Donald Trumps US-Militärschläge gegen den Iran ignorierten europäische Interessen und zeigten seine Gleichgültigkeit gegenüber europäischen Verbündeten.
Lage im Nahen OstenDonald Trump hat die Nato düpiert

US-Präsident Donald Trump (l) spricht im East Room des Weißen Hauses in Washington, nachdem das US-Militär drei iranische Nuklear- und Militäranlagen angegriffen hat
Copyright: Carlos Barria/Reuters Pool via AP/dpa
Nach den US-Militärschlägen auf Irans Atomanlagen ist das Regime in Teheran gut beraten, die Lage nicht weiter zu eskalieren, beispielsweise durch Angriffe auf amerikanische Stützpunkte oder die Sperrung der für internationale Öltransporte so wichtigen Meerenge von Hormus. US-Präsident Donald Trump hat deutlich gemacht, notfalls bis zum Äußerten zu gehen – und nun sogar Unterstützung für einen möglichen Regimewechsel signalisiert. Die Mullahs sollten ihn beim Wort nehmen.
Denn auch Partner Washingtons werden Trump, wenn es hart auf hart kommt, nicht von einer Mäßigung überzeugen können. Der US-Präsident schert sich einen Kehricht um das, was die Europäer denken oder als Vorbehalte gegen seine Politik vorbringen.
Trump hat es angesichts der von ihm befohlenen US-Militärschläge nicht einmal für nötig befunden, die Europäer im Vorfeld zu informieren, geschweige denn sie zu konsultieren – und das, obwohl die Außenminister Frankreichs, Großbritanniens und Deutschlands soeben erst neue Vermittlungsbemühungen mit der iranischen Führung gestartet hatten. Mehr Ignoranz geht nicht.
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Trump so lange wie möglich im Boot halten
Tatsächlich müssen sich die Europäer einmal mehr die Frage stellen, ob die USA wirklich noch europäische Interessen vertreten. So sehr man die Zerstörung des iranischen Atomprogramms begrüßen möchte, so sehr muss Europa die Folgen dieses Präventivkrieges für das Völkerrecht fürchten.
In Zukunft nämlich ließe sich jeder x-beliebige Krieg mit der Begründung starten, einer angenommenen Bedrohung zuvorzukommen. Washington mag das nicht weiter kümmern. Den Europäern aber kann das nicht egal sein. Schließlich rechtfertigt auch Moskau den Angriffskrieg gegen die Ukraine mit Sicherheitsinteressen.
Für die europäischen Nato-Partner kann daraus nur eines folgen: Sie müssen die USA unter Donald Trump so lange im gemeinsamen Boot halten, wie es geht, Zugeständnisse bei den Wehrausgaben sind also notwendig. Den Zeitgewinn müssen sie nutzen, um die eigenen Fähigkeiten zur Verteidigung auf ein neues, von Washington unabhängiges Niveau zu heben. Dafür sind aber nicht in erster Linie immer höhere Verteidigungsetats entscheidend, sondern vor allem der Wille zu engster Kooperation. Und da ist bekanntlich noch Luft nach oben.