EnergiekriseKölner haben fast 20 Prozent Gas gespart

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Gaszähler eines Privathaushalts.

Der Gasverbrauch wird auf einem Gaszähler eines Privathaushalts angezeigt.

Die Gasverbraucher in der Region Köln haben die Energiesparvorgaben des Bundes weitgehend erfüllt. Im Jahr 2022 sank der Erdgasverbrauch im Netzgebiet der Rheinischen Netzagentur um 19,4 Prozent.

Die Bürger und Unternehmen in Köln und der Region haben in der laufenden Heizperiode deutlich weniger Erdgas verbraucht als im vorherigen Winter. Die Vorgabe des Bundes an alle Verbraucher, 20 Prozent Gas einzusparen, damit die Versorgung nicht zusammenbricht, wurde knapp eingehalten. Die wichtigsten Fragen und Antworten.

Wie hat sich der Verbrauch insgesamt entwickelt?

Wie die Rheinische Netzgesellschaft (RNG) auf Anfrage der Rundschau mitteilte, wurden von Januar bis Dezember 2022 im RNG-Gebiet 12 435 Gigawattstunden (GWh) Erdgas verbraucht. Das waren 19,4 Prozent weniger als im Vorjahr. Privatkunden und kleinere Betriebe machten mit 8875 GWh mehr als zwei Drittel des Verbrauchs aus. An große Industriekunden wurden 3560 Gigawattstunden geliefert. Das Gas-Versorgungsgebiet der RNG reicht von Teilen des Rhein-Erft-Kreises über Köln bis nach Oberberg. Die RNG ist eine Tochter des Kölner Versorgers Rheinenergie.

Wie war die Entwicklung in diesem Winter?

Im Oktober, dem ersten Monat der Heizperiode, lag der Gasverbrauch mit 712 GWh um 37,4 Prozent unter dem Vorjahresmonat – es wurde also fast doppelt so viel Erdgas gespart wie gewünscht. Im November fiel die Einsparung mit 34,7 Prozent bei 1151 GWh Verbrauch ähnlich hoch aus. Grund war vor allem die ungewöhnlich milde Witterung. „Im Oktober waren die Temperaturen in Köln im Schnitt 2,6 Grad zu warm, im November 2,2 Grad“, erläutert Diplom-Meteorologe Jürgen Schmidt von Wetterkontor. Als es im Dezember Dauerfrost gab, schnellte der Gasverbrauch auf 1899 GWh hoch, und die Einsparung betrug nur noch 7,0 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat. Im Januar 2023 wurden 1794 GWh verbraucht– das waren 17,9 Prozent weniger als im Januar 2022 und 21,3 Prozent weniger als der Januar-Mittelwert der Jahre 2018 bis 2021. „Auch der Januar 2023 war im Vergleich zu warm, die Temperaturen lagen im Schnitt 1,8 Grad über dem Mittelwert“, erläutert Schmidt. Die Verbrauchswerte für Februar liegen bisher noch nicht vor.

Wie stark war der Einfluss des Wetters?

Die Appelle der Regierung im vergangenen Sommer waren dramatisch: Ohne erhebliche Einsparungen um die 20 Prozent drohe die Gasversorgung im Winter zu kollabieren, hieß es. Tatsächlich hätten die Kölner diese Zielmarke ohne die milde Witterung jedoch verfehlt. Das belegen die Zahlen der Rheinischen Netzgesellschaft. Sie erfasst die Gasverbräuche der Privatkunden und kleineren Gewerbebetriebe temperaturbereinigt. Demnach betrug die Einsparung im Jahr 2022 lediglich 15,0 Prozent. Laut Jürgen Schmidt von Wetterkontor sind in Köln seit 2018/2019 fünf Winter in Folge unterm Strich zu warm ausgefallen.

Wie ist die aktuelle Versorgungslage?

„Die Gasversorgung in Deutschland ist stabil. Die Versorgungssicherheit ist gewährleistet“, betont die Bundesnetzagentur in ihrem täglichen Lagebericht von Dienstag. Die Lage sei weniger angespannt als zu Beginn des Winters. „Es ist unwahrscheinlich, dass es in diesem Winter noch zu einer Gasmangellage kommt“, erklärte die Behörde. Jedoch bleibe die Vorbereitung auf den Winter 2023/2024 eine zentrale Herausforderung. „Deswegen bleibt auch ein sparsamer Gasverbrauch wichtig.“ Die Gasspeicher in Deutschland sind aktuell zu 64,2 Prozent gefüllt.

