Ford und Renault wollen gemeinsam E-Autos bauen. Vom Band laufen sie in einem Renault-Werk in Nordfrankreich.
Neue PartnerschaftFord baut jetzt gemeinsam mit Renault E-Autos

Elektro-Neuwagen stehen auf dem Gelände von Ford in Köln.
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Begeisterung hat die neuen Kooperation mit Renault bei der Ford-Belegschaft am Dienstag nicht ausgelöst. Bei einer Betriebsversammlung reagierten die Mitarbeitenden eher verhalten. Das ist zwar eigentlich eine gute Nachricht. Auf die Stimmung gedrückt, so berichten Teilnehmer, habe allerdings die Ankündigung von Ford-Werke-Geschäftsführer Marcus Wassenberg, dass die Zusammenarbeit keinen Einfluss auf die laufenden Abbauprogramme bei dem Autobauer hätten.
Ford und Renault bauen gemeinsam E-Autos, wie die Unternehmen am Dienstag in Paris bekannt gegeben haben. Ihr Ziel: das Angebot an Elektrofahrzeugen von Ford für europäische Kunden zu erweitern und damit die Wettbewerbsfähigkeit beider Unternehmen in der sich rasch wandelnden Automobilbranche in Europa deutlich zu stärken.
Entwickelt werden sollen zwei unterschiedliche Fahrzeuge, die im Renault Werk im nordfranzösischen Douai vom Band laufen – das erste Anfang 2028. Dafür wird dann auch die Renault-Plattform für E-Autos namens Ampere genutzt. Ford beeilt sich zu versichern, dass die Fahrzeuge eine authentische Ford-DNA haben würden sowie eine unverwechselbare Fahrdynamik.
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Die strategische Partnerschaft mit der Renault Group ist ein wichtiger Schritt für Ford und unterstützt unsere Strategie, ein hocheffizientes und zukunftsfähiges Geschäft in Europa aufzubauen.
Entwickelt würde gemeinsam, so ein Ford-Sprecher. Das betreffe das Design und die Fahrwerksabstimmung, so der Sprecher weiter. Auf Ford-Seite soll die Arbeit im Entwicklungszentrum in Köln-Merkenich erfolgen. Gerade das ist aber besonders hart von den laufenden Stellenabbau-Programmen betroffen. Bluten musste es bereits 2023. Durch ein Sparprogramm sollten in Europa 3800 Stellen entfallen. Darunter waren 2300 Stellen in Köln. Allein 1700 von damals noch 3900 Stellen sollten im Entwicklungszentrum in Merkenich entfallen.
Der nächste Einschlag folgte 2025. Von 2900 Stellen, die bis Ende 2027 gestrichen werden sollen, entfielen diesmal 600 auf die Fahrzeugentwicklung in Merkenich. Kaum vorstellbar, dass mit der reduzierten Personalstärke noch komplette Fahrzeuge entwickelt werden können. Da scheint es fast konsequent, dass nur ein Teil der Entwicklungsarbeit für die neuen E-Autos in Merkenich erledigt wird.
Inzwischen ist der Stellenabbau bei Ford in vollem Gange. Dabei hatte Ford den Sparkurs im Sommer noch einmal verschärft. Ford streicht zu Beginn des kommenden Jahres die zweite Schicht in der Fertigung, weil sich die in Köln gefertigten E-Autos Explorer und Capri schlecht verkaufen. 1000 Jobs kostet das, darunter die von 250 Leiharbeitnehmern. Insgesamt geht es jetzt um knapp 4000 Mitarbeitende. Zum Teil hat Ford die Abbauziele aus den früheren Programmen noch nicht erreicht. Andererseits haben Mitarbeitende zwischenzeitlich das Unternehmen verlassen.
Kölner E-Autos verkaufen sich schlechter als geplant
Den Mitarbeitenden, die jetzt das Unternehmen freiwillig verlassen, winken hohe Abfindungen, auf die sich Arbeitnehmervertreter und Geschäftsleitung verständigt haben. Die richten sich nach dem Entgelt, Betriebszugehörigkeit, Unterhaltspflichten oder dem Grad der Behinderung und können leicht mehr als 200.000 Euro betragen und in Einzelfällen auch teils deutlich höher liegen.
„Das Angebot wird gut angenommen“, sagte ein Ford-Sprecher. Nähere Angaben wollte er nicht machen. Zu hören war am Dienstag, dass der geplante Abbau in der Fertigung unter Dach und Fach sei.
