Energiewende und PhotovoltaikLicht und Wärme auch bei Netzausfall

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Photovoltaik

Eine Photovoltaik-Anlage

Köln – Die Strompreise kennen derzeit nur eine Richtung: steil nach oben. Da wollen immer mehr Verbraucher Strom mit einer Photovoltaikanlage selbst erzeugen. Ein weiteres Argument für den Kauf kann die Versorgungssicherheit sein. Strom fällt zwar selten aus in Deutschland –aber sicher ist sicher. Nur hilft dann eine Photovoltaik-Anlage auch nicht immer.

Was passiert bei einem Stromausfall?

Fällt das Stromnetz aus, schaltet sich die Photovoltaik-Anlage über den eingebauten Wechselrichter ab. Er macht nicht nur aus Gleichstrom aus den Solarzellen Wechselstrom, sondern ist auch die Schnittstelle zum öffentlichen Stromnetz. Ohne Netz kann eine Einspeisung nicht stattfinden und sie darf auch nicht stattfinden, so Hauptgeschäftsführer Carsten König vom Bundesverband Solarwirtschaft (BSW). „Das Netz kann ja beispielsweise für Wartungsarbeiten sinnvollerweise abgeschaltet worden sein. Dies müssen Wechselrichter erkennen und in diesem Fall abschalten“, so König weiter. Ist die Solaranlage aber Notstrom-fähig oder kann Ersatzstrom bereitstellen, wofür ausreichend große Batterien nötig sind, können in einem Haus oder Wohnung – dann getrennt vom öffentlichen Netz – elektrische Geräte weiter betrieben werden.

Was unterscheidet Not- von Ersatzstrom?

Notstrom erlaubt den Weiterbetrieb etwa des Kühlschranks oder von Ladegeräten. Er reicht nicht für alle Verbraucher im Haus. Die zu versorgenden Geräte müssen laut BSW manuell angeschlossen werden. Dafür ist diese Lösung günstig und sollte bei jeder Hauselektrik funktionieren. Genutzt wird nur der Strom, der sich im Speicher befunden hat. Ein Ersatzstromsystem versorgt dagegen das ganze Haus, wenn nicht unbedingt Großverbraucher wie Backöfen genutzt werden sollen. Sie haben einen Trennschalter, der das Haus vom Netz nimmt, und unmittelbar danach auf Inselbetrieb umschaltet. Strom kommt aus dem Speicher, der von der Solaranlage wieder geladen wird, wenn die Sonne scheint. Dafür muss aber ein Fachbetrieb die Eignung der Hauselektrik prüfen.

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Wie groß sollte ein Stromspeicher sein?

Üblicherweise, so der BSW, haben Speicher für Einfamilienhäuser eine Größe von sechs bis zwölf Kilowattstunden. Vielleicht soll ein Elektroauto geladen oder eine Wärmepumpe betrieben werden. Letztlich muss jeder selbst entscheiden, wie viel ihm eine sichere Versorgung wert ist. In Deutschland war 2020 nur einer von vier Stromkunden von einer Unterbrechung betroffen, die im Schnitt zehn Minuten gedauert hat. „Insofern handelt es sich um eine Vorsichtsmaßnahme wie das Anlegen von Vorräten für den Notfall“, so König.

Wie verbreitet sind die Speicher?

60 Prozent der in diesem Jahr installierten Solaranlagen haben nach einer Markterhebung des BSW einen Speicher. Davon sind 70 Prozent Notstrom-fähig oder können Ersatzstrom bereitstellen. Damit können etwa 40 Prozent der neuen Anlagen bei einem Netzausfall Strom bereitstellen. Solaranlagen ohne Not- oder Ersatzstromversorgung könne in der Regel nachgerüstet werden. Große Speicher haben aber ihren Preis. Unter 5000 Euro lässt sich die Lösung kaum realisieren. Günstiger ist es, wenn Speicher und weitere Komponenten bei neuen Anlagen gleich mitgeplant und gekauft werden.

Für wen lohnt sich eine Photovoltaik-Anlage?

Will jemand etwas für die Umwelt tun, lohnt sich eine Photovoltaik-Anlagen auf jeden Fall. Sie kann auch wirtschaftlich Sinn machen, vor allem, wenn möglichst viel vom erzeugten Strom auch selbst genutzt wird, stellt die Verbraucherzentrale NRW heraus. Da kann der Einsatz eines Speichers schon angezeigt sein. Rund 30 Prozent des produzierten Stroms kann bei einer typischen PV-Anlage direkt selbst verbraucht werden. Mit einem Batteriespeicher sind es bis zu 70 Prozent. Strom, der nicht benötigt wird, wird ins Netz eingespeist. Dafür gibt es nach der Neufassung des EEG-Gesetzes jetzt für Anlagen mit einer Spitzenleistung von zehn Kilowatt 8,2 Cent pro Kilowattstunden, so die Verbraucherzentrale NRW. Die Verordnung macht auch eine vollständige Einspeisung wieder attraktiver. Dafür gibt es bis zu 13 Cent. Renditerechner etwa von der Stiftung Warentest helfen beim Kalkulieren.

Wie groß soll die Solaranlage sein?

Eine ideale Größe gibt es nicht. Die sinnvolle Anlagengröße hängt etwa ab vom Stromverbrauch und der verfügbaren Dachfläche. Große Anlagen sind in der Regle wirtschaftlicher.

Was ist bei der Installation zu beachten?

Die Dachfläche sollte möglichst verschattungsfrei sein, stabil und mit asbestfreien Dachdeckung. Optimal sind eine Südausrichtung und eine Dachneigung von 30 Grad. Neigungen von unter 25 oder über 60 Grad können den Stromgewinn aus der Solaranlage um bis zu zehn Prozent verringern. Heute sind oft auch noch Anlagen auf Ost- und Westdächern sinnvoll. Nach dem EEG vor der Neufassung sollten Photovoltaik-Anlagen nur maximal 70 Prozent der Nennleistung der Module ins Netz einspeisen.

Anlagen auf Ost- und Westdächern bleiben meist darunter, so dass durch diese Begrenzung kein Ertrag verloren geht. Diese Vorgabe wurde zwar durch Neufassung EEG 2023 abgeschafft. Das gilt aber nur für Anlagen, die nach dem 1. Januar in Betrieb gehen. Geht die Anlage noch im laufenden Jahr in Betrieb, muss diese Regelung nach aktueller Gesetzeslage eingehalten werden.

Wer darf eine Solaranlage installieren?

Installieren lassen von einem Fachbetrieb darf eine Solaranlage im Prinzip jeder. Besonders einfach ist es für Besitzer von Ein- oder Zweifamilienhäuser. Bewohner von Eigentumswohnungen müssen sich mit den Miteigentümern abstimmen. Mieter mit dem Vermieter, wenn es um kleine Anlagen geht, die an Balkonen angebracht werden.

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