Wandertag-SpezialBlutroter Bach und schlummernde Bergschätze rund um Hoffnungsthal

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Bergbauspuren: Unterwegs auf dem Bergbauweg bei Hoffnungsthal gibt es vieles zu entdecken und erkunden.

Bergbauspuren: Unterwegs auf dem Bergbauweg bei Hoffnungsthal gibt es vieles zu entdecken und erkunden.

Auf dem Rösrather Bergbauweg hinauf zum Lüderich: Unser Auftakt zu fünf Folgen „Wandertag Extra“ mit Karten, Infos und Tipps zum Herunterladen.

Früher, so erzählt man sich am Fuße des Lüderichs, da war der Berg doppelt so hoch wie heute. Doch weil man beim Abbau der Erze in seinem Inneren zu gierig gewesen sei, habe der Berg irgendwann nachgegeben und sei eingestürzt. Zahlreiche Sagen ranken sich seit jeher um den heute gut 260 Meter hohen Berg zwischen dem Rösrather Sülz- und dem Overather Aggertal: von riesigen Schatzkammern, die sich noch in seinem Inneren befinden, von geheimen Gängen und vom Blut der beim Einsturz verschütteten Bergleute, das angeblich bis heute aus dem Berg herausfließt.

Guido  Wagner

Guido Wagner

Leiter der Redaktion Rhein-Berg von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „Bergischer Landeszeitung/Kölnischer Rundschau“. Bereits während des Studiums hat er als freier Journalist gearbeitet und nach dem Exame...

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Die Serie „Wandertag“  haben unsere Leserinnen und Leser bei einer Umfrage zur beliebtesten Rubrik im Magazin gekürt. Daher gibt es nun ein besonderes Schmankerl: Fünf Extra-Folgen des „Wandertags“ haben wir für Sie diesen Sommer erarbeitet. Hier können Sie sich zu jeder Wanderung eine Broschüre herunterladen, mit praktischer Wanderkarte, allen Infos zu Wegbeschreibung, Einkehrmöglichkeiten und Sehenswertem am Wegesrand. 

Hier können Sie sich das Spezial „Wandertag“ herunterladen

Sollte sich der Download-Link nicht öffnen, können Sie das PDF alternativ hier herunterladen.


Wer am Bahnhof Hoffnungsthal aus dem Zug oder Auto steigt, mag kaum glauben, dass der Ort noch vor wenigen Jahrzehnten in einer florierenden Bergbauregion lag. Dabei schlummern Spuren bergmännischer Tätigkeit kaum zwei Meter unter unseren Schuhsohlen. Das Plateau, auf dem der Hoffnungsthaler Bahnhof steht, wurde nämlich mit Steinmaterial aufgeschüttet, das aus dem Bergrücken zum benachbarten Aggertal stammt. Zwar kam der Abraum nicht aus einem Bergwerk, sondern aus dem Eisenbahntunnel, den man 1910 bergmännisch ins Nachbartal trieb. Gleichwohl stieß man auch dabei auf Spuren älteren Erzabbaus in dem Höhenzug, zu dem auch der Berg Lüderich gehört.

Förderturm der Grube Lüderich.

Auf dem Bergbauwanderweg gibt es viel zu entdecken: Förderturm der Grube Lüderich.

In großen Aufbereitungsanlagen wurde aus dem Erz des Lüderichs bis 1978 vor allem Zink gewonnen. In früheren Jahrhunderten hatte man es vor allem auf Silber und Blei abgesehen. Schon der Name des Bergs weist auf die in ihm schlummernden Bodenschätze hin: Das germanische Wort „lauda“ bedeutete Blei, „rich“ wird von „reich“ hergeleitet. Lüderich ist demnach der „bleireiche“ Berg.

