Rosenmontagszug 2023Von Putin bis Trump – so bissig sind die Kölner Wagenmotive

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Die Weltlage beschäftigt die Karnevalisten: Wladimir Putin dreht auf einem Kölner Persiflagewagen die Welt durch den Fleischwolf.

Die Weltlage beschäftigt die Karnevalisten: Wladimir Putin dreht auf einem Kölner Persiflagewagen die Welt durch den Fleischwolf.

Zugleiter Holger Kirsch hat die ersten 23 Motive der Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug vorgestellt. Donald Trump kriecht aus der Kloschüssel, Elon Musk kommt als Bond-Bösewicht daher  und die Verteidigungsministerin schießt sich selbst ab.

Im weißen Anzug sitzt Elon Musk, reichster und wohl auch einflussreichster Mensch der Welt, selbstvergessen in seinem Armsessel, mit der einen Hand streichelt er eine weiße Katze auf seinem Schoß, mit der anderen befühlt er einen goldenen Colt. Die Konnotation zu den Bösewichten der James-Bond-Filme ist allzu deutlich - hier seht ihr einen Schurken, latet die Botschaft. Den Titel dieser Persiflage liefert das Kölner Karnevalsmotto des Jahres 1990: „Hereinspaziert zur größten Show der Welt“.

Ich empfinde es als unfassbar erschreckend, dass es einer Person gelingt, die ganze Welt in Schieflage zu bringen.
Holger Kirsch

Aus den Mottos der vergangenen 200 Jahre Karnevalsgeschichte hat Zugleiter Holger Kirsch den roten Faden des Jubiläumszugs 2023 gesponnen - auf den 23 vorab präsenterten Persiflagewagen arbeitet sich die künstlerische Kreativabteilung vor allem an nationalen und internationalen Themen ab, Köln spielt dieses Mal eher eine Nebenrolle, was angesichts der Weltlage nicht verwundert. Im Jahr 1831 feierten die Jecken in Köln „Hanswursts Wiedergeburt“, der Wagen zu diesem Slogan zeigt den Ex-US-Präsidenten Donald Trump, der mit Taucherbrille - übersät von Fäkalien - aus der Toilette geschnorchelt kommt.

02.02.2023, Nordrhein-Westfalen, Köln: Holger Kirsch, Zugleiter, stellt Entwürfe für die Motivwagen des Rosenmontagsumzugs vor. Der 200. Kölner Rosenmontagsumzug findet am 20. Februar 2023 statt.

Holger Kirsch, Zugleiter mit den Entwürfen für die Motivwagen des Rosenmontagsumzugs vor.

Nicht immer gab es Karneval, nicht immer gab es Mottos, die Kriege der Welt haben auch das Brauchtumsfest beeinflusst. Ohne Worte kommt daher auch die Abrechnung mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin daher, der als blutrünstiger Dracula die Welt blutig durch einen Fleischwolf dreht - so klar und anklagend sahen die Wagen im Kölner Zug nicht immer aus. „Ich empfinde es als unfassbar erschreckend, dass es einer Person gelingt, die ganze Welt in Schieflage zu bringen“, sagt Zugleiter Holger Kirsch. 

Nachbau des „Helden“-Wagens von 1823

Zum Jubiläum wird der Rosenmontagszug erstmals im Rechtsrheinischen starten und die Deutzer Brücke überqueren, der Wagen des Zugleiters kommt dieses Mal in Brückenoptik daher, Großfiguren erleben ihre Renaissance und werden neben einer zweistöckigen Torte herstaksen. Und: Das Gefährt des ersten „Held Carneval“, Emanuel Ciolina Zanoli, aus dem Jahr 1823 hat als Vorlage für einen neun Meter langen Fischwagen gedient, auf dem nun die zwei Kinderdreigestirne und das Doppel-Trifolium der Altstädter mitfahren dürfen, denen in den vergangenen beiden Jahren durch Corona und Krieg kein Rosenmontagszug vergönnt war.

Zugleiter Holger Kirsch präsentiert die Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug. Zwei Wagen sollen erst Rosenmontag gezeigt werden.

Zugleiter Holger Kirsch präsentiert die Persiflagewagen für den Kölner Rosenmontagszug. Zwei Wagen sollen erst Rosenmontag gezeigt werden.

Thematisch bieten die Wagen einen bunten Mix: Die zurückgetretene Verteidigungsministerin Christine Lambrecht schießt sich mit einer Silvesterrakete selbst aus dem Amt, AfD-Politikerin Alice Weidel leckt der italienischen Ministerpräsidentin aus dem faschistischen Lager die Lederstiefel, ein Eisbär wird zum Klimakleber und befestigt sich an einer winzigen Eisscholle und die Kölner sorgen durch den Verzehr von Erbsensuppe für Biogas der „Kölschstream 2“-Pipeline. Und zwei Geheimwagen sollen erst Rosenmontag präsentiert werden.

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