Neue KonzepteKölner Karneval berappelt sich nach der Pandemie

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Colonia rut wiess

Vorfreude auf die Session: Das Tanzkorps Colonia Rut Wieß

Köln – Gut zwei Wochen vor Beginn der neuen Karnevalssession ist die Zeit der traditionellen Vorstellveranstaltungen angebrochen, bei denen Musiker und Redner ihr neues Programm präsentieren. Der Klub Kölner Karnevalisten (KKK) nahm sich das Sessionsmotto „Alles hät sing Zick“ zu Herzen und erneuerte am Wochenende das Format des guten alten Vorstellabends. Statt Bühnenauftritte von Karnevalskünstlern zu bewerten, bot der KKK im Maritim am Heumarkt eine Künstler-Matinee. Durch das fünfstündige Programm führten Vorsitzender Robert Greven und Moderator Heinz Gert „Bärchen“ Sester.

Neue Konzepte im Kölner Karneval

„Die Pandemie brachte einen Riss in die Künstlerszene, wir haben viel Kraft verloren“, sagte Greven. Trotzdem konnte der KKK für die Opfer der Flutkatstrophe 320 000 Euro aus Benefizveranstaltungen spenden. Auch Sester blickte nach vorn. „Dieser Tag ist dafür gemacht, sich wieder zu treffen, sich auszutauschen und neue Künstler kennenzulernen“, so Sester, der nicht in Unkenrufe einstimmen will, dass der Vorstellabend ein Auslaufmodell ist.

Auf die immer wieder geäußerte Kritik, Sitzungen seien zu „musiklastig“, reagierte der KKK, indem nun vor allem Redner eine Bühne bekamen. Den Anfang machte Feuerwehrmann Kresse, der auf Rollschuhen hereinstürmt, „tatü“ ruft und sicher sein kann, dass das Publikum „tata“ ergänzt. Oder der bewährte Bauchredner Klaus Rupprecht, den sein Affe Willi foppt. Harry un Achim pflegen das klassische Zwiegespräch: Romantiker trifft auf Draufgänger – Lacher garantiert. Für mehr Weiblichkeit in der Bütt sorgt seit Jahren die schlagfertige Ingrid Kühne.

Vorstellabend Maritim

De Boore 

In dieser Woche beginnt die Buchungsrunde für den Karneval – allerdings bereits für die Session 2023, in der das Festkomitee 200 Jahre Kölner Karneval feiert. Auch die Roten Funken und die Grosse von 1823 feiern dann Jubiläum. Die namhaften Bands und Redner brauchen bei den Veranstaltungen nicht mehr anzutreten, sie sind bei den Literaten, die das Sitzungsprogramm erstellen, gesetzt. Zu den gefragtesten Bands gehören Kasalla, Cat Ballou und Brings – die Kölschrocker konnten erst dieses Jahr wieder „Loss mer singe“ mit der Ballade „Mir singe Alaaf“. Erst in der zweiten Buchungsrunde stehen die einst so gefeierten Bands wie die Bläck Fööss oder die Höhner zur Wahl. Bei den Rednern dominieren weiterhin Martin Schopps, Guido Cantz, Bernd Stelter und Marc Metzger die Buchungen.

Schwer gebeutelt von Proben- und Auftrittsverboten waren während der Corona-Pandemie die Tanzgruppen. „Sie sind Amateure, und die sind das Salz in der Suppe einer Sitzung“, betonte Sester in seiner Ansage. Doch viele Tanzgruppen sind inzwischen froh um jeden Auftritt, der Vorstoß des Festkomitees, Sitzungen mit Tanzgruppe und Traditionskorps mit einem Siegel zu adeln, hat bislang noch keine sichtbaren Früchte getragen. Doch akrobatisch wie eh und je wirbelten die Schlebuscher über die Bretter. Ebenso mitreißende Shows boten die sechsfachen Deutschen Meister „High Energy“, Colonia Rut Wiess und die Zunft Müüs.

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Den modernen Solosängerstil auf der Karnevalsbühne vertritt Torben Klein, einstiger Frontmann der Räuber. Sein rockig aufgepeppter Hit „Für die Iwigkeit“ aus Räuber-Zeiten riss viele der 900 Besucher zum Mitsingen und Tanzen von den Stühlen. Einen souveränen Eindruck hinterließen Rednerin Ingrid Kühne und der ins Rednerfach gewechselte Musiker Jörg P. Weber, der kölsche Töne mit kölschen Witzen kombiniert. Er ist vor allem bei vielen ruhigeren Veranstaltungen gefragt.

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