Viele Urlaubsorte werben damit, dass sie nachhaltig, öko oder klimaschonend seien. Aber woran erkennen Urlauber, welche vertrauenswürdig sind?
Zertifikate, Siegel, LabelsWie erkenne ich, ob eine Urlaubsunterkunft wirklich öko ist?

Ein kleines Hausboot in Holland – aber ist es wirklich nachhaltig?
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Wolfgang Strasdas ist Forschungsleiter am Zentrum für Nachhaltigen Tourismus (ZENAT) der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Er erklärt, worauf zu achten ist.
Was macht einen Urlaub überhaupt nachhaltig?
„Die Nachhaltigkeit umfasst drei Dimensionen: Ökologie, Soziales und Ökonomie. Diese Dimensionen kann man auch auf den Tourismus anwenden“, erklärt Professor Wolfgang Strasdas, Forschungsleiter am Zentrum für Nachhaltigen Tourismus (ZENAT) der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde. Bei einem ökologischen Tourismus seien vor allem der Energie- und Wasserverbrauch relevant: kurze Wege, effiziente Streckenplanung, der Verzicht aufs Flugzeug, wann immer möglich, sowie nachhaltige Energie- und Wasserversorgungskonzepte in den Unterkünften. Bei der sozialen Nachhaltigkeit, so Strasdas, gehe es um einen respektvollen Umgang mit anderen Kulturen und die Förderung von fairen Arbeitsbedingungen. Denn diese sind in der Tourismusbranche oft schlecht.
In ökonomischer Hinsicht gelte es, zu bedenken, dass der Tourismus für viele Urlaubsregionen ein zentraler wirtschaftlicher Faktor sei. Daher sollte man möglichst lokale Produkte kaufen und die Wirtschaft vor Ort unterstützen. Die ökologische und die ökonomische Nachhaltigkeit können durchaus in Konflikt zueinander stehen, denn wer nicht mehr weit reisen will, kann auch viele Urlaubsregionen zum Beispiel im Globalen Süden nicht mehr unterstützen, die auf den Tourismus angewiesen sind. Es gilt also, ein Gleichgewicht zu finden.
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Wie erkenne ich, ob eine Unterkunft wirklich nachhaltig ist?
„Es gibt eine ganze Reihe von Zertifizierungen für nachhaltigen Tourismus“, erklärt Wolfgang Strasdas (Zenat). „Oft handelt es sich dabei um Zertifizierungen für umweltfreundliche Unterkünfte, der ökologische Aspekt steht also meistens im Vordergrund.“ Das Problem dabei: „Es gibt zahlreiche unterschiedliche Siegel, Labels und Zertifizierungen. Allein in Deutschland und Europa, weltweit sind es noch mehr.
Wie erkenne ich vertrauenswürdige Zertifizierungen?
Strasdas empfiehlt das Global Sustainable Tourism Council (GSTC), eine Organisation, die Mindeststandards für nachhaltige Reiseangebote definiert hat. „Wenn ein Zertifizierungssystem GSTC-anerkannt ist, dann kann man sich ziemlich sicher sein, dass es sich um ein gutes Zertifikat handelt“, sagt der Experte. Bewertet werden jedoch nur die angekündigten Maßnahmen und Prozesse der Anbieter, eine Überprüfung vor Ort, inwieweit das auch eingehalten wird, findet nicht statt. Hilfreich sei auch der neu herausgegebene Labelguide von den Naturfreunden Internationale und Brot für die Welt: „Wegweiser durch den Label-Dschungel“. Ebenfalls sehr gut sei die Website der Verbraucherinitiative: www.label-online.de
Klimafreundlich reisen in NRW
Nordrhein-Westfalen bietet in vielen Regionen und Städten Möglichkeiten zum nachhaltigen Reisen. In der Eifel oder im Sauerland beispielsweise gibt es eine ganze Reihe als klimafreundlich zertifizierte Gastgeberinnen und Gastgeber. Das regionale Netzwerk Klimatour Eifel bietet einen CO2-Rechner an, mit dem sich Besucher die Emissionen ihrer Reise ausrechnen können: www.klimatour-eifel.de