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Interview

Koelncongress-Geschäftsführer
„Der Tanzbrunnen ist in die Jahre gekommen“

Lesezeit 6 Minuten
Koelncongress-Geschäftsführer Ralf Nüsser im Tanzbrunnen.

Koelncongress-Geschäftsführer Ralf Nüsser im Tanzbrunnen.

Koelncongress-Geschäftsführer Ralf Nüsser über den Open-Air-Auftakt im Tanzbrunnen, neue Möglichkeiten an der Messe und schmutzige Ecken in der Stadt.

Seit 2022 ist Ralf Nüsser Geschäftsführer von Koelncongress. Mit Simon Westphal sprach er über den Open-Air-Auftakt im Tanzbrunnen, neue Möglichkeiten an der Messe und schmutzige Ecken in der Stadt.

Am Samstag startet die Open-Air-Saison im Tanzbrunnen mit dem Auftritt von Cat Ballou. Wie groß ist die Vorfreude?

Wir freuen uns riesig auf den Saisonstart, auch das Wetter scheint stabil zu sein. Wir merken einfach, dass der Bedarf an Open-Air-Veranstaltungen bei den Menschen extrem hoch ist.

12.000 Menschen werden am Samstag im Tanzbrunnen feiern, Tickets gibt es schon seit Wochen nicht mehr. Ist es mittlerweile wieder ein Selbstläufer, so eine Veranstaltung auszuverkaufen?

Das liegt natürlich stark an den Bands, die auftreten und daran, wie der Veranstalter den Verkauf steuert. Wenn wir gute Namen haben, dann kommen die Leute. Und die guten Namen bekommen wir, weil sie wissen, dass in den Tanzbrunnen mit der einmaligen Lage viele Menschen kommen. Dazu kommt die moderate Preisgestaltung und das generell große Interesse der Leute an Veranstaltungen.

Lange Zeit hat Tommy Engel die Saison im Tanzbrunnen eröffnet. Nach der Pandemie wechselten sich Kasalla, Brings und jetzt Cat Ballou ab. Eine gute Entscheidung?

Der Wechsel tat gut, letztendlich orientieren wir uns am Markt. Wenn wir Kasalla, Cat Ballou oder dergleichen draufschreiben, können wir uns sicher sein, dass wir ausverkauftes Haus haben. Im Hintergrund arbeiten wir aber daran, auch mal einen bundesweiten Namen zu bekommen für den Auftakt.

Bundesweit und weltweit bekannte Namen gibt es dann im Verlauf der Open-Air-Saison zu sehen, unter anderem treten Ronan Keating oder Iggy Pop auf. Was sind ihre Highlights?

Wir haben einen Anreise-Radius von bis zu 100 Kilometern, da versuchen wir, ein möglichst buntes Programm anzubieten. Beim Egerländer-Musikfestival kommt nochmal eine ganz andere jecke Klientel. Da war letztes Jahr volle Hütte, das hat mich total umgehauen. Neben dem Amphi-Festival haben wir auch ein schottisches Musikfestival. Durch das tolle Auftreten der Schotten bei der EM kam da nochmal Schwung rein.

Nach der Saison stehen umfassende Sanierungsarbeiten an. In welchem Zustand befindet sich der Tanzbrunnen aktuell?

Der Ort ist einfach in die Jahre gekommen. Der Backstage-Bereich ist sehr schön, aber sanierungsbedürftig. Da geht es auch um die Aufenthaltsqualität der Künstlerinnen und Künstler. Auch die Bühne, Licht- und Tontechnik müssen neu gemacht werden, die Lautsprechertürme müssen anders positioniert werden. Auch der Stoff an den Schirmen muss ausgetauscht werden, das ist offensichtlich, dass da etwas passieren muss.

Weil Anwohner auf der anderen Rheinseite sich immer wieder über den Lärm beschweren, muss auch in diesem Jahr im Tanzbrunnen um 22 Uhr Schluss sein. Haben Sie Hoffnung, dass sich das durch die modernisierte Tonanlage irgendwann mal wieder ändert?

Wir werden den Ton mit der neuen Anlage definitiv noch besser steuern können, um die gesetzlichen Vorschriften einhalten zu können. Generell würde ich mich freuen - auch für andere Veranstalter - wenn man diese Endzeit dem aktuellen Freizeitverhalten der Menschen anpassen würden. Ein Herzenswunsch von mir würde in Erfüllung gehen, wenn wir zumindest freitags und samstags das Ende mal auf 22.30 oder 23 Uhr ansetzen könnten. Da ist die Landespolitik gefordert.

Im vergangenen Jahr gab es bei einigen Veranstaltungen Kritik über zu lange Wartezeiten an den Getränkeständen. Wird das dieses Jahr besser?