Vom Bahnhof geht es auf dem Bergbauweg, der Nummer 15 der Themenwege (Bergischen Streifzüge) des Bergischen Wanderlands, zunächst durch den Ort Hoffnungsthal. Auch hier sind einige Spuren von Industriegeschichte zu finden. So war das heutige Seniorenheim Wöllner-Stift früher ein Krankenhaus, das mit finanziellem Engagement der Industriellenfamilie Reusch gegründet wurde. Deren metallverarbeitender Betrieb zählte zusammen mit dem Bergbau lange zu den Hauptarbeitgebern in der Region.

3000 Bergleute arbeiteten 1880 allein in den 28 Gruben auf dem Lüderich und in der Umgebung, einige Hundert weitere Arbeitsplätze bot der Betrieb der Familie Reusch, dessen heute zu einem schmucken Wohn- und Gewerbequartier ausgebaute ehemalige Werksgebäude wir wenige Wanderminuten nach dem Start durchstreifen. Neben der belgischen Bergwerksgesellschaft „Société Anonyme des Mines et Fonderies de Zinc de la Vieille Montagne“, die ab Mitte des 19. Jahrhunderts unter anderem die Gruben auf dem Lüderich betrieb, war die Familie Reusch auch eine der treibenden Kräfte beim Bau der Eisenbahn.

Grube Lüderich von oben

Grube Lüderich von oben

1890 übernahmen beide Unternehmen jeweils 40 Prozent der Kosten, um die seit 1870 bereits von Mülheim am Rhein über Bergisch Gladbach nach Bensberg führende Eisenbahnlinie ins Sülztal zu verlängern. Neben der Villa im Zentrum des ehemaligen Werksgeländes passieren wir an der Hauptstraße weitere herrschaftliche Häuser der Familie Reusch und des letzten Bergwerksdirektors, bevor wir im Rothenbacher Tal zum zugemauerten Mundloch des Franziskastollens gelangen. Daneben sind noch alte Bergwerksgebäude wie die sogenannte Waschkaue zu sehen, in der sich die Bergleute vor und nach der Schicht umzogen.

„Glück auf, der Steiger kommt“

Wie die Schicht eines Bergmanns 1954 auf dem Lüderich begann, ist auf der Infotafel am Stollenmund zu lesen. Ein steiler Pfad lässt uns an alten Abraumhalden vorbei zum Förderturm des ehemaligen Franziskaschachts hinaufsteigen. 237 Meter führte dieser senkrecht in den Berg. Zum Vergleich: Vom Mundloch des Franziskastollens sind wir gerade mal 51 Meter heraufgekraxelt. Wer die Kurbel am Kasten neben der Infotafel betätigt, kann das Lied „Glück auf, der Steiger kommt“ erklingen lassen oder die Sage vom prunkvollen Schloss im Lüderich hören.

Einige Meter weiter passieren wir eine unscheinbare Wiese, die es aber in sich hat. Im Jahr 2000 fanden Archäologen bei einer Grabung den Beweis, dass hier bereits im ersten Jahrhundert nach Christus römische Legionäre Erz abbauten. Neben 16 Gruben und 13 Pfostenlöchern entdeckten sie Reste von Öfen, in denen die Legionäre das geförderte Erz weiterverarbeitet hatten. Nach der Datierung uralter Bergwerksgeräte, die im 19. Jahrhundert in alten Stollen gefunden wurden und heute im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe in Bensberg zu sehen sind, weiß man mittlerweile, dass sogar schon vor Christi Geburt auf dem Lüderich nach Erz gegraben wurde. Von wem? Das ist bislang noch ein Rätsel.

Bistro im ehemaligen Maschinenhaus

Die saftig grünen Rasenflächen eines Golfplatzes überziehen heute die noch Ende der 1970er Jahre wie eine „Mondlandschaft“ wirkenden Halden rund um den Hauptschacht der Grube Lüderich. Im ehemaligen Maschinenhaus lockt jetzt das Bistro des Golfplatzes auch Wanderer zur Einkehr. Gleich daneben steht der Förderturm des 483,90 Meter tiefen Hauptschachts, aus dem am 27. Oktober 1978 der Förderkorb mit der letzten Tonne Erz ans Tageslicht geholt wurde. Zur Neige gehende Erzvorkommen auf dem Lüderich, sinkende Weltmarktpreise für Zink und Widerstände gegen neue Bergbautätigkeiten in Bensberg hatten zur Schließung der Grube geführt.

