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Wort zum Sonntag
Warum ein Besuch im Kloster Heisterbach erfüllend ist

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Das Kloster Heisterbach

Das Kloster Heisterbach

Die Legende eines Mönchs zeigt, wie sich in der Ruine des Kloster Heisterbach im Siebengebirge Raum und Zeit auflösen können.

Der Besuch lohnt sich: Kloster Heisterbach im Siebengebirge vor den Toren Bonns. Ich stehe in Sichtweite der markanten Ruine der verfallenen Zisterzienser-Abtei. Auf einem Stein lese ich eingraviert: „Ein Tag ist vor dem Herrn wie tausend Jahre und tausend Jahre wie ein Tag.“ Beim täglichen Studium der Bibel soll dieses Wort aus dem 2. Petrusbrief einen Mönch so tief bewegt haben, dass er die Klosteranlage über eine Tür in Wald hinein verlassen hat und wundersam erst nach 300 Jahren Wanderung zurückgekehrt sein soll.

Eine Legende. Doch die Tür in den Wald gibt es wirklich. Sie liegt auf dem „Weg der Stille“ zwischen den alten Geschäftsgebäuden der Klosteranlage und dem Friedhof der Nonnen. Und die Tür ist nicht abgeschlossen. Wie eine Einladung: Mach sie auf und tritt hinaus.

300 Jahre oder 1000 – egal, wer sich auf die Stille in einem Kloster einlässt, kann spüren, wie sich hier Raum und Zeit auflösen. Wie gut tut diese Erfahrung. Wie wertvoll ist sie, dass sich der Weg aus dem Kloster hinaus in die Natur und schon am selben Tag wieder zurück anfühlen mag wie viele hundert Jahre. Geschenke Zeit. Beschenkt auch mit Gedanken, was im Leben wirklich zählt: Liebe, Dankbarkeit, Gemeinschaft. Gerade an diesem Wochenende zu Totensonntag, der daran erinnert, dass das Leben auf Erden, auch meines, endlich ist. Was ist dann wirklich wichtig?

Der Mönch von Heisterbach soll nach Rückkehr seine alte Welt nicht wiedererkannt haben, heißt es.

Durchlässig werden für das, was Gott einem sagen will, das verändert einen und auch den Blick auf die Umwelt. Jeder Besucher im Kloster kann es nacherleben. Die Tür ist offen.