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Kölner InstitutionIm „Da Enzo“ bietet das Ehepaar Picciallo seit 1989 authentische italienische Küche

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„Wir duzen mit Respekt“: Enzo Picciallo und seine Frau Anna Testa-Picciallo sind die herzlichen Gastgeber im „Da Enzo“.

„Wir duzen mit Respekt“: Enzo Picciallo und seine Frau Anna Testa-Picciallo sind die herzlichen Gastgeber im „Da Enzo“.

Das „Da Enzo“ ist eine Mülheimer Institution. Seit 1989 steht das kleine Restaurant mit Platz für etwa 30 Gäste, etwas versteckt in der Regentenstaße.

Während sich draußen der Kölner Winter eher grau und wenig einladend präsentiert, zaubert Enzo Picciallo drinnen Köstlichkeiten nach alten Familienrezepten. Pasta piselli oder Pasta e fave heißen diese schlicht. Dennoch entführen ihr Klang, Geruch und erst recht ihr Geschmack in den warmen Süden. Dahinter verbergen sich Maltagliati (Streifen-Nudeln) mit Guanciale (Speck) und Erbsen (piselli) oder getrockneten dicken Bohnen (fave).

Das „Da Enzo“ in der Regentenstraße ist eine Mülheimer Institution – es besteht schon seit 1989.

Das „Da Enzo“ in der Regentenstraße ist eine Mülheimer Institution – es besteht schon seit 1989.

Das „Da Enzo“ ist eine Mülheimer Institution. Seit 1989 steht das kleine Restaurant mit Platz für etwa 30 Gäste, etwas versteckt in der Regentenstaße 9, für authentische italienische Küche. Vor allem ist das Wohnzimmer, wie die Picciallos ihr Restaurant nennen – und in diesem Fall ist das fast wörtlich zu nehmen, da sie oberhalb im selben Haus wohnen –, ein Treffpunkt fürs Veedel. Die rustikale klassisch italienische Einrichtung mit weißen Tischdecken und dunklem Holz ist eine Konstante. Hier soll man sich zu Hause fühlen. Das spiegelt auch der Name wider. „Wir duzen mit Respekt“, sagt Enzo. Er und seine Frau Anna Testa-Picciallo sind offen und herzlich, unterhalten sich gerne mit den Gästen und kennen viele seit Jahren. „Wir haben schon so manches Baby aufwachsen sehen“, sagt Anna. Und die älteste Stammgästin sei 98 Jahre alt.

Enzo, 1959 geboren, kam im Alter von 13 Jahren aus Bari, der Hauptstadt von Apulien, in die Domstadt, weil der Vater einen Job bei der Bundesbahn erhielt. Die ersten Jahre seien schlimm gewesen, erinnert er sich an seine Jugend. „Wenn du die Sprache nicht sprichst und deine Freunde zurücklassen musstest.“ Heute schwingen in seinem Deutsch nicht nur die italienische Muttersprache, sondern auch ein Hauch rheinischer Singsang mit. Ebenso ist es bei seiner Frau. Die 65-Jährige stammt aus Neapel, kam 1972 mit ihrer Familie nach Köln. Heute sind die Picciallos seit 40 Jahren verheiratet und arbeiten seit 36 Jahren gemeinsam in ihrem Restaurant, er in der Küche, sie im Service. Rund um die Uhr zusammen, wie gelingt das? „Man muss sich gegenseitig akzeptieren“, sagt Anna ganz klar und betont: „Wir sind durch dick und dünn gegangen.“

Die rustikale klassisch italienische Einrichtung mit weißen Tischdecken und dunklem Holz ist eine Konstante.

Die rustikale klassisch italienische Einrichtung mit weißen Tischdecken und dunklem Holz ist eine Konstante.

