Der Ebertplatz ist ein Kriminalitäts- und Drogenbrennpunkt in Köln. Eine bauliche Umgestaltung soll helfen, das zu ändern. Die Stadt Köln will auch den Verkehr neu ordnen.
Autoverkehr soll verlagert werdenWas die Stadt Köln mit dem Ebertplatz vorhat

Wo heute noch Autos an der Nordseite des Ebertplatzes fahren, könnte die Platzfläche laut Stadt Köln künftig erweitert und begrünt werden.
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Seit vielen Jahren wird über die bauliche Umgestaltung des Ebertplatzes gestritten – jetzt soll das heiß diskutierte Projekt konkreter werden. Die Stadt Köln hat gestern Pläne für die Neuordnung des Verkehrs rings um den Platz vorgestellt. Demnach wird die Nordseite weitgehend für den Autoverkehr geschlossen. Kraftfahrzeuge sollen künftig in beiden Fahrtrichtungen am südlichen Rand des Platzes entlanggeführt werden. Das ist das Ergebnis der städtebaulichen und verkehrlichen Voruntersuchungen durch die Stadt und beauftragte Planer.
Laut Mobilitätsdezernent Ascan Egerer wurden insgesamt 17 Varianten geprüft. Basis für die Bewertung war eine Verkehrsprognose, wonach der Anteil des motorisierten Individualverkehrs in Köln bis 2040 auf 24 Prozent sinken soll. Hintergrund der geplanten Umgestaltung des 1977 eröffneten Ebertplatzes sind die andauernden Probleme mit Verwahrlosung, Drogenhandel und Kriminalität. Lange geschah nichts. Erst nachdem 2017 ein Mensch im Streit um Drogen erstochen wurde, legte die Stadt ein Interimsprogramm mit Kultur, Gastro-Container und wiedereröffnetem Brunnen auf, um den Platz zu beleben. Der damalige Stadtdirektor Stephan Keller (CDU) forderte, die Westpassage mit ihren dunklen Angsträumen zuzuschütten. Dazu kam es bislang nicht, das Thema harrt noch der Klärung. Anfangs gab es viel Ablehnung aus der Politik, weil es das Aus für die Künstlerateliers in der Westpassage bedeutet hätte. Der Vorschlag verschwand für Jahre in der Schublade.
Ebertplatz in Köln: Umgestaltung soll 2030 beginnen
Inzwischen habe man grünes Licht, drei Abgänge in die untere Platzebene zu verschließen, sagte Eva Herr, Leiterin des Stadtplanungsamts. Sie betonte die besondere Bedeutung des Ebertplatzes. Als Kreuzung der Hauptstraße des römischen Kölns mit den „Ringen als Prachtstraße der Gründerzeit“ sei er „die stadträumliche DNA von Köln“. Bei seiner Umgestaltung habe man „einen sehr komplexen politischen Auftrag“ zu erfüllen, so Herr. Die seit 2009 diskutierte Frage: „Wird der Platz eingeebnet oder nutzt man die Westpassage auch weiterhin als ein Bauwerk“, solle Ende 2025 entschieden werden.
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Bevor es um städtebauliche Lösungen geht, gelte es, „als erstes die verkehrliche Konzeption zu überarbeiten“, sagte Baudezernent Markus Greitemann. Der Ebertplatz sei „ein komplexes und mehrstöckiges Ingenieurbauwerk“, „einer der wichtigsten Verkehrsknotenpunkte in Köln“ und „ein wichtiger Baustein in der Stadtentwicklung“. Den politischen Auftrag, diesen öffentlichen Raum mit stadtweiter Bedeutung wieder nach vorne zu bringen, habe man „sehr ernst genommen“, so Greitemann. Mit einem Baubeginn sei aber erst 2030 zu rechnen.
Keine Durchfahrt mehr von der Neusser Straße zur Nord-Süd-Fahrt
Untersucht wurden verschiedene Verkehrsführungen daraufhin, ob sich damit die vorhergesagten Verkehrsmengen abwickeln lassen und welche städtebaulichen Auswirkungen sie haben. Die Vorzugsvariante biete die größten Vorteile, betonten Egerer und Greitemann. Der Stadtrat soll sie am 3. Juli beschließen und ihre Weiterplanung beauftragen.

Die Grafik zeigt die von der Stadt Köln bevorzugte Variante für die Neuordnung des Verkehrs am Ebertplatz
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Demnach würde der Kfz-Verkehr vom Theodor-Heuss-Ring zum Hansaring künftig an die Südseite des Platzes verlegt werden (siehe Grafik). An der Nordseite könnte der Platz verbreitert und begrünt werden. Die Anbindung der Sudermannstraße für Kfz entfiele. Die Durchfahrt von der Neusser Straße in südlicher Richtung zur Tunisstraße wäre nicht mehr möglich.
Geplant ist außerdem, die Buslinien 127 und 140 bis zum Hauptbahnhof zu verlängern, um statt des bisherigen Busbahnhofs am Ebertplatz nur kleinere Bushaltestellen dort unterbringen zu müssen.
Mit der Neuordnung des Verkehrs am Ebertplatz soll einhergehen, dass die Neusser Straße ab der Weißenburgstraße zur Einbahnstraße in Fahrtrichtung Süd wird. Die Bezirksvertretung Innenstadt hatte beschlossen, zur Verkehrsberuhigung im Agnesviertel eine Einbahnstraße oder eine Durchfahrtsperre an der Agneskirche zu prüfen. Die Einbahnstraße sei die Variante, „die dem Ebertplatz am meisten zu Gute kommt“, sagte Egerer.
Bürgerverein Eigelstein will Autoverkehr im Norden des Platzes bündeln
Wenn Autos von Norden aus nicht mehr über den Ebertplatz in Richtung Nord-Süd-Fahrt/Hauptbahnhof fahren dürfen, werden Autofahrer allerdings Alternativen suchen.
Laut der Verkehrsuntersuchung der Stadt wird eine Einbahnstraße auf der Neusser Straße dazu führen, dass pro Tag jeweils rund 1400 Autos mehr durch die Weißenburgstraße und die Krefelder Straße fahren. Bei einer Sperre an der Agneskirche wären es sogar 3400 Autos mehr am Tag in der Krefelder Straße und 1800 mehr am Neusser Wall. Deshalb wurde diese Variante verworfen.

Die Grafik zeigt eine mögliche Einbahnstraßen-Regelung für die Neusser Straße in Köln. Die dunkelblauen Pfeile stehen dabei für geplante Einbahnstraßen, hellblaue für bestehende.
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Kritik an der geplanten Verkehrsführung kommt vom Bürgerverein Eigelstein. Er setzt sich seit Jahren dafür ein, den Verkehr an der Nordseite des Platzes zu bündeln und ihn so für Fußgänger und Radfahrer direkt an den weitgehend autofreien Eigelstein und das Plätzchen an der Torburg anzubinden. „Diese autofreie und begrünte Achse würde den gesamten Stadtraum deutlich aufwerten und zu einer weiteren Belebung des Ebertplatzes führen, auch durch Touristen, die mit dem Zug nach Köln kommen“, betont der erste Vorsitzende Burkhard Wennemar.
Die Stadt hatte die Nordvariante verworfen, mit der Begründung, damit würden sich die für 2040 erwarteten Verkehrsmengen nicht bewältigen lassen. Das sei der falsche Ansatz, meint Wennemar. „An erster Stelle hätte die Frage stehen sollen: Wie soll der Platz gestaltet werden?“ Der Verkehr solle nachrangig organisiert werden.