Frage des TagesWarum fehlen so viele Kita-Fachkräfte?

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Rückkehrrecht

Wieviel ist dem Land NRW die Betreuung der Kleinen wert?

  • In NRW hängt es der Studie zufolge stark vom Wohnort ab, wie gut die Betreuung ist.
  • Die Kirchen sehen bei den Sachkosten eine Finanzierungslücke von 570 Millionen Euro.
  • Doch die Studien zeigen auch, dass NRW an den richtigen Stellen ansetzt.

Düsseldorf – In den nordrhein-westfälischen Kitas fehlen 15 600 Vollzeitbetreuer. Zu diesem Ergebnis kommt eine bundesweite Studie der Bertelsmann-Stiftung. Die Untersuchung sieht zwar Verbesserungen, stellt aber fest: „Die Betreuungssituation in den Kitas ist noch immer nicht kindgerecht und stellt zudem eine hohe Arbeitsbelastung für die Fachkräfte dar.“ Zwar habe sich das Kita-Personal in NRW seit 2013 um fast 50 Prozent auf 114 219 Personen erhöht. Zugleich stieg aber die Zahl der betreuten Kinder in den Kitas von 551 506 auf 595 383.

NRW liegt damit unter den westdeutschen Ländern im Mittelfeld. Der Anspruch der schwarz-gelben Landesregierung ist es, in die Spitzengruppe vorzurücken. Leicht verbessert hat sich die durchschnittliche Zahl der Kinder pro Erzieher (Betreuungsschlüssel) bei den Über-Dreijährigen: 2013 kümmerte sich eine Erzieherin um 9,6 Kinder, im März 2018 waren es nur noch 8,7. In den Kitas für Unter-Dreijährige habe sich die Situation hingegen leicht verschlechtert: von 3,6 auf 3,7 Kinder. Zu beachten sei aber, dass ein Drittel der Arbeitszeit einer Erzieherin auf nichtpädagogische Tätigkeiten wie Elterngespräche entfällt.

In NRW hängt es der Studie zufolge stark vom Wohnort ab, wie gut die Betreuung ist.

Auf eine Erzieherin in Duisburg, Wesel, Bottrop, Recklinghausen oder im Kreis Olpe kommen rund zehn Kinder. Dagegen kümmert sich eine Kollegin in Leverkusen oder Köln rein rechnerisch um 7,8 Kinder. Am besten schneiden Paderborn, Münster, Bielefeld, Dortmund oder Mönchengladbach ab. Bei Krippen ist die Personaldecke in den Kreisen Olpe und Kleve so wie in Gelsenkirchen besonders dünn. Köln und Düsseldorf liegen hier im Mittelfeld.

Für den kommenden Montag ist im Landtag eine zehnstündige Experten-Anhörung zum neuen Kinderbildungsgesetz (KiBiz) angesetzt. Die schwarz-gelbe Landesregierung will künftig jedes Jahr 1,3 Milliarden Euro mehr in Kitas investieren und ein zweites beitragsfreies Kita-Jahr einführen. Kritik kommt insbesondere von Seiten der freien Träger wie Kirchen und Wohlfahrtsverbänden, die drei Viertel der Kitas im Land führen. Mit dem neuen KiBiz sei eine auskömmliche Finanzierung noch immer nicht gesichert, heißt es in einer gemeinsamen Stellungnahme der drei evangelischen Landeskirchen und fünf katholischen Bistümer vom Donnerstag.

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Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) widersprach: Erstmals würden die Kosten durch eine ständige Dynamisierung der Kindpauschalen aufgefangen. Kirchen und Wohlfahrtsverbände forderten für ihre Kitas gerne mehr, als sie wirklich benötigten. Die Kitas hätten nicht in erster Linie ein finanzielles Problem, sondern litten unter dem Fachkräftemangel, der sich nicht so leicht beheben lasse.

Die Kirchen sehen bei den Sachkosten eine Finanzierungslücke von 570 Millionen Euro.

„Der Warenkorb, der den Berechnungen zugrunde liegt, stammt aus den früheren 2000er Jahren“, sagte Ferdinand Claasen, zuständig für Bildungspolitk beim Katholischen Büro in NRW. Teuerungen durch erhöhte Brandschutzanforderungen, Datenschutz oder die Digitalisierung seien nicht berücksichtigt. Es sei bisher auch unklar, ob die freiwilligen Zuschüsse der Kommunen von 150 Millionen Euro für die freien Träger auch künftig noch flössen.

Die GEW-Landesvorsitzende Maike Finnern mahnte, die neuen Zahlen müssten wachrütteln. „Hier stellt sich ganz dringlich auch die Frage der Qualität der frühkindlichen Bildung und der Bildungsgerechtigkeit“, sagte Finnern.

Minister Joachim Stamp: Die Studie zeigt, dass NRW an den richtigen Stellen ansetze.

„Die Empfehlungen der Stiftung beschreiben jedoch ein Idealziel, das sich in der Realität nicht kurz- oder mittelfristig umsetzen lässt - aber sie sind ein Ansporn.“ Sein Ministerium kündigte zugleich an, dem steigenden Fachkräftebedarf mehr Anstrengungen für den Ausbau der Ausbildungskapazitäten entgegenzusetzen. Zudem verwies das Ministerium auf das Quereinsteigerprogramm, das als kurzfristige Maßnahme aufgelegt werden soll. Es kündigte einen Personal- und Fachkräftegipfel an, um weitere Maßnahmen zu entwickeln. (EB/dpa/epd)

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