Danach wurden die Schächte mit Beton verpfropft und viele Gebäude wie die große Aufbereitungsanlage, die sich bis hinunter ins Tal erstreckte, abgebrochen. Ehemalige Bergleute der Grube treffen sich bis heute alljährlich am 27. Oktober zum „Klöntreff auf der Gezähekiste“.

Denkmal für die Bergleute: Das 15 Meter hohe Barbarakreuz

Denkmal für die Bergleute: Das 15 Meter hohe Barbarakreuz

Ein weithin sichtbares Denkmal für die Bergleute ist das 15 Meter hohe Barbarakreuz, das über einen Abstecher vom Bergbauweg auf der Abraumhalde des Hauptschachts zu erreichen ist. Ebenso wie die Mariengrotte in einem alten Luftschutzbunker der Grube Lüderich. Dann geht's hinauf nach Bleifeld. Woher der Ort seinen Namen hat – daran haben wir jetzt keinen Zweifel mehr und wandern bald in der Nähe des Eisenbahntunnelportals vorbei wieder hinunter ins Sülztal.

Die Sportanlagen namens „Bergsegen“, die wir dabei passieren, entstanden übrigens ebenso auf ehemaligem Bergwerksareal wie das schmucke Freibad, das auf dem sanierten Gelände des ehemaligen Klärteichs der Grube Bergsegen angelegt wurde – der Bergbau begegnet dem Wanderer rund um Hoffnungsthal eben auch heute noch auf Schritt und Tritt.


Drei Highlights auf der Wanderung: 

1. Der Rote Bach der Sagen

Geheimnisvoll erschien den Menschen früher die blutrote Färbung des Rothenbachs

Geheimnisvoll erschien den Menschen früher die blutrote Färbung des Rothenbachs

Die Arbeit unter Tage und der Abbau wertvoller Bodenschätze hatten für die Menschen seit jeher etwas Geheimnisvolles an sich. Zahlreiche Sagen ranken sich rund um den Berg Lüderich, auf den die heutige Wandertag-Extra-Tour führt, um unterirdische Mächte, Riesen und Zwerge, die das Erz abgebaut haben sollen.

Auch die rote Färbung des Bachs im nach ihm benannten Rothenbacher Tal in Rösrath-Hoffnungsthal erklärten sich die Menschen auf ihre Weise. Einer Sage zufolge sollen die heidnischen Bergwerkseigner einst den Zorn Gottes auf sich gezogen haben, der den durchlöcherten Berg einstürzen ließ. Seitdem färbe das Blut der umgekommenen Bergleute den Bach rot, erklärte die Sage. Das war natürlich lange bevor die Menschen etwas von rotem Eisenoxid (Rost) wussten, das aus dem eisenhaltigen Erz im Berg herausgewaschen werden und Bäche rot färben kann. Eine Sage können sich Wanderer auf dem Bergbauweg an einer Audiostation am Franziskaschacht anhören.

Weitere Sagen rund um den Lüderich gibt's auch im Internet auf der Seite des Projekts „Kennen Lernen Umwelt“ der Städte Rösrath, Overath, Lohmar und Troisdorf unter dem Ort Overath-Steinebrück. www.klu-und-du.de

2. Minigolf beim Grubenesel

Golfplatzbetreiberin Sabina Henrich mit Grubenesel Pablo

Golfplatzbetreiberin Sabina Henrich mit Grubenesel Pablo

Rund um den Hauptschacht-Förderturm der früheren Grube Lüderich befindet sich heute ein Golfplatz, in der großen Glashalle am Turm aber ist das Reich von Grubenesel Pablo. An 16 Abenteuer-Minigolf-Bahnen kann man mit ihm in die Geschichte des Bergbaus eintauchen und sich unter anderem darin versuchen, einen Minigolfball durch einen nachgebauten Bergwerksstollen zu bugsieren. Wer vor der Wanderung die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ angebotene Rätseltour „Der Fluch vom Lüderich“ auf dem Bergbauweg bucht (29 Euro pro Person, To-Go-Version ohne Rucksack: 10 Euro), erhält im Rucksackbeutel mit dem Rätselzubehör auch einen Adventuregolf-Eintritt.

