Die Energiewelt ist im Wandel. Wie der mit neuen Technologien gelingen kann, war Thema eines Kongresses in Köln.
EnergiewendeRheinenergie setzt auf Vernetzung

Auf dem Gelände der Rheinenergie in Niehl entsteht ab 2026 Europas größte Flusswasser-Wärmepumpe (hell markierte Gebäude).
Copyright: Rheinenergie
Strom und Wärme sollen klimaneutral erzeugt werden, und das geschieht zunehmend dezentral. Dabei entstehen auch neuen Dienstleistungen und Geschäftsfelder, die auch auf dem Rheinischen Energieforum der Rheinenergie diskutiert wurden. Welche Aufgaben sich stellen und welche Lösungen es bereits gibt, erläuterte Rheinenergie-Chef Andreas Feicht am Rande der Veranstaltung.
„Der Flughafen Köln/Bonn ist ein komplexer Verbraucher“, so Feicht. Er braucht Strom, Wärme und Kälte bei schwankendem Bedarf, weil die Terminals manchmal voller Passagiere sind und manchmal fast leer. Strom bekommt der Flughafen aus dem Netz. Er erzeugt auch Strom und Wärme in seinem Blockheizkraftwerk, Strom in seinen Photovoltaik-Anlagen, und er bezieht seit Kurzem Wärme aus einem Holz-Heizkraftwerk der Rheinenergie. Die Kunst bestehe darin, diese Komponenten optimal zu steuern, so Feicht.
Die Eigenerzeugung von Strom etwa ist dann besonders wirtschaftlich, wenn der Strom im Netz besonders teuer ist. Dieser Preis schwankt im Tagesbedarf und kann prognostiziert werden. Bei der Steuerung hilft seit Neuestem ein digitaler Zwilling des Flughafens, eine digitale Kopie, die die Abläufe am Airport simuliert. Das Ergebnis sind auch Vorschläge für eine optimale Steuerung der einzelnen Komponenten zur Versorgung des Flughafens, so Feicht. Die könne der Flughafen nutzen, um Kosten zu senken.
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Autobatterien als Stromspeicher
Ein weiteres Beispiel ist das gemeinsame Angebot mit dem Unternehmen The Mobility House, an dem die Rheinenergie beteiligt ist. Bei dem Pionier in der Nutzung von Elektroautos als Stromspeicher im Netz können Besitzer von E-Autos einen Teil des Stroms in den Batterien den Versorgern vertraglich zur Verfügung stellen und erhalten dann einen Anteil vom Verkaufserlös. Diese Verknüpfung der Sektoren biete große Chancen, so Feicht: „Die Besitzer von E-Autos brauchen oft nicht die gesamte Kapazität der Batterie für ihre täglichen Fahrten.“ Die ohnehin vorhandenen Autobatterien ließen sich intelligent in die Stromnetze integrieren. Und die Besitzer der E-Autos könnten über spezielle Stromtarife die Ladekosten um jährlich dreistellige Beträge senken.
„Energie muss bezahlbar sein“, so Feicht. Das gelte für die Menschen in ihren Wohnungen und für die Industrie. Außerdem müsse die Versorgung umweltverträglich und sicher sein, beschrieb er das Dreieck der Energiewirtschaft. Insofern zeigte er sich mit den Vereinbarungen der schwarz-roten Koalition zur Energiepolitik „ziemlich“ zufrieden. Die legten Wert auf die Wirtschaftlichkeit. So sorge etwa der geplante Vorrang von Freileitungen zum Stromtransport anstelle von Erdleitungen für eine Ersparnis. Hier zeige sich ein neuer Pragmatismus, „ohne dass die Energiewende abgewickelt wird“, so Feicht.
Neue Gaskraftwerke für sichere Versorgung nötig
Er betonte, dass ausreichend Gaskraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 20 Gigawatt gebaut werden müssten für eine sichere Versorgung, bevor die Kohlekraftwerke abgeschaltet werden, um die Energiesicherheit zu gewährleisten. Dazu müsse es eine Vergütung für das Vorhalten von Erzeugungskapazität geben, weil die Kraftwerke angesichts des Ausbaus der Erneuerbaren wohl nicht auf ausreichend Laufzeiten kämen, um wirtschaftlich zu arbeiten. Auch die sich abzeichnende Möglichkeit, CO2 bei der Stromerzeugung abzuscheiden und etwa in der Nordsee zu verpressen oder stofflich zu nutzen, begrüßte er.
In den Gas- und Dampfkraftwerken der Rheinenergie in Köln-Niehl könne diese Technik aber nicht genutzt werden. „Die Anlagen zur CO2-Abscheidung sind so groß wie ein Gaskraftwerk“, sagte Feicht. „Dafür haben wir in Niehl oder an anderen Kraftwerksstandorten nicht den Platz.“ Vielmehr setzt er auf den künftigen Einsatz von Wasserstoff in den Kraftwerken, die in erster Linie Fernwärme produzieren.
An Gas herrscht kein Mangel.
Sollte die EU den Bezug von Gas aus Russland wirklich bis Ende 2027 verbieten, sieht er für die Rheinenergie keine unmittelbaren Auswirkungen. „An Gas herrscht kein Mangel“, so Feicht. Die Rheinenergie kauft es von Ferngasunternehmen, die es über Pipelines aus Norwegen oder als LNG beziehen. Es gebe aber einen Mangel an Infrastruktur, etwa an LNG-Terminals, über die dann zusätzliches Gas nach Europa kommen müsste.
Ein Ausbau hätte aber Einfluss auf die Preise. Bei kurzfristigen Verträgen gebe es hohe Preisrisiken. Langfristige Verträge mit Laufzeiten von 20 oder mehr Jahren, auf die auch die Lieferanten wohl pochen würden, werde ein Unternehmen wegen der Unsicherheiten auf den Energiemärkten kaum abschließen wollen. Letztlich müsse der Staat für die nötigen Absicherungen sorgen, die so die Preise glätten.
Bund beim Ausbau der Fernwärme gefordert
Den Bund sieht Feicht auch beim Ausbau der Fernwärme gefordert. Dazu hätte er sich wie auch andere Energiemanager in Stadtwerken klare Aussagen im Koalitionsvertrag gewünscht. Die Branche hatte auf eine Milliardenförderung gehofft. Im Koalitionsvertrag steht dazu nichts. „Die Rheinenergie wird bis 2035 eine Milliarde Euro in den Ausbau der Fernwärme investieren“, so Feicht. Ohne anteilige Finanzierung des Staates müssten die Kunden die Kosten tragen. Die Rheinenergie will das Netz erweitern und baut für etwa 280 Millionen Euro eine Flusswasser-Großwärmepumpe in Niehl. Die wird von Bund und Land nach einem bereits erteilten Förderbescheid mit 100 Millionen Euro unterstützt.