Ja, das ist ein stetiger Prozess. Dass es Grund zur Kritik gab, hat uns natürlich geärgert. Unser Kassensystem lief über das gleiche Netz, über das Besucher Fotos und Videos verschicken und posten. Dadurch haben sich die Abläufe verzögert. Wir haben jetzt für unser Kassensystem ein eigenes Netzwerk aufgebaut, damit wir unabhängig sind. Wir feilen weiterhin auch an unserem Pfandsystem, um Wartezeiten bei der Rückgabe zu minimieren.

Koelncongress betreibt auch den Gürzenich. War die Lust auf Veranstaltungen auch im Karneval zu spüren?

Es gab ganz wenige Restplätze bei den Veranstaltungen. Die Gäste bleiben länger, auch nach Veranstaltungsende im Foyer-Bereich. Dort haben wir das gastronomische Angebot ausgeweitet, da gibt es keinen Grund, nach Ende der Sitzung noch woanders hinzugehen.

In der unsicheren Phase nach der Pandemie, in der die Gesellschaften viele Sorgen hatten, war die konstant hohe Auslastung nicht unbedingt abzusehen.

In der schwierigen Phase haben wir unsere langjährigen Partner unterstützt, haben auch den Rahmen für kleinere Formate geboten. Wir wollten, dass alle am Leben bleiben. Das hat sich gelohnt. Noch eine Entwicklung: Es gab unfassbar viele Anfragen für Karnevalsveranstaltungen an Sonntagen. Hätten wir zehn Sonntage mehr in der Session, hätten wir den Gürzenich an all diesen Tagen immer füllen können. Den Nachfrageüberhang konnten wir mit zusätzlichen Terminen in der Flora und im Kristallsaal der Messe auffangen.

Im Juli 2024 hat das neue Konferenzzentrum Confex in der Messe eröffnet, das von Koelncongress betrieben wird. Wie ist das Geschäft dort angelaufen?

2024 hatten wir bereits eine Menge von Firmenveranstaltungen, teilweise von großen Namen. Für 2025 haben wir mehrere große medizinwissenschaftliche Kongresse für Köln gewinnen können, die früher jahrelang an uns vorbeigegangen sind. Es sind viele Veranstaltungen mit 1500 bis 3000 Personen dabei. Wir haben viele Häuser, aber eines in diese Größe fehlte uns. Damit geht das Konzept auf. Wir füllen durch das neue Angebot auch unsere anderen Häuser, wenn ein Kunde beispielsweise einen Kongress im Confex und anschließend ein Fest im Gürzenich veranstaltet.

Im November trat Starkoch Yotam Ottolenghi im Rahmen der lit.Cologne im Confex auf. Spielt die kulturelle Nutzung im Confex in Zukunft noch eine größere Rolle?

Das war eher ein Ausreißer, aber generell geht es uns schon um einen guten Mix. Wir sind immer noch der Phase, in der wir Dinge ausprobieren. Das Anreiseverhalten ist bei solchen Endverbraucher-Veranstaltungen ganz anders als bei Firmenveranstaltungen. Deswegen wollten wir auch so etwas testen. Es gibt für die Zukunft viele denkbare Modelle.

Sie haben zuletzt angesprochen, dass sie vieles am Drumherum in Deutz und der Innenstadt stört, schmutzige Ecken oder dunkle Fußgängertunnel zum Beispiel. Was haben solche Orte für Auswirkungen auf potenzielle Kongress-Kunden von außerhalb?

Wenn wir einen Veranstalter davon überzeugen wollen, Köln als Ort für seine Besucher und Aussteller auszuwählen, dann muss der Ersteindruck stimmen. Wenn jemand aus dem Bahnhof kommt und es übel riecht, dann ist das der Eindruck, mit dem der potenzielle Kunde zu uns kommt. Selbst wenn wir ihn von unseren Häusern überzeugen, der Eindruck bleibt. Das macht uns Sorgen, auch wenn die Situation nicht hoffnungslos ist.

Was macht Ihnen Hoffnung, dass die Situation sich bessert?

An verschiedenen Ecken sehen wir Bemühungen, auch bei der Stadt und der AWB. Aber wir müssen alle mithelfen. Als der ICE-Bahnhof in Deutz fertiggestellt wurde, habe ich mich über meine privaten Kanäle über den dreckigen Tunnel darunter geärgert. Da haben zwei befreundete Reinigungsunternehmen ein paar Leute zusammengetrommelt und den Tunnel mit dem Hochdruckreiniger sauber geschrubbt. Das hat mir Hoffnung gemacht. Es gibt viele engagierte Menschen, die etwas verändern wollen.

Davon abgesehen befindet sich der Stadtteil Deutz rund um Messe und Tanzbrunnen weiterhin im Wandel. Wie sehen Sie die Entwicklung?

Mit großer Freude, auch wenn die vielen Baustellen natürlich noch für Einschränkungen sorgen. Aber die Deutzer Freiheit entwickelt sich immer besser und im Barmer Viertel zwischen S-Bahn-Trasse und Messegelände ist ein ganz toller Stadtteil entstanden. Zusammen mit dem Confex-Center hat sich dort eine tolle Einheit entwickelt.