Einkaufsmeile in KölnWie rasant sich die Kölner Hohe Straße gerade wandelt

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Einkaufen auf der Hohe Straße ist noch immer beliebt. 

Köln – Der subjektive Eindruck trügt nicht: Der Leerstand speziell auf der Hohe Straße geht weiter zurück, bestätigt Thomas Nandzik, Senior Director beim Immobilien-Dienstleister CRBE. „Vakanzen sind zurzeit kaum sichtbar“, sagt er. Wo etwas leer steht, wird in der Regel gerade geplant, umgebaut – oder gleich ganz abgerissen. „Optimieren“ nennt das Nandzik, denn viele der alten Schätzchen aus den 60er bis 80er Jahren sind mittlerweile unrettbar verloren. Die Substanz zu schlecht, die Decken zu niedrig, überhaupt, für ganz andere Nutzungen vorgesehen als heute gebraucht: „Die Gebäude werden sich weiter wandeln“, sagt er. Speziell die Hohe Straße werde nach und nach ein neues Gesicht erhalten.

Heutzutage wird kurzfristiger vermietet

Wobei auch die Fluktuation zunehmen wird. Mietverträge über ganze Dekaden, wie sie früher durchaus üblich waren, werden heute so gut wie nirgendwo mehr abgeschlossen. Ein Jahr mit Option auf Verlängerung – das geht noch ganz gut. Oder diverse Ausstiegsklauseln, wenn das Geschäft nicht laufen will.

Lediglich bei Neubauten sind längerfristige Bindungen möglich und üblich. Was letztlich aber auch heißt, dass gerade die großen Einkaufsstraßen mehr denn je den Trends unterworfen sind. Sichtbar etwa zurzeit an einem Süßwarenladen neben dem anderen, in unterschiedlichster qualitativer Ausprägung. „Das sieht momentan auf der Oxford Street in London nicht anders aus“, sagt Nandzik, „in einem Jahr hat sich das wieder gegeben“. Wobei sicher nicht alles Zuckerwerk verschwinden wird.

Alles zum Thema Hohe Straße ( Köln)

Wo bereits neu- oder umgebaut wurde, sind neue Konzepte erkennbar. Riesige Verkaufsflächen über drei Stockwerke braucht heute kaum noch jemand. Gefragt sind kleinere Einheiten, flexibel gestaltbar, schnell angepasst und trotzdem pfiffig im Design.

Es tut sich gerade viel in der City, Eigentümerwechsel bedingen auch eine rege Bautätigkeit. Die meisten Investoren sind institutioneller Art, große Projektentwickler mit entsprechend langem Atem. Es werden gerade große Summen in die Hand genommen, die das Image von Hohe Straße und Schildergasse aufpeppen.

Auch die Seitenstraßen stehen immer mehr im Fokus. Eigentlich ideal für die Ansiedelung von Gastronomie, finden sich hier Angebote zum Verweilen, das Antoniter-Quartier sogar ganz eigenständig als kleine Oase. Aber so richtig ist der Strukturwandel gerade hier vielerorts noch nicht richtig angekommen, vielleicht bedingt auch durch den Sackgassen-Charakter vieler Seitenstraßen. Das könnte sich immerhin mit der kompletten Neugestaltung des Laurenz Carrés und der Domumgebung inklusive der Via Culturalis radikal ändern. Dauert aber noch ein paar Jahre.

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Was sich bereits geändert hat, ist neben der Süßwaren-Abteilung das gastronomische Angebot vor allem auf der Hohe Straße. Größtenteils ohne Verweil-Möglichkeiten einfach auf die Hand und von daher auch einfach gehalten, meist mehr mit Imbiss- als Wohlfühlcharakter. Aber auch das momentan ein Zeichen der Zeit, wo einst gastronomische Diaspora herrschte, tummeln sich heute Churros, Pommes, Pizza und Döner. Nicht unbedingt die Feinkostabteilung, aber sie wären nicht da, würden sie nicht nachgefragt – und vor allem, sie würden sich auf Dauer nicht halten können.

Tradition hat es schwer in der City

Und die Traditionsgeschäfte? Viele sind längst in die Seitenstraßen abgewandert oder haben aufgeben müssen. „Die Leute schimpfen immer über den Niedergang der traditionellen Geschäftswelt, aber sie kaufen trotzdem im Internet“, schimpfte kürzlich ein Ladeninhaber gegenüber der Rundschau. Auch er hatte den Kampf gegen die Schnelllebigkeit verloren und sich aus der City zurückgezogen. Es sieht mehr denn je danach aus, als befände sich die Hohe Straße in einer Übergangsphase – mit Potenzial nach oben (s. Interview). Initiativen wie Stadtmarketing gehen davon aus, dass der Wandel drei bis fünf Jahre in Anspruch nehmen wird.

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