Aus dem Rundschau-ArchivVon den traurigen Pokalfinal-Siegern des 1. FC Köln

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  • Für die Serie „Fundstücke“ steigen wir hinab ins Archiv – und zeigen unsere Schätze.

Hätte es 1983 Nachrichtendienste wie Twitter gegeben, dieses Bild aus der Kabine wäre nicht gepostet worden. Der Körper erschöpft, der Blick leer, Toni Schumachers linke Hand hält lustlos eine Cola-Dose. So sehen Sieger aus? Nach einem Pokalfinale? Es muss etwas Besonderes passiert sein an diesem 11. Juni. Denn wenn auch die Spieler des 1.FC Köln die Sektflaschen pflichtschuldig geleert haben: Partystimmung wollte in den Katakomben des Müngersdorfer Stadions nicht aufkommen.

Wenn morgen Bayern München und Borussia Dortmund ihr Berliner Finale bestritten haben, wird der Sieger in nicht enden wollendem Konfettiregen geduscht. Der 1. FC Köln hat das Pokalfinale vor 33 Jahren mit 1:0 gewonnen – und wurde ausgepfiffen. Gegner war der Nachbar aus der Südstadt, Fortuna Köln. Zum ersten und bis heute einzigen Mal in der Geschichte des DFB-Pokals standen sich zwei Teams aus einer Stadt gegenüber. Die feste Austragungsstätte Berliner Olympiastadion gab es noch nicht, logisch, dass das Finale in Köln stattfinden musste.

Ein ungleiches Duell

Es war ein ungleiches Duell, wie es der Pokal immer wieder hervorbringt: Auf der Seite des FC, der als Vizemeister in die Saison gestartet war, standen Nationalspieler wie Toni Schumacher, Klaus Fischer, Klaus Allofs und Pierre Littbarski. Auf der anderen Seite „et Vereinche“ mit Dauerläufer Hannes Linßen, Bernd Grabosch und Dieter Schatzscheider. Was sollte da schief gehen für die erfahrenen Erstligaprofis?

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So ziemlich alles. „Schäng“ Löring, der Patron der Zollstocker, sah seine Fortuna munter drauf los stürmen. Immer wieder erspielte sich der Zweitligist gute Gelegenheiten, die Vize-Weltmeister Schumacher (mit Kette und Käppi) mit Mühe vereiteln konnte. Der FC dagegen spielte mit jeder Minute pomadiger. Mal ein Weitschuss von Herbert Zimmermann, viel mehr Gelegenheiten gab es nicht. „Der General“, FC-Trainer Rinus Michels, und 61 000 Besucher glaubten nicht, was sie sahen.

Mit zunehmender Spieldauer wurde die Fortuna selbstbewusster, und die Fans im Stadion schlugen sich auf ihre Seite. Nicht die FC-Fans in der Kurve natürlich, aber doch der Großteil der Zuschauer, die eins sehen wollten: Fußball.

„Jubelt endlich, ihr Schweine“

Dass die eigenen Gesetze des Pokals nicht immer greifen, musste die Fortuna in der 68. Minute anerkennen. Torhüter Bernd Helmschrot konnte einen Flankenball nicht festhalten, Pierre Littbarski schoss zum Siegtreffer ein. Bei der Pokalübergabe und der Präsentation des Pokals hagelte es Pfiffe für den Sieger. Vereinslegende Heinz Flohe stöhnte auf der Tribüne: „Das war fürchterlich.“

Harald Konopka wurde später der Wutausbruch Richtung Fans zugeschrieben: „Jubelt endlich, ihr Schweine.“ Konopka bestätigte später, dass der Satz gefallen sei – aber nicht von ihm. Auch am Tag nach dem Finale drehte sich die Stimmung nicht. 500 Fans kamen zum Rathaus, um die Mannschaften zu sehen. Applaus bekam die Fortuna.

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