Das Cologne Hip Hop Institute an der Universität Köln verbindet seit 2021 Künstler mit der Wissenschaft und bietet spezialisierte Studiengänge. Auch Rapper Samy Deluxe ist hier zu Gast.
Samy Deluxe zu GastWie das „Cologne Hip Hop Institute“ Rapstars an die Kölner Uni holt

Oliver Kautny vom Cologne Hip-Hop Institut
Copyright: Costa Belibasakis
Als Lehrer hat Oliver Kautny über seine Schüler den Hip-Hop lieben gelernt und erfahren, welche große Bedeutung diese Musikrichtung für die Jugendlichen hat. „Das im Unterricht rüberzubringen, war aber damals noch ziemlich herausfordernd. Es gab weder Unterrichtsmaterialien noch die passende Ausbildung für die Lehrer. Viele wussten einfach nicht, wie sie Hip-Hop und Rap in ihren Unterricht einbauen sollten. Dabei war das Interesse bei den Schülern an diesem Thema groß“, sagt der heutige Universitätsprofessor.
2021 hat er zusammen mit seinem Mitarbeiter Chris Kattenbeck an der Humanwissenschaftlichen Fakultät der Kölner Uni das „Cologne Hip Hop Institute“ gegründet. „Die Idee dahinter war, zum Thema Hip-Hop zu forschen und gleichzeitig künftigen Musiklehrern im Studium die Mittel an die Hand zu geben, um ihren Schüler auch Wissen zum Hip-Hop vermitteln zu können. Es sollte aber mehr als nur reine Theorie bleiben, uns war es sehr wichtig, auch die Künstler in unsere wissenschaftliche Arbeit mit einzubeziehen“, erklärt der 51-jährige, der seine Wurzeln am Niederrhein hat.
Kölner Rapper Retrogott übernahm Seminar
Zu den ersten Gästen gehörte der Kölner Rapper Retrogott, der ein komplettes musikwissenschaftliches Seminar an der Uni übernommen hat. „Dafür hat er damals einen eigenen Song geschrieben, um den Studierenden seine Poetik näherzubringen. Der Wissenstransfer zwischen Kunst und Wissenschaft erfolgt inzwischen in vielen Bereichen vom DJing und Producing über das Songwriting bis zum Rap - alles Fächer, die wir unseren Studierenden seit einem Jahr anbieten können. Auch der Tanz und Graffiti werden mit einbezogen. Dabei steht aber die Musik immer im Vordergrund.“
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Am kommenden Donnerstag, 30. Oktober, kommt mit Rapper Samy Deluxe ein weiterer Musikstar an die Kölner Uni. Er wird um 12 Uhr im Musiksaal im Hauptgebäude der Humanwissenschaftlichen Fakultät (Gebäude 216, Raum 3.115) an einem öffentlichen Talk teilnehmen. Danach können acht von einer Jury vorab ausgewählte Teilnehmer mit ihren Songprojekten und Beats an einer exklusiven Masterclass teilnehmen und sich dabei für ihre eigene Musik das persönliche Feedback vom Profi einholen.
„Samy habe ich während meiner Zeit als Dozent an der Bergischen Universität in Wuppertal kennengelernt. Zunächst hatte ich 2009 die Produzenten von Public Enemy an unsere Uni eingeladen. Danach entstand der Kontakt zur Mutter von Samy, die auch lange seine Managerin war. Als Samy von Public Enemy gehört hatte, war er sehr interessiert, als Gastdozent zu uns an die Uni zu kommen, denn diese Band war für ihn ein musikalisches Vorbild. Er hat bei uns dann auch eine Vorlesung gehalten.“
Die Idee zum gemeinsamen Projekt in Köln kam dann später bei Kautnys Buchprojekt zu den Themen Hip-Hop und Musikpädagogik. „Ich hatte damals schon mit Samy längere Zeit intensiv zusammengearbeitet und in seinem Hamburger Atelier ein Interview für das Buch geführt. Dabei hat er mir gesagt, dass er gerne wieder an der Uni zum Thema Hip-Hop unterrichten würde. Und so kam die Idee, ihn hier nach Lindenthal einzuladen“, berichtet Kautny.
Köln ist wichtige Stadt für Hip Hop und Rap
Zu Gast sein werden bei der kleinen Talkrunde auch Schüler der Technik-AG des Montessori-Gymnasiums in Ossendorf. „Ihnen werden wir später einen Schnupperkurs im DJing anbieten. Es gibt auch weitere Schulprojekte zum Beispiel mit der Heliosschule oder mit der ersten Kölner Hip-Hop-Klasse an der Gesamtschule Lise Meitner in Porz. Das ist ein Trend, den es an immer mehr deutschen und europäischen Schulen gibt“, berichtet der Hochschullehrer.
Bei den neuen Fächern am Cologne Hip Hop Institute ist das Interesse bereits vorhanden. „Wir haben Studierende in den Fächern DJing, Producing und Songwriting. Nur im Fach Rap gab es bislang noch keine Bewerber. In diesem November gibt es die nächste Aufnahmeprüfung für alle Fächer bei uns. Dabei stehen diese für alle offen“, sagt Kautny.
Köln ist für ihn eine wichtige Stadt für Hip-Hop und Rap. „Wir haben tolle Musiker wie Retrogott oder Eko Fresh sowie eine lebendige Clubszene wie zum Beispiel beim Club Bahnhof Ehrenfeld. Auch beim Tanz und beim Thema Graffiti passiert in Köln sehr viel. So war die Punktrichterin für Breaking bei den Olympischen Spielen in Paris, Frieda Frost, zeitweise bei uns auch als Dozentin im Einsatz.“
Anfang Januar erwartet das Cologne Hip Hip Institute weitere spannende Gäste. „Dann kommt eine junge australische Ethnologin aus Sydney zu uns, die bei ihren Forschungen in Australien und Südafrika ihr Themengebiet mit dem Hip-Hop verbindet. Zu Gast ist dann auch ein südafrikanischer Rapper.“
