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UnpünktlichBürger von Wartezeiten der KVB-Linie 4 genervt – Stadt lehnt Schwachstellenanalyse ab

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Linie 4 „Zweitschlechtester Pünktlichkeitsgrad“ von allen Stadtbahnlinien: Die Probleme der Linie 4 sollen Gegenstand eines Fachgesprächs werden. Foto: Hermans

„Zweitschlechtester Pünktlichkeitsgrad“ von allen Stadtbahnlinien: Die Probleme der Linie 4 sollen Gegenstand eines Fachgesprächs werden.

Die Linie 4 der KVB ist notorisch unpünktlich. Ein Bürger sieht Handlungsbedarf, stößt jedoch auf behördliche Skepsis.

Ein Bürger hat die Nase voll vom Warten: Die Linie 4 habe laut einem Qualitätsbericht der KVB aus dem Jahre 2020 den „zweitschlechtesten Pünktlichkeitsgrad“ aller Stadtbahnlinien, schreibt er in seiner Eingabe an den Ausschuss für Bürgerbeteiligung, Anregungen und Beschwerden. Deshalb müsse gehandelt werden.

Unpünktliche Bahn: Bürger fordert „Schwachstellenanalyse“

Eine von Verwaltung und KVB gemeinsam durchzuführende „Schwachstellenanalyse“ sei das Mittel der Wahl, um die Qualität des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) in den Bezirken Mülheim, Innenstadt und Ehrenfeld, in denen die Linie 4 unterwegs ist, zu verbessern. Nicht zuletzt im Sinne des Klimaschutzes, denn dadurch ließen sich zusätzliche Fahrgäste gewinnen.

Einige mögliche Ursachen für die Unpünktlichkeit auf der Linie 4 führt der Petent selbst an. So seien die Bahnen auf ihrer Strecke zwischen Schlebusch und Bocklemünd häufig überlastet, was zu einem verlängerten Aufenthalt zwecks Fahrgastwechsel an den Haltestellen führe. Immerhin hätten die KVB angekündigt, auf der Linie 4 längere Bahnen einzusetzen – aber erst ab 2028.

Besonders problematisch sei der hoch frequentierte Streckenabschnitt zwischen Appellhofplatz und Poststraße, den zahlreiche Linien befahren. Auch den Bereich zwischen den Haltestellen „Im Weidenbruch“ und „Berliner Straße“ beispielsweise solle man sich genauer ansehen. Dort komme es zu Behinderungen im morgendlichen Berufsverkehr, weil „die Bevorrechtigung der Bahnen durch geeignete Fahrleitsysteme nicht sichergestellt“ werde.

Insgesamt fällt der Petent ein harsches Urteil: Es sei „kein Konzept für einen Infrastruktur-Zielzustand erkennbar“. Zum Teil würden bei Bauprojekten nicht einmal die in Bebauungsplänen ausgewiesenen, eigens freigehaltenen Trassen in Anspruch genommen, um Bahn- und motorisierten Individualverkehr zu trennen.

Behörde hält Forderung für fehlgeleitet

In einer Reaktion auf diese Eingabe rät das Amt für nachhaltige Mobilitätsentwicklung dem Beschwerdeausschuss allerdings ab, der Forderung nach einer „Schwachstellenanalyse“ nachzukommen. Schließlich sei die Qualitätssicherung des ÖPNV „ein kontinuierlicher Bestandteil der Zusammenarbeit zwischen der Stadtverwaltung und der KVB“. Deshalb seien die Gründe für die Beeinträchtigungen auf der Linie 4 auch aus früheren Analysen bekannt. Diese Gründe seien allerdings „mannigfaltig“, dazu gehörten etwa Verkehrsunfälle, falsch geparkte Autos oder Verspätungen an Ampeln bei hohem Verkehrsaufkommen. Aber auch das „Fehlverhalten von Fahrgästen“, die Nachzüglern die Türe aufhielten.

Der Umgang mit diesen Problemen sei „differenziert“ zu betrachten, aber  Verwaltung und KVB arbeiteten daran. So sei eine Bevorrechtigung der Stadtbahnlinien an Kreuzungen „fast flächendeckend umgesetzt worden“, auch die mittelfristige Umstellung auf 70 Meter lange Züge auf der Linie 4 in den kommenden Jahren gehöre dazu. Eine eigene Schwachstellenanalyse nur für die Stadtbahnlinie 4 würde nach Meinung der Verwaltung „ausschließlich einen zusätzlichen zeitlichen und damit finanziellen Aufwand erfordern, ohne dass ein Erkenntnisgewinn und somit ein zusätzlicher Nutzen entstünde.“

Dem mochten die Ehrenfelder Bezirksvertreter so nicht zustimmen. Sie sprachen sich einstimmig für ein gemeinsames Fachgespräch aller beteiligten politischen Gremien mit der Verwaltung und der KVB über die genannten Probleme aus, und zwar „unter Teilnahme des Petenten“. Ganz ähnlich hatten bereits die Bezirksvertretungen Innenstadt und Mülheim entschieden.