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82-Millionen-Euro-NeubauUni Köln eröffnet modernste Prosektur Deutschlands

3 min
Der Neubau der Medizinischen Fakultät für Prosektur in der Anatomie an der Gleueler Straße 30 in Lindenthal

Der Neubau der Medizinischen Fakultät für Prosektur in der Anatomie an der Gleueler Straße 30 in Lindenthal

Die Universität Köln hat ihre anatomische Lehre ins digitale Zeitalter geholt: Der neue Forschungskomplex an der Gleueler Straße vereint modernste Technik mit traditioneller Medizinausbildung.

Es ist eine Situation, wie sie die meisten nur aus ihrem Lieblingsthriller oder dem Tatort kennen. Ein eiskalt aussehender Edelstahltisch, ein lebloser Körper. Ein scharfes Messer und Schnitt. Was dort im Fernsehen dargestellt wird, ist im echten Leben von Ärzten und in der Wissenschaft ein elementarer Teil der Erforschung des menschlichen Körpers. „Die Toten lehren die Lebenden“ ist nicht ohne Grund der Leitspruch der Anatomie. Es ist die Lehre der Humanmedizin, die den Körper in seine Teile zergliedert. An der Universität Köln profitieren die Lebenden bald von einem modern konzipierten Neubau für die sogenannte Prosektur an der Gleueler Straße in Lindenthal. Von den Verbesserungen überzeugte sich NRW-Wissenschaftsministerin Ina Brandes (CDU) bei einem Besuch.

Uni Köln: 82 Millionen Euro für den Bau

Die Ministerin war schon bei der Grundsteinlegung Ende November 2022 in Köln. Drei Jahre Bauzeit später zeigte der Direktor der Anatomie, Prof. Martin Scaal, ihr die neuen Möglichkeiten im fertiggestellten Bau. 82 Millionen Euro hat dieser gekostet, finanziert aus Mitteln des Hochschulpakts von Bund und Land. Die Ersteinrichtung kostete weitere rund sieben Millionen Euro. Scaal erklärt: „Der Neubau wird die Qualität der anatomischen Lehre für Studierende der Medizin, Zahnmedizin, Neurowissenschaft und für die ärztliche Weiterbildung wesentlich verbessern.“

Eine Führung gab Prof. Martin Scaal (v.l.) Dekan Gereon Fink, Ministerin Ina Brandes und Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor der Uniklinik. Rohlinger

Eine Führung gab Prof. Martin Scaal (v.l.) Dekan Gereon Fink, Ministerin Ina Brandes und Edgar Schömig, Ärztlicher Direktor der Uniklinik. Rohlinger

Dabei spielt er unter anderem auf die beiden neuen Präpariersäle an. Sie sind mit je 15 Präparationstischen sowie modernster Lüftungs- und Klimatechnik ausgestattet. Denn: In der Prosektur wird Formaldehyd als Fixiermittel genutzt, um Körperspenden (siehe Infotext) zu konservieren und zu präparieren. Das Mittel gilt seit 2014 als gesundheitsschädlich. Bei hohen Temperaturen steigt die sogenannte Ausgasungsrate. Deswegen betreibe die Uni hohen Aufwand, um die Arbeit mit Formaldehyd bei möglichst geringen Temperaturen und einem hohen Luftwechsel stattfinden zu lassen, so Scaal. Eine leistungsstarke Kühlanlage sowie Luftaufbereitung machen möglich, was im Bestandsgebäude an der Joseph-Stelzmann-Straße aus den 1960er-Jahren bisher nicht möglich war: Das Arbeiten mit dem Fixiermittel auch im Sommersemester.

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Ina Brandes: Ein Meilenstein für die Lehre

„Für die Verbesserung der Lehre an der Uni Köln ist der Neubau ein Meilenstein“, erklärt Ministerin Ina Brandes. „Wir investieren gezielt in moderne Gebäude und Geräte für Forschung und Lehre in Nordrhein-Westfalen, um den medizinischen Nachwuchs exzellent auszubilden.“

Dabei ist Exzellenz das entscheidende Stichwort. Die Uni Köln möchte wieder Exzellenz-Universität werden. 2019 hatte sie diesen Status verloren. Das Feld der sogenannten Exzellenz-Unis ist hart umkämpft. Es geht um mehrere Hundert Millionen Euro an Fördergeldern. Aktuell gibt es in Deutschland zehn dieser Elite-Unis, die Förderung läuft sieben Jahre, der aktuelle Zeitraum endet 2026. Derzeit läuft die Bewerbungsphase.

Die bedarfsgerechte Planung und Umsetzung des Neubaus hat die „Medfacilities GmbH“ durchgeführt, eine Tochter der Uniklinik Köln. Derzeit laufen gleichzeitig die Inbetriebnahme, also das Zusammenspiel aller Systeme des technisch komplexen Baus, und die Testphase der einzelnen Geräte. Ab dem Sommersemester 2026 sollen über 250 Studentinnen und Studenten dort forschen, auch die experimentelle Medizin und die Unfallchirurgie erhalten Forschungsflächen sowie Übungsräume.