Jahrzehnte des StillstandsUmgestaltung des Ebertplatzes verzögert sich

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 Daueraufgabe für eine Stadt und ihre Politik: Seit fast 20 Jahren soll der Ebertplatz umgebaut werden, passiert ist bisher kaum etwas sichtbares.

  • Seit Jahren steht die Umgestaltung des Ebertplatzes schon auf dem Plan der Stadt.
  • 2018 wurde der Brunnen als Wahrzeichen des Platzes saniert.
  • Der tatsächliche Baubeginn verzögert sich. Bisherige Daten konnten nicht eingehalten werden.

Köln – Das Verfahren zur Umgestaltung des Ebertplatzes hängt zwei Jahre hinter dem Zeitplan zurück. Es ist aktuell laut eines Stadtsprechers unklar, wann er tatsächlich aufgehübscht wird. Der Platz zwischen Neusser Straße und Eigelstein gilt seit Jahrzehnten als städtebaulicher Missstand, Drogendealer-Treff und Brennpunkt der Kriminalität (siehe Info-Kasten). Wirklich umgebaut wurde der Ebertplatz aber nie – obwohl 2017 ein tödlicher Messerangriff bundesweit Schlagzeilen machte und Kölner Politik sowie Verwaltung aufweckte, den Umbau entschiedener anzupacken.

Eigentlich sollte die Verwaltung der Politik im Sommer 2018 präsentieren, was der Umbau kostet und welche Anforderungen es in Sachen Gestaltung gibt. Es ging zunächst um die große Lösung, der Ebertplatz sollte sozusagen einmal auf links gedreht werden. Hebt man ihn an? Schafft man eine Verbindung zum Theodor-Heuss-Ring?

Planung der kleinen Lösung braucht Zeit

Doch der Stadtentwicklungsausschuss forderte im März 2019 eine weitere Variante, die laut Stadt „einen behutsameren Umgang mit dem baulichen Bestand berücksichtigt“. Übersetzt heißt das: Was kann von dem Platz doch bleiben, prominentestes Beispiel ist der jahrelang stillgelegte Brunnen. Die Verwaltung teilte zur Verzögerung mit: „Die Prüfung beziehungsweise die Einbeziehung einer weiteren Planungsvariante in das Verfahren hat aufgrund der hohen Komplexität des baulichen Bestands und eines entsprechend hohen Abstimmungsbedarfes insgesamt zu einer zeitlichen Verzögerung des vorgesehenen Verfahrens geführt.“

Ebertplatz: Chronik des Verschleppens

2002  Die  Rundschau schreibt: „Die Stadtverwaltung will noch in diesem Jahr den städtebaulichen Wettbewerb zur Neugestaltung des Ebertplatzes ausloben.“  Die Quartierstiefgarage ist Thema im Stadtrat.

2004 Sechs Rolltreppen  sind kaputt und  werden  nicht repariert.

2008 Im Masterplan steht  der Ebertplatz, er soll schöner  werden.

2009 Das rot-grüne Bündnis im Rat setzt Prioritäten, darunter: die Umgestaltung des Ebertplatzes.

2013 Der Stadtrat gibt eine Studie für eine Tiefgarage in Auftrag.

2017 Der Rat lehnt die Quartiersgarage ab. Im selben Jahr stirbt am Ebertplatz ein 22-Jähriger nach einem Streit, der Platz wird bundesweit zum Thema.   Die Stadt kündigt den Betreibern der Kunstlabore in der Westpassage, es ist der tief liegende Teil  mit   dunklen Ecken, sie will den Teil umbauen.  Später nimmt sie die Kündigungen zurück.

2018  Der Rat beschließt  das Zwischennutzungskonzept,  bis der Umbau beginnt. Der sanierte Brunnen sprudelt wieder, es gibt Gastronomie, im Winter eine Eisbahn. Der Platz lebt auf. 2021 soll der Umbau beginnen.

2019 Die Stadt legt Kriterien für den Umbau fest, unter anderem soll geklärt werden, ob nur noch eine statt zwei Autospuren um ihn herum führen.  Der Brunnen soll nun doch bleiben. Im August der Rückschlag: Ein 25-Jähriger stirbt auf dem Platz nach einer Auseinandersetzung. (mhe)

Aktuell stimmen sich die städtischen Ämter ab, im September soll der Stadtentwicklungsausschuss das Ergebnis erhalten, die Politik muss danach bestimmen, welche Lösung sie möchte. Gleichzeitig soll sie die Gelder für die weitere Planung absegnen. Das heißt aber auch: Dann ist erst Schritt eins beendet, das Vorbereiten des Verfahrens. Es folgt Nummer zwei, die Planung des Umbaus, und danach erst der letzte Schritt, der Umbau. Im August 2019 hatte Baudezernent Markus Greitemann gesagt: „Der Spatenstich erfolgt frühestens 2021“, es könne auch 2022 werden.

Neues Zwischennutzungskonzept gebraucht

Für Stadtverwaltung und Politik ist das alles nicht neu, die Stadt schrieb schon im März 2011: „Der Ebertplatz weist erhebliche architektonische und städtebauliche Defizite auf. (...) Durch die starken Höhenunterschiede und die angrenzenden Tunnelbauwerke ist die soziale Kontrolle sehr eingeschränkt.“ Und vor allem: „Gerade auch im Hinblick auf Sicherheitsaspekte und Kriminalprävention besteht dringender Handlungsbedarf.“ Das ist neun Jahre her – und war damals schon kalter Kaffee.

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Die dunklen Zu- und Ausgänge.

Durch die Verzögerung braucht es ein neues Zwischennutzungskonzept, das aktuelle sollte ja nur die Phase der Umplanung abdecken. Es begann 2018 unter anderem damit, dass der Brunnen wieder sprudelte, ein Kiosk samt Biergarten aufmachte. So sollte der Platz mehr Menschen anziehen, das gelang und gelingt vor allem im Sommer. Im Juni 2021 läuft dieses 1,5-Millionen-Euro-Konzept aus. Einen ersten Zwischenbericht über das Konzept will die Stadt der Politik vermutlich bis September präsentieren. Sie teilte mit: „Dann ist auch eine Entscheidung zu erwarten, ob die Verwaltung erneut beauftragt wird, ein erweitertes Zwischennutzungskonzept für die Zeit ab Juli 2021 auszuarbeiten.“

2021 möglicher Baubeginn

Es gilt als wahrscheinlich, dass die Politik es fortsetzt. Auch Polizeipräsident Uwe Jacob hatte im Juli 2019 gesagt: „Vieles ist besser geworden. Aber noch nicht alles ist gut.“

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Als der Brunnen sprudelt, kommen die Menschen.

Innenminister Heribert Reul sprach von einem „kleinen Wunder“ – doch zwei Monate später hatte das Wunder Pause, ein 25-Jähriger starb bei einer Massenschlägerei, sofort war die Tat von 2017 präsent.

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Stadtdirektor Stephan Keller mahnte: „Über die Tat sollten wir das Positive nicht vergessen, das sich hier entwickelt hat.“ Er nannte 2021 als möglichen Baubeginn – ein Datum, das nun nicht mehr zu halten ist.

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