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„Endstation“ Worringen?Handlungsbedarf rund um den Bahnhof

Lesezeit 5 Minuten

Nicht schön, aber leider auch nicht selten: Die Zustände am Bahnhof Worringen lassen sehr zu wünschen übrig.

Roggendorf/Thenhoven/Worringen – Rund um den Bahnhof Worringen gibt es viele Geschichten, die man sich erzählen kann. Dies beginnt schon mit der Tatsache, dass man sich durchaus fragen kann, weshalb der heutige Worringer Bahnhof in Roggendorf/Thenhoven steht. Kaum einer weiß, warum das eigentlich so ist – offensichtlich haben sich die Menschen, die hier wohnen, einfach an diese Tatsache gewöhnt, ohne lange nachzufragen.

„Die Namensgebung hängt sicher damit zusammen, dass die „Herrlichkeit Worringen“ im Jahre 1794 unter französische Herrschaft geriet. Nachzulesen ist das in Toni Jägers Heimatbuch „Köln-Worringen in Geschichte und Geschichten“. Dort führt Hans-Bernd Nolden diese mögliche Erklärung an. Eine weitere Recherche ergibt, dass der heutige Bahnhof sich zumindest exakt auf der Grenze zwischen den beiden Stadtteilen befindet, insofern mag der Name gerechtfertigt sein. Auch wenn er irritierend ist.

Der Bahnhof Worringen: eine alte Geschichte

Forderungen

Vor allem der Tunnel des Bahnhofs muss verändert werden. Er soll durch ausreichend helle Beleuchtung und helle Anstriche sowie durch die Beseitigung dunkler, nicht einsehbarer Ecken und Nischen zu einem angstfreien Raum werden. Das Backsteingebäude (Stellwerk) soll ausgebessert werden, mit Hilfe legaler Mal- oder Spraykunst könnte es auch attraktiver gestaltet werden. Ein großes Thema ist auch die Gewährleistung barrierefreier Zugangsmöglichkeiten zu den Bahnsteigen. Im Fußgänger-Tunnelbereich sollen Notrufeinrichtungen installiert werden. Durch Grünpflegearbeiten soll der Bahnhof gepflegter erscheinen.

Geschichte

Der Bahnhof Köln-Worringen wird von der S-Bahn Rhein-Ruhr und der S-Bahn Köln angefahren. Die Cöln-Crefelder Eisenbahn-Gesellschaft eröffnete schon am 15. November 1855 das erste Teilstück ihrer linksniederrheinischen Strecke zwischen dem ehemaligen Krefelder Bahnhof in Köln und dem Bahnhof Neuss.

Am gleichen Tag wurde auch der Bahnhof der damals noch eigenständigen Bürgermeisterei Worringen in Betrieb genommen. Diese wurde schließlich im Jahr 1922 nach Köln eingemeindet – und damals wurde der Bahnhof denn auch in Köln-Worringen umbenannt.

1985 ging die Verbindung zwischen Chorweiler, Blumenberg und Worringen in Betrieb. Mit der Vollendung der „Chorweilerschleife“ wurden die Eilzüge und alle anderen Nahverkehrsverbindungen eingestellt, statt dessen die S-Bahn-Linie S 11 über Worringen hinaus nach Neuss weitergeführt. Seit 2014 fährt auch die S-Bahn-Linie S 6 statt bis Köln-Nippes über die Chorweilerschleife bis Köln-Worringen und endet dort. (jtb)

Hans-Bernd Nolden wohnt in Worringen, er ist dort vielfach vernetzt und aktiv. Mit dem Bahnhof hat er sich vor allem unter den Aspekten Sicherheit und Sauberkeit beschäftigt.

Bahnhof ist ein Brennpunkt

Auch Paul Reiner Weissenberg, zweiter Vorsitzender des Worringer Bürgervereins, kennt das Thema gut. „Der Bahnhof ist ein Brennpunkt, das betrifft aber sicher auch andere Bahnhöfe der Stadt“, meint er. Dennoch empfinden die beiden die Situation hier als besonders schwierig. Denn es gibt nicht viele Möglichkeiten im Kölner Norden, sich mit öffentlichen Verkehrsmitteln fortzubewegen.