Die Fahrzeuge, die Ford von Renault bauen lässt, sind kleiner als Explorer und Capri. Mit den beiden Modellen wollte Ford die Marke höher positionieren. Der Einstiegspreis für den Explorer liegt dabei knapp unter 40.000 Euro. Mit Allrad-Antrieb, größerer Reichweite und umfangreicher Ausstattung geht es auch bis an die 60.000 Euro. Der Capri ist sogar noch etwas teurer.
Das hat offenbar nicht funktioniert. In den ersten elf Monaten des Jahres sind bislang 9632 Explorer und 3450 Capris in Deutschland neu zugelassen worden. Da Ford traditionell eine hohe Exportquote hat, könnten in Europa etwas über 50.000 Fahrzeuge erstmals auf die Straßen gekommen sein.
Zusammenarbeit auch bei Nutzfahrzeugen geplant
Ford selbst nennt keine Zahlen. Sie werden aber für das laufende Jahr sicherlich weit unter der möglichen Jahresproduktion von 200.000 Fahrzeugen liegen. Für Explorer und Capri nutzt Ford eine VW-Plattform, auf der etwa der ID3 und weitere E-Autos der VW-Gruppe stehen. Insgesamt kann Ford 1,2 Millionen dieser Plattformen nutzen.
Für die kleineren Fahrzeuge will Ford „die starken EV-Ressourcen und die Wettbewerbsfähigkeit der Renault Group“ nutzen, teilten die Unternehmen mit. Das mache Sinn, so der Autoexperte Stefan Bratzel. Auf dem Feld verfüge Renault über eine große Expertise. (siehe Interview) Ford gehe einen Schritt in die richtige Richtung. Ein Befreiungsschlag sei das nicht.
Während Renault seine Werke besser auslasten kann, sieht Ferdinand Dudenhöffer in der Kooperation für Ford die Chance, die Marke in Europa zu erhalten. Ford sei in Europa zu klein, habe deshalb in der Vergangenheit Werke geschlossen, zuletzt das in Saarlouis vor zwei Wochen, wo der Focus vom Band gelaufen ist. Er glaubt, dass die Partnerschaft in Zukunft auf weitere Modell ausgedehnt wird.
Bratzel verweist eher darauf, dass Ford für Wertschöpfung im eigenen Unternehmen sorgen müsse. Das sieht auch der Ford-Betriebsrat so. Er kritisiert, dass Ford die zusätzlichen Autos nicht zu einer Reduzierung des Stellenabbau-Programms nutzt und die Autos nicht in Ford-Werken gebaut werden. Er fürchtet sogar, dass die neuen Autos eine Konkurrenz für die bestehenden Ford-Fahrzeuge sind, die dann weniger Kunden gewinnen könnten.
„Die strategische Partnerschaft mit der Renault Group ist ein wichtiger Schritt für Ford und unterstützt unsere Strategie, ein hocheffizientes und zukunftsfähiges Geschäft in Europa aufzubauen“, sagte dagegen Ford-Chef Jim Farley und gab damit ein Bekenntnis zu Europa ab. „Langfristig wird die Bündelung unserer Kräfte mit Ford uns innovativer und reaktionsfähiger in einem sich schnell verändernden europäischen Automobilmarkt machen“, so Renault-Chef François Provost.
Zusammenarbeit ein erster Schritt
Die jetzt vereinbarte Zusammenarbeit markiere den ersten Schritt einer umfassenden neuen Produktoffensive von Ford in Europa, heißt es in einer Pressemitteilung weiter. Das erste der beiden Fahrzeuge werde voraussichtlich Anfang 2028 in den Showrooms zu sehen sein.
Darüber hinaus haben Renault und Ford auch eine Absichtserklärung (Letter of Intent, LOI) für eine Zusammenarbeit im Bereich leichter Nutzfahrzeuge in Europa unterzeichnet. Im Rahmen dieser Absichtserklärung würden die Partner die Möglichkeit prüfen, ausgewählte leichte Nutzfahrzeuge der Marken Ford und Renault gemeinsam zu entwickeln und herzustellen. Auch auf diesem Feld arbeitet Ford bislang mit VW zusammen. Der VW-Transporter basiert auf der Ford-Transit-Plattform und wird in der Türkei bei Ford-Otosan gebaut. Dafür nutzt der Stadtlieferwagen Ford-Connect die Basis des VW Caddy.