Rätseltour „Der Fluch vom Lüderich“, Buchung: www.dasbergische.deAdventure-Golf: Do-So/feiertags 12-18 Uhr, Preise: Kinder (bis 16 Jahre) 8,50 Euro, Erwachsene 11,50 Euro. Buchung: gc-luederich.de/adventuregolf/

3. Über und unter Tage

Im Museum für Bergbau gibt es viel zu entdecken

Im Museum für Bergbau gibt es viel zu entdecken

Die beiden Fördertürme am Bergbauweg sind wohl die auffälligsten Zeugen des Erzbergbaus, der bis 1978 auf dem Lüderich betrieben wurde. Aber auch zahlreiche Gebäude, alte Abraumhalden mit glitzernden Steinen und Reste von Erzaufbereitungsanlagen zeugen von der Industriegeschichte des Berges. Wer erleben möchte, wie es bis 1978 unter Tage zuging, kann die Wanderung mit einem Besuch im Bergischen Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe im etwa neun Kilometer vom Start und Ziel des Bergbauwegs entfernten Bergisch Gladbach-Bensberg verbinden — oder einen weiteren Ausflug dorthin planen. Das Museum verfügt nicht nur über eine in der Region einzigartige Bergbausammlung, in der auch zahlreiche früher im Bergwerk am Lüderich verwendete Maschinen und Geräte zu sehen sind. In einem Schaubergwerk im Untergeschoss lassen sich auch Arbeit und Lebenswirklichkeit der Bergleute hautnah nachempfinden.

Bergisches Museum für Bergbau, Handwerk und Gewerbe, Burggraben 9-21, 51439 Bergisch Gladbach, Tel. 02204/5 55 59, Öffnungszeiten: Di.–Fr. 10–13.30 Uhr; Sa./So. 11–17 Uhr; Montag Ruhetag. www.bergisches-museum.de


Gewinnspiel

Eine Ballonfahrt über das Bergische Land, die von der Tourismusgesellschaft „Das Bergische“ zur Verfügung gestellt wird, verlosen wir unter allen Wanderern, die die Frage zu dieser und den weiteren vier Wandertag-Extra-Folgen an den kommenden Samstagen richtig beantworten und die Lösung mit ihrem Namen, ihrer Adresse und ihrer Telefonnummer an folgende E-Mail-Adresse senden:

magazin@tageszeitung.koeln

Wer nur eine Frage der fünf Wandertag-Extra-Folgen richtig beantwortet und an dem Gewinnspiel teilnimmt, kann das in wenigen Wochen erscheinende neue Buch zur „Wandertag“-Serie, Büchersets (Wandertag Bände 1 bis 4) aus dem Shop dieser Zeitung oder Gastronomiegutscheine von „Das Bergische“ gewinnen.

Die Frage zur ersten Wandertag-Extra-Folge lautet:

Wann wurde das Maschinenhaus am Franziskaschacht auf dem Lüderich abgerissen?

Ein Tipp: Die Antwort steht auf Tafel E direkt am Fördergerüst des früheren Franziskaschachts.

Die Gewinner werden benachrichtigt. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Veranstalter des Gewinnspiels ist die M. DuMont Schauberg Expedition der Kölnischen Zeitung GmbH & Co. KG. Bei einer Teilnahme gelten unsere AGB als akzeptiert. Diese AGB finden Sie unter: www.rundschau-online.de/gewinnspiel-agb

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