Das Netz der Busse und Bahnen ist dünn verglichen beispielsweise mit der Innenstadt oder angesagteren Stadtteilen. Hier, rund um Worringen, bewegen sich die Menschen an den nördlichsten Grenzen der Stadt Köln. Und wie überall in Randregionen gibt es hier wenig Infrastruktur in Sachen Nahverkehr. Umso ärgerlicher ist es dann, wenn die vorhandenen Möglichkeiten nicht genutzt werden.

„Der Bahnhof ist ein Angstraum. Wir haben viele Anwohner, die abends dort nicht aussteigen, sondern zum Beispiel in Blumenberg oder Chorweiler, und sich dann dort abholen lassen. Andere fahren abends gar nicht Bahn“, berichtet Weissenberg. Oft komme es am Bahnhof zu Prügeleien.

Schlägereien und Diebstahl

Ein Blick in die sozialen Netzwerke bestätigt zumindest den gefühlten Eindruck: „Meinem Sohn wurde am Montag in Worringen das Fahrrad gestohlen. Es wurde am Bahnhof abgestellt und war abgeschlossen“, schreibt dort eine Mutter. „Ich habe gerade in der vergangenen Woche von einem weiteren Vorfall gehört, von einer Schlägerei“, berichtet Weissenberg. Das Thema habe man auf dem Schirm, bestätigt Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner.

In der Vergangenheit hatten sich etliche Beteiligte an einem Runden Tisch zusammen gefunden, um das Gefühl genauer „greifen“ zu können. „Wir haben schon oft mit der Polizei gesprochen“, sagt Weissenberg. Offiziell heiße es immer wieder, es gebe keine auffälligen Zahlen in Sachen Kriminalität rund um den Bahnhof herum. Doch viele, die den Bahnhof gerne häufiger nutzen würden, sehen auch, dass die direkten Anwohner in der Regel nicht die Polizei rufen – denn unmittelbar gegenüber dem Bahnhof liegt die Siedlung Mönchsfeld. Die wiederum ist als „sozialer Brennpunkt“ bekannt.

In der Tat sähe die Statistik der Polizei vielleicht anders aus, wenn die Nachbarn etwaige Probleme stärker artikulierten – doch dies lässt sich nicht so einfach feststellen. „In der Siedlung gibt es ja schon Verbesserungen, so langsam tut sich etwas . Umso wichtiger ist es, auch den Bahnhof jetzt zu verbessern“, so Weissenberg.

Weitere Schritte eingefordert

Um die etwas schwammige Ausgangslage zu dokumentieren, hat Nolden eine Bestandsaufnahme mittels Fotografien erstellt. Unter anderem auf der Grundlage dieser Bestandsaufnahme setzten sich Vertreter der Bezirksvertretung, der Bahn, der KVB, der AWB, des Wohnungsamts, des Ordnungsamts, der Landes- und der Bundespolizei, des Bürgeramts Chorweiler, der Wohnungsgesellschaft Vonovia sowie Vertreter der Bürgerschaft zusammen. „Da ist dann mal alles auf den Tisch gekommen“, erinnert sich Bezirksbürgermeister Reinhard Zöllner. Vor allem sei definiert worden, wer für welchen Bereich zuständig ist.

Nach dieser Vorarbeit hat nun die Bezirksvertretung Chorweiler beschlossen, von der Stadtverwaltung weitere Schritte einzufordern. „Wir hoffen, dass nun zeitnah etwas passiert“, so Zöllner.

Derweil äußerst sich die Bahn selbst äußerst zurückhaltend. Ein Sprecher bestätigte, dass es am Bahnhof Worringen immer wieder zu Problemen mit Vandalismus komme – zuletzt habe es einen Brand im Zugang des Aufzugs gegeben. Generell habe der Vandalismus in Bahnhöfen 2018 in NRW 2,8 Millionen Euro Schaden verursacht. Häufig sei es dort verstärkt zu Vandalismus gekommen, wo weniger soziale Kontrolle erfolgt. Worringen gehöre leider zu den Bahnhöfen, die öfter negativ auffielen.

Es sei aber von Seiten der Bahn aktuell keine bauliche Veränderung des Bahnhofs geplant. Für Gespräche mit den Verantwortlichen aus der Stadtverwaltung sei man aber offen.