, aber ein Schritt in die richtige Richtung.

Fords Marktanteil in Europa ist dramatisch gesunken.

Ja, gerade deshalb braucht Ford die neuen Fahrzeuge. Die kommen Anfang 2028. Und bis dahin wird Fords Marktanteil wohl nicht steigen. Neue Fahrzeuge brauchen auch die Ford-Händler dringend für ihr Geschäft. Ford hat eher zu spät reagiert.

Bei den Pkw bietet Ford aktuell die E-Autos Explorer und Capri sowie Kuga und Puma. Stabilisieren die leichten Nutzfahrzeuge nicht das Geschäft?

Die leichten Nutzfahrzeuge sind extrem wichtig für Ford Europa und laufen noch gut. Aber auch hier greifen chinesische Hersteller künftig an. Sie planen auch eine Fertigung in der Türkei. Auch auf dem Feld wird es für Ford nicht leichter. Und auch hier hat Ford eher zu spät reagiert.

Ford baut mit Renault kleinere Autos. Ist das ein gutes Geschäft?

Kleinere Autos, kleinere Margen, lautet die Faustformel in der Branche. Außerdem kommt nicht nur die Plattform von Renault, die Fahrzeuge werden auch dort gebaut. Da bleibt abzuwarten, was Ford an Marge bleibt. Ich sehe den Autobauer nach wie vor in einer ganz kritischen Lage. Er braucht weitere Modelle und weitere Wertschöpfung, um in Europa erfolgreich zu sein. Es müssen hier Leute am Ruder sein, die den Geschmack der europäischen Kunden kennen und den Markt mit möglichen Nischen. Die Fahrzeuge müssen hier entwickelt werden. Und das in einem immer schwerer werdenden Markt. Interview: Ralf Arenz