Zusage von der StadtJVA Köln plant Impfaktion für Strafhäftlinge
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Besuch in der Zelle: Viele Gefangene haben in diesen Tagen einen Corona-Aufklärungsbogen bekommen.
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Köln – Piks hinter Gittern: Die Justizvollzugsanstalt Ossendorf bereitet sich intensiv auf die Impfung ihrer Häftlinge vor. Es ist geplant, dass etwa 450 Strafgefangene gegen das Corona-Virus geimpft werden sollen. Seit dem vergangenen Wochenende haben die Insassen Aufklärungsbögen in verschiedenen Sprachen in ihre Zelle bekommen, es werden Gespräche mit Ärzten geführt und die Räume für die umfangreiche Aktion sind schon startklar gemacht.
„Wir haben eine Zusage von der Stadt bekommen, dass die Impfung stattfindet. Es hapert derzeit nur an nicht ausreichend vorhandenem Impfstoff. Da gibt es einen Engpass“, sagte die Leiterin des „Klingelpütz“, Angela Wotzlaw, der Rundschau. Ein Team bei der Feuerwehr befasse sich mit dem Vorhaben. Die Gefängnisleitung würde als Impfstoff „Johnson und Johnson“ favorisieren, weil mit diesem Vakzin nur einmal geimpft werden müsse. Es sei ohnehin ein schwieriges Unterfangen. „Zwei Impfaktionen im Gefängnis wären dann doch sehr aufwendig“, so Wotzlaw.
Strafgefangene sollen zuerst geimpft werden
Ein Strafgefangener im Alter von über 80 Jahren wurde bereits geimpft. Der Mann wurde mit Bewachung ins Impfzentrem gefahren und erhielt dort den Piks. Ein weiterer Häftling mit über 80 Jahren habe die Impfung abgelehnt. Schon bald wird die Anstaltsleitung wissen, wie viele der Gefangenen die Aktion annehmen oder nicht. Ein Rücklauf der Aufklärungsbögen sei für Ende der Woche vorgesehen.
Es sei geplant, zuerst die Strafgefangenen zu impfen. Die Untersuchungshäftlinge seien oft nach mehreren Wochen wieder weg, würden umverlegt oder dürften möglicherweise heraus.
Wann Aktion stattfindet, ist noch nicht geklärt
Die Impfung hinter Gittern ist mit einem hohem Aufwand verbunden. „Es muss jede Akte von den Gefangenen einzeln gezogen und beurteilt werden“, betont Wotzlaw. Dabei geht es besonders um die Krankheitsgeschichte des Betreffenden und darum, ob er überhaupt geimpft werden kann.
Für die Prüfung seien die Ärzte und eine eigens eingerichtete Pandemiegruppe zuständig. Wann die Aktion stattfindet, ist laut Wotzlaw noch nicht geklärt: „Wir sind vorbereitet“, betont die Chefin der Anstalt. Die Impfung findet in den Räumen des „Klingelpütz“ mit Unterstützung von Impfteams statt. Wenn sie in Deutz durchgeführt werden müsste, wäre aus Sicherheitsgründen die Schließung der Messehalle für einen Tag nötig. Beispielsweise müssten verurteilte Schwerverbrecher mit hohem Sicherheitsaufwand auf die andere Rheinseite gefahren werden.
Kurse für Fachabitur im Gefängnis wieder möglich
Die Impfung bringt für viele in der Anstalt Erleichterung. Die derzeit stetig sinkenden Inzidenzzahlen bedeuten auch für die Gefangenen Lockerungen. Künftig dürfen Ehrenamtler und externe Lehrer wieder in die Anstalt – wenn sie nachweisen können, dass sie geimpft wurden, genesen sind oder sie einen negativen Corona-Test vorlegen.
Damit ist es seit einem Jahr wieder möglich, dass sich Ehrenamtler beispielsweise um Analphabeten oder Gefangenen kümmern, die keine sozialen Kontakte mehr haben. Lehrkräfte können nun den Häftlingen wieder Kurse anbieten, damit in der Anstalt etwa das Fachabitur nachgeholt werden kann. Diese ganzen Hilfsangebote lagen über mehrere Monate auf Eis.
Videogrüße für die Oma im Wohnzimmer
Trotz sinkender Inzidenzzahlen wird die Leitung des Gefängnisses an der verschärften Regelung für den Besuch von Angehörigen festhalten. Gefangene und Angehörige dürfen sich nur per Skype treffen. Denn der Raum für die Besuche hat zwar eine Lüftung, aber keine Fenster. „Dies ist ein zu hohes Infektionsrisiko“, sagt Wotzlaw. Die Häftlinge würden das Angebot weiter gut annehmen.
„Die Insassen haben die Möglichkeit, in das eigene Wohnzimmer zu schauen. Das bringt den Häftlingen in dieser Zeit oft mehr als der Besuch in einem Raum im Gefängnis“, ergänzt Wotzlaw. Bei den Videogrüßen könnte auch mal die Oma kurz in die Kamera winken. Der Gang in den Knast sei für die älteren Angehörigen außerdem oft sehr beschwerlich.