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Online-Betrug steigtWie KI Online-Betrügern zu mehr Chancen verhilft

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Eine Wissenschaftlerin eines Landeskriminalamtes arbeitet an Computerbildschirmen.

Eine Wissenschaftlerin eines Landeskriminalamtes arbeitet an Computerbildschirmen. 

Mails mit Rechtschreibfehlern und ohne Umlaute waren gestern. Nachrichten, mit denen Daten abgegriffen oder gleich Geld erbeutet werden soll, werden immer raffinierter.

„Bei den Betrügern hat es einen Qualitätssprung durch Künstliche Intelligenz gegeben“, sagte Thomas Langen, Vorsitzender der Kommission Kreditversicherung im Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) am Dienstag in Köln. Mit KI ließen die Betrüger etwa öffentliche Quellen durchforsten, um potenzielle Opfer zu identifizieren. Erkenntnisse über die Unternehmensstruktur erleichterten dann passgenaue Lockangebote.

Durch Deepfakes ließen sich Stimmen von Vorgesetzten täuschend echt imitieren, sodass Angriff für betroffene Mitarbeitende in Unternehmen schwerer zu erkennen seien. KI erlaube eine Skalierung und Tausende maßgeschneiderte Angriffe und nicht zuletzt helfe KI dabei, technischen Schutz zu umgehen.

Betrug wird häufiger und teurer

So gebe es durch KI mehr Angriffe, und auch die Schäden stiegen. „Nach einer aktuellen Hochrechnung des GDV werden die Schäden in der Vertrauensschadenversicherung – die Unternehmen unter anderem nach Betrugsfällen entschädigt – im Jahr 2025 auf mehr als 200 Millionen Euro steigen. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Anstieg um 20 Prozent.“ erklärt Langen. Dabei nimmt diese Sparte voraussichtlich 334 Millionen im laufenden Jahr ein.

Sorgen bereitet den Kreditversicherungen auch die gesamtwirtschaftliche Lage. Nach einer Prognose steigt die Zahl der Unternehmensinsolvenzen um rund zehn Prozent auf 24.000. Für 2026 rechnet der GDV wir mit einem weiteren Anstieg auf dann 24.500 Unternehmensinsolvenzen, so Anja Käfer-Rohrbach, stellvertretende Hauptgeschäftsführerin des GDV. Stärker steigen die Zahlungsausfälle nach Insolvenzen. Nach 56 Milliarden im Vorjahr könnten sie sich in diesem Jahr auf bis zu 65 Milliarden Euro summieren.

Zahl der Insolvenzen steigt

Im ersten Halbjahr seien 200 größere Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über zehn Millionen insolvent geworden, so Langen. 29 davon seien aus der Automobilindustrie gekommen. Auch die Stahlbranche habe es schwer sowie die Gesundheitsbranche im Bereich der Apotheken und der kleinen Krankenhäuser.

Insolvenzen sind ein Fall für die Sparte Kautionsversicherung. Die übernimmt für ihre Kunden Garantien und Bürgschaften zur Sicherung vertraglicher oder gesetzlicher Pflichten. Der Begünstigte der Garantie kann den Kautionsversicherer in Anspruch nehmen, wenn der Kunde insolvent wird. Diese Sparte kommt voraussichtlich auf Prämien von 1,1 Milliarden Euro, sechs Prozent mehr als 2024.

Prämieneinnahmen von 2,4 Milliarden

Eine Warenkredit-Versicherung schützt Lieferanten, wenn ein Abnehmer die Rechnung nicht bezahlen kann oder will. Der Versicherer zahlt bei Forderungsausfällen oder längerfristigen Zahlungsverzögerungen, ohne dass ein Insolvenzverfahren des Abnehmers nötig wäre. Diese Sparte kommt auf Beitragseinnahmen von 0,96 Milliarden, vier Prozent weniger als 2024.

Insgesamt kommen die Kreditversicherer auf Prämien von 2,4 Milliarden, ein Plus von einem Prozent. Sie bieten ein Deckungsvolumen von 604 Milliarden in 754.000 Verträgen. Die Leistungen sinken wohl um zwei Prozent auf 1,13 Milliarden.