Wie viel Gas hat die Rheinenergie verbraucht?

Das Verfeuern von Erdgas in Heizkraftwerken zur Erzeugung von Strom und Fernwärme hat in den vergangenen Jahren stark abgenommen. 2019 hat die Rheinenergie in Niehl und anderen Standorten insgesamt 10,4 Terrawattstunden (TWh) Erdgas verfeuert. 2020 waren es 9,2 TWh und 2021 noch 8,6 TWh. Im Jahr 2022 sank der Verbrauch auf 6,3 TWh (minus 26,7 Prozent).

Wie oft wurde der Härtefallfonds genutzt?

Voriges Jahr war die Sorge groß, dass viele Verbraucher die stark verteuerten Gasrechnungen nicht mehr zahlen können und ihnen das Gas abgestellt werden könnte. Die Rheinenergie stellte deshalb aus eigenen Mitteln ab 1. Oktober eine Million Euro bereit, um Kunden zu helfen, die wegen nicht bezahlter Rechnungen von einer Sperre ihrer Wärmeversorgung bedroht sind. Wie das Unternehmen auf Anfrage mitteilte, haben bisher lediglich 24 Kunden Geld aus dem Härtefallfonds erhalten. Sie hätten im Schnitt 315 Euro bekommen. Somit seien aus dem bereitgestellten Etat von einer Million Euro bisher rund 7600 Euro ausgezahlt worden. Kunden könnten auch weiterhin Hilfen aus dem Härtefallfonds beantragen, erklärte ein Rheinenergie-Sprecher. „Auch Stromkunden aus dem Grundversorgungsgebiet der Rheinenergie können den Fonds in Anspruch nehmen. Ursprünglich war der Fonds nur für Wärmekunden konzipiert.“

Wie viel hat die Stadt Köln eingespart?

Nach früheren Angaben der Stadt sank der Verbrauch von Erdgas und Fernwärme in den städtischen Gebäuden im vierten Quartal 2022 um rund 19 Prozent, der Stromverbrauch um sieben Prozent. Neuere Zahlen liegen nicht vor.


Lüften hilft gegen Schimmelbildung

In letzter Zeit häufen sich Berichte, dass es in Wohnungen vermehrt zu Schimmelbildung kommt, weil wegen der Gaskrise weniger geheizt wird. Hauptproblem sei aber nicht eine zu niedrige Wohnungstemperatur, sondern dass zu wenig gelüftet werde, erläutert Sebastian Epe (55), Obermeister der Maler- und Lackiererinnung Köln und öffentlich bestellter Sachverständiger. „Auch bei kaltem Wetter sollte man mindestens zweimal täglich gut lüften.“

In diesem Winter habe er selbst zwar noch kein erhöhtes Aufkommen von Fällen mit Schimmelbefall festgestellt. Aber diese Problematik komme möglicherweise erst mit einigen Monaten Verspätung bei den Sachverständigen an, so Epe. Wichtig sei, auch im Winter die feuchte und verbrauchte Luft regelmäßig aus der Wohnung heraus zu befördern. „Dazu sollte man am besten für vier bis fünf Minuten stoßlüften, also für Durchzug sorgen.“

Um Energie zu sparen, solle man vor dem Lüften die Thermostatventile an den Heizkörpern abdrehen. „So vermeidet man, dass die Heizkörper während des Lüftens zusätzliche Energie verbrauchen.“

Nach dem Lüften erwärme sich die frische Luft in der Wohnung rasch wieder. Dabei könne sie vorhandene Feuchtigkeit gut aufnehmen, betont Epe. Denn die kalte Luft von draußen enthalte kaum Feuchtigkeit und könne durch die Erwärmung Wasser aufnehmen, das andernfalls an kalten Stellen der Wohnung zu kondensieren drohe. Auch eine Renovierung könne hilfreich sein. „In einem Bad, das zehn Jahre nicht gestrichen wurde, droht ein erhöhtes Schimmelwachstum.“

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