Köln – Wer denkt, über das Bahnfahren gibt es nicht viel zu sagen, hat noch nie Markus Schönbein in Aktion erlebt. Jeden Tag Menschen zu helfen, ist sein Job. Er ist Mobilitätstrainer bei der KVB und das bereits seit über 11 Jahren. Er kennt alle Strategien, um sich im öffentlichen Nahverkehr zurecht zu finden. Seine Kurse sind heiß begehrt – und das liegt nicht zuletzt an seiner charismatischen Person. „Ich bin das komplette Jahr ausgebucht“, sagt Schönbein. Vier Mal in der Woche bietet er Gruppentrainings an. Mit einer Gruppe trifft er sich mehrmals. Zunächst steht ein Theorietraining an, dann folgen zwei Praxisschulungen. Einmal in einer Bahn, einmal im Bus. Die Rundschau durfte ihn bei einem Bahntraining begleiten.
„Ich habe eine recht provokante Art“
Er ist ein dynamischer Mann. In Jeans und Sneakern steht er in der Bahn und spricht mit lauter, energischer Stimme. Etwa 14 Seniorinnen und Senioren sitzen um ihn herum. Aber es ist kein Vortrag, den Schönbein hält. Mal stellt er Fragen und guckt erwartungsvoll in die Runde. Mal scherzt er, bringt die Gruppe zum Lachen. Gelegentlich erzählt er Anekdoten. Hin und wieder schnappt er sich einen Rollator und demonstriert den Umgang mit möglichen Gefahrensituationen. Dann dürfen die Teilnehmenden die von Schönbein vorgestellten Strategien selbst testen.
Immer wieder hakt er nach, ob die Gruppe noch Fragen hat. Vereinzelt nehmen die Gespräche innerhalb der Gruppe überhand, sodass auch mal ein „Ruhe!“ durch die Bahn schallt. „Sie merken, ich habe eine recht provokante Art“, sagt Schönbein lachend. „Die brauchen Sie aber auch bei Seniorinnen und Senioren. Dann fahren sie Ihnen nicht über den Mund.“ Es erinnert an eine Schulklasse, und Schönbein ist der sympathische aber strenge Lehrer. „Ich liebe meinen Job“, sagt er. Er arbeite sehr gern mit Menschen und freue sich darüber, sie glücklich machen zu können.
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Zur Person
56 Jahre alt ist Markus Schönbein. Der Vater von drei Kindern kam 2006 zur KVB und war zunächst über vier Jahre als Bahnfahrer tätig. Durch seine selbstbewusste und bestimmte Art konnte er sich im Bewerbungsverfahren um die Stelle des Mobilitätstrainers durchsetzen. Seit 2011 arbeitet er nun als Mobilitätstrainer bei der KVB.
Aktionstag Mobilität
„Köln bewegt sich, aber sicher“ lautet das Motto des 3. Aktionstags Mobilität, der am Samstag, 10. September, ab 11 Uhr auf dem Neumarkt stattfindet.
Die KVB beteiligt sich mit einem Mobilitätstraining für ältere Menschen. Trainer Markus Schönbein gibt Tipps. Für das KVB-Rad werden Sicherheitstrainings angeboten.
An einem E-Scooter-Simulator bietet die Verkehrsunfallprävention der Polizei ein Fahrsicherheitstraining an. Info gibt es auch zum Thema Diebstahlsicherheit bei Fahrrädern.
Die Führerscheinprüfung kann unverbindlich bei der Verkehrswacht nochmals wiederholt werden. Auf dem Alkohol-Parcours ist zu erfahren, wie gefährlich Trunkenheit im Straßenverkehr ist.
Weitere Informationsstände gibt es zu den Themen Lastenfahrräder und „Erste Hilfe“ bei Unfällen. (ngo)
Sich im öffentlichen Nahverkehr zurecht zu finden, ist eine Frage der sozialen Teilhabe. Und die Aufgabe Schönbeins besteht darin, die Menschen im Einzelnen zu befähigen. „Es gibt ganz viele Leute, die nach dem Training sagen, sie fahren jetzt deutlich lieber mit Bus und Bahn. Oder sie haben viel weniger Ängste“, berichtet Schönbein. Er sehe sehr viele, schnelle Erfolge bei den Teilnehmenden. Bei manchen Werkstätten für behinderte Menschen habe er schon fast einen Dauerauftrag, sagt der Mobilitätstrainer lachend. „Immer wieder bekomme ich gesagt, dass es jetzt in einigen Werkstätten einen gewissen Prozentsatz an Selbstfahrerinnen und Fahrern gibt“, so Schönbein. Es freue ihn enorm zu wissen, dass sein Training zu persönlichen Erfolgen und mehr Wohlbefinden führe.
Der gefahrlose Ein- und Ausstieg will geübt sein
Trainiert wird das gefahrlose Ein- und Ausstieg und der Umgang mit Sicherheitseinrichtungen, wie das Notrufsystem. Ein wichtiger Aspekt: Wie man auf andere Menschen zugeht und um Hilfe bittet. Gerade bei Seniorinnen und Senioren bestehe häufig die Angst, Menschen anzusprechen. Viele berichten von Zurückweisung oder Ignoranz. Schönbein versucht direkt gegen diese Erfahrungen zu argumentieren, da dies anderen Angst machen könne. „95 Prozent der Menschen sind hilfsbereit. Idioten gibt es leider immer. Versuchen Sie aus ihrem Bauch heraus zu entscheiden, wen Sie ansprechen“, rät er der Gruppe.
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Schönbein nimmt die Sorgen der älteren Menschen ernst, hört ihnen zu und bietet ihnen Lösungen an. „Manchmal reichen fünf Minuten und eine Person denkt nicht mehr negativ, sondern geht positiv an die Sache ran“, weiß Schönbein. Für ihn sei der Job unersetzbar. Nicht nur führten die Trainings zu einem höheren Ansehen für die KVB, so sei es ihm häufig berichtet worden. Seine Arbeit habe auch einen extremen Nutzen. Schönbein: „Etwas zu tun ist immer mehr wert als tausend Worte.“