Harald Baginski, Schulpolizist in Sülz, unterstützt Schulen unter anderem bei der Gewaltprävention und Cybermobbing. Wir haben mit ihm über seine Erfahrungen gesprochen.
Kölner „Schulpolizist“„Viele Probleme sind durch Handynutzung entstanden“

Schulpolizist Harald Baginski
Copyright: Nabil Hanano
Einsatzort Schule: Die Kölner Polizei wird regelmäßig alarmiert, wenn es Ärger an Schulen gibt. Bei Gewalt unter Schülerinnen und Schülern, wie zuletzt wegen Ermittlungen zu versprühtem Pfefferspray, aber auch wegen Einbrüchen in die Gebäude nach Schulschluss. Viel häufiger sind Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte aber zur Prävention in den Schulen unterwegs. Harald Baginski vom Bezirksdienst Sülz spricht im Interview über seine Aufgaben als „Schulpolizist“.
Wie kümmern Sie sich in ihrem Bezirk um die Schulen?
Ich bin als sogenannter „Veedelspolizist“ für ungefähr 10.000 Einwohner zuständig, fünf Schulen liegen im Bezirk Sülz. Ich fahre regelmäßig bei den Schulen vorbei und stehe in engem Kontakt mit der Schulleitung. Wenn Bedarf ist, kommen sie mit einem Anliegen auf mich zu und dann versuche ich zu helfen.
Was sind diese Anliegen?
In der Vergangenheit waren das der erste Kontakt mit Betäubungsmitteln oder kleinere Sachbeschädigung wie Graffiti auf dem Schulgelände, aber auch Gewaltdelikte. Zum Beispiel auffällige Schüler, die sich im Unterricht gegenüber dem Lehrpersonal aggressiv verhalten haben. Vorab werden dann die Eltern informiert, ob sie mit einem erzieherischen Gespräch durch mich einverstanden sind. Das wird meistens sehr positiv gesehen von den Eltern.
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Was passiert in diesen „erzieherischen Gesprächen“?
Ich versuche erst mal herauszufinden, was vorgefallen ist. Ich spreche mit der Schulleitung, welche Maßnahmen sie schon eingeleitet haben. Im Gespräch will ich natürlich wissen, wo die Ursache der Aggression ist und versuche, den Schülerinnen und Schülern zu helfen. Dann kommt es immer darauf an, wie sich das Gespräch entwickelt. Die Schüler sind meistens schon mal beeindruckt, wenn ein Uniformträger im Raum sitzt und mit ihnen spricht.
Was sind Tatbestände, die sich häufen?
Viele Probleme an Schulen und im sozialen Miteinander sind durch die Digitalisierung und durch die Handynutzung entstanden. Einiges läuft unter dem Stichwort Cybermobbing, also dem Mobbing im Internet. Viele Heranwachsende müssen den Umgang mit dem Handy erst lernen. Welche Fotos darf ich machen? Schicke ich die direkt weiter? An wen schicke ich die? Darf ich das überhaupt? Auch da berate ich.
Bundesweite Zahlen belegen, dass immer mehr Jugendlichen eine Waffe, wie zum Beispiel ein Messer, mit sich tragen.
In den Schulen klären wir auf, welche Verbotszonen es gibt, und erklären, wann und wo man was mitführen darf. Darf ich das im öffentlichen Raum bei mir tragen oder darf ich es nur privat haben? Wo ist die Altersgrenze? Natürlich geht es auch um die Gefahren, die Waffen darstellen.
Haben Straftaten an Schulen Ihrer Meinung nach generell zugenommen?
Das kann man nicht so sagen. Es gibt natürlich Ereignisse an Schulen, die bundesweit für Aufsehen sorgen. Aber im besonderen Fokus stehen die Schulen für die Polizei nicht. In Köln kommt es da wahrscheinlich auch auf den Stadtteil an.
Viele Schülerinnen und Schüler sind ja sowieso unter 14 und noch gar nicht strafmündig...
Das macht in Bezug auf Straftaten aber keinen Unterschied. Trotzdem fertigen wir immer eine Strafanzeige, wenn es sein muss. Was daraus wird, entscheidet dann die Staatsanwaltschaft. Das Verfahren wird dann irgendwann eingestellt, wenn der Täter oder die Täterin noch nicht strafmündig ist.
Haben Sie bereits an Grundschulen mit Straftaten zu tun?
In meinem Bezirk nicht. In den Grundschulen steht die Verkehrserziehung im Vordergrund. Darum kümmert sich die Polizeidirektion Verkehr. Ich begleite die Kollegen der Verkehrsunfallprävention, wenn etwa der Schulweg geübt wird. Da gibt es viele Gefahren, unter anderem den toten Winkel beim Lkw. Es werden auch Fahrradtrainings durchgeführt. Wenn Bedarf ist, bietet auch die Kriminalpolizei eine Kriminalprävention in den Grundschulen an. Da geht es vor allem darum, wie Kinder sich am besten verhalten, wenn sie von Fremden auf dem Schulweg angesprochen werden. Oft geben wir Tipps dazu aber zuerst an die Eltern auf Elternabenden weiter.
Mit welchen Fragen kommen die Schüler und Schülerinnen denn selbst auf Sie zu?
In der Grundschule interessiert die Kinder vor allem die Uniform und alles, was man am Körper trägt, auch die Dienstwaffe. Einige wollen wissen, was ich schon für Einsätze hatte und ob ich schon mal in Gefahr war. Bei den weiterführenden Schulen werde ich erstaunlicherweise oft gefragt: Wie kommt man zur Polizei? Was für Möglichkeiten gibt es? Welche sportlichen Voraussetzungen oder schulischen Voraussetzungen brauche ich? Ich mache also immer auch ein bisschen Werbung für die Polizei als Ausbilder und Arbeitgeber.
Fallen auch Einbrüche in Schulen in Ihr Aufgabengebiet?
Natürlich und das kommt nicht selten vor. Auch Kindergärten sind betroffen. Meistens werden die Kaffeekasse oder Laptops gestohlen. Ich berate die Schulen, wie sie sich besser schützen können, wo sie wertvolle Materialien lagern sollten.
Amokläufe an Schulen sind in Deutschland sehr selten – wenn sie vorkommen, fordern sie aber viele Opfer. Wie bereiten Kölner Schulen sich vor?
Zusammen mit einem Team der Kriminalpolizei wird das Kollegium der jeweiligen Schule von uns geschult und sensibilisiert. In einem Vortrag werden Verhaltensregeln bei einem Amoklauf vermittelt und Statistiken aus vergangenen Amokläufen gezeigt. Oft ist es so, dass die Lehrerschaft dann erst den Ernst der Lage erkennt. Die Schulen bereiten sich auf diesen „Worst Case“ aber auch schon sehr gut vor, oft wird der akute Notfall durchgespielt. Das ist natürlich nichts, worüber man gerne nachdenkt. Aber man muss vorbereitet sein. Das ist genauso, wie wenn auf einmal der Reisebus mit der Schulklasse im Ausland verunglückt. Wenn so ein Anruf im Sekretariat ankommt, müssen die Verantwortlichen genau wissen, was als Nächstes zu tun ist.