Als junger Mann hatte Enzo kurz eine Friseur-Lehre angefangen, war dann aber doch in die Küche gewechselt. 1982 eröffnete er mit seinen Brüdern ein erstes Restaurant in Dünnwald. „Wir können alle kochen“, sagt Enzo über seine Geschwister. Selbst seine Mutter arbeitete schon in der Küche bei „Luciano“ auf der Marzellenstraße. Doch als nach sieben Jahren das Angebot des Vermieters für ein Ladenlokal in Mülheim kam, wagte Enzo den Schritt mit seiner Frau. Anfangs empfand er das Viertel eher als schwierig. „Aber meine Gäste waren immer nett, freundlich, viele Ältere“, erinnert er sich. Heute kämen auch viele junge Leute. „Hier sind alle vertreten.“

„Da Enzo“ in Köln: Saisonales und Regionales im Fokus

„So wie ich gerne esse, koche ich auch für die Gäste“, erklärt Enzo seine Leidenschaft. Er bereitet auch etwas auf besonderen Wunsch oder Bestellung zu. Ansonsten kreiert er Gerichte wie Spaghetti mit Baby-Calamari und Cherry-Tomaten oder Orecchiette mit Salsiccia, eine Spezialität aus der Heimat. Ab und zu gibt es selbst gemachte Ravioli mit Stockfisch und Kartoffeln gefüllt. „Das junge Publikum probiert auch gerne mal etwas Neues“, sagt Enzo. Dabei ist ihm saisonales und regionales Essen wichtig. Deswegen sind die „Antipasti di chef“ jedes Mal anders. Den Gästen erklären die Picciallos, dass ein Fisch im Ganzen oder ein Scampi mit Kopf serviert einfach besser schmecken. „Die sind saftiger in der Schale“, betont Anna. Und auf der Getränkekarte stehen natürlich italienische Biere wie Moretti oder Peroni neben Kölsch.

Über all die Anekdoten aus seinem Restaurant könne er ein Buch schreiben, meint Enzo augenzwinkernd. Insbesondere in den Anfangsjahren waren Stars aus der Musik-Szene häufig bei ihm zu Gast. Die britische Band Smokie kam ebenso wie der britische Rocksänger Roger Chapman. Nach dessen Konzert im E-Werk, weit nach Mitternacht, feierte Chapman seinen 50. Geburtstag bei Enzo. Auch Thomas Anders mit seiner damaligen Frau Nora Balling kam ins Restaurant und habe ihn direkt geduzt: „Und du bist der Enzo?“, habe Anders gefragt. „Daraufhin habe ich geantwortet: ,Und du bist der Thomas?““

Ebenso einheimische Prominenz aß immer wieder gerne in der Regentenstraße. Manchmal habe er einfach den Schlüssel weitergegeben und sie bis in die frühen Morgenstunden weiterfeiern lassen. Und einmal rief ein Bekannter an, der das Catering für Beatles-Schlagzeuger Ringo Starr bei einem Auftritt in den 1990ern im Tanzbrunnen machte, und bat verzweifelt um Unterstützung: „Ringo will für die ganze Truppe Nudeln haben.“ Da sprang Enzo ein und kochte Pasta mit Tomatensoße und Salsiccia: „Schön scharf, das mochte Ringo besonders.“

„Ich hätte damals zu jedem Konzert in die Sporthalle gehen können“, erinnert er sich an diese Zeit. Aber er war ja immer in seinem Laden, so ziemlich jeden Abend. „Diesen Beruf muss man lieben. Wenn du denkst, es ist Arbeit, dann bleibst du besser zu Hause“, sagt Enzo. Heute lässt er es etwas ruhiger angehen, meistens ist um 22 Uhr Feierabend.

Enzos Eltern gingen 1984 zurück nach Italien. „Das ist für mich unvorstellbar“, sagt der frisch gebackene Opa. Seinem Sohn Carlo gehört das „Frizzantino“ nur wenige Straßen entfernt auf der Mülheimer Freiheit. Und Tochter Rosaria hat das vollendet, was der Vater nur begonnen hatte: Sie arbeitet in einem Mülheimer Friseur-Salon. Die ganze Familie lebe nah beieinander.

Ans Aufhören will Enzo noch nicht denken. Sein Fitness-Programm? Jeden Tag macht er den Teig für Pizza und Brot „mit der Hand“, wie er betont. 24 Stunden lang darf der Teig gehen, erst dann wird er weiterverarbeitet. „Mir macht`s immer noch Spaß. Ich würde kaputtgehen, wenn ich nur zu Hause rumhängen würde“, sagt der 66-Jährige und fügt mit einem Augenzwinkern hinzu: „Aber wenn ich mal aufhöre mit kochen, dann mache ich eine Bäckerei auf.“

„Da Enzo“ Ristorante Pizzeria, Regentenstraße 9, in Mülheim, 18 bis 22 Uhr geöffnet, dienstags Ruhetag.www.daenzo-ristorante.de