Die Stadt kommt nach einer Analyse zu dem Schluss, dass weniger Menschen auf die Zülpicher Straße strömen. So reagiert die Verwaltung nun darauf.
Sessions-Eröffnung in KölnUniwiese wird am Elften Elften zur „Transitstraße“

Blick auf die Zülpicher Straße an Weiberfastnacht 2025
Copyright: Thomas Banneyer
Dass es wieder einmal voll wird, daran besteht bei den Verantwortlichen der Stadt kein Zweifel. Menschen aus dem ganzen Land werden zum Auftakt der Karnevals-Session am Elften im Elften nach Köln strömen: in die Altstadt, die Südstadt, ins Belgische Viertel oder ins Studentenviertel. Auch dort wird der Andrang wieder groß sein, doch aus Sicht der Verwaltung hat sich etwas verändert. Das Kwartier Latäng rund um die Zülpicher Straße, in dem vor allem junge Menschen feiern, werde in den Sozialen Medien „immer noch gehyped“, sagt Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer. „Es gibt aber eine Tendenz, dass es weniger Menschen sind, die sich im Kwartier Latäng wohlfühlen.“
Fläche auf der Uniwiese wird kleiner
Die Schlussfolgerung aus diesem Analyse-Ergebnis wird, wie bereits im Juni berichtet, auf der Uniwiese zu beobachten sein. Dort hatte die Stadt in den vergangenen Jahren eine mit Bodenplatten bedeckte Fläche eingerichtet, die die an den jecken Tagen chronisch überfüllte Zülpicher Straße entlasten sollte. Zuletzt erstreckte sich die Fläche zwischen der Zülpicher und der Luxemburger Straße über 33.000 Quadratmeter, am Elften Elften wird sie nur noch halb so groß sein. Im Straßenkarneval 2026 soll die Fläche schließlich noch einmal leicht verkleinert werden. Bereits im Sommer hatte Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer diesen Schritt angekündigt. Das sorgte bei Naturschützern und Gastronomen im Kwartier Latäng für Kritik. Schließlich hatte die Stadt noch im Januar mitgeteilt hatte, den Bereich im Inneren Grüngürtel aus Naturschutzgründen am Elften Elften gar nicht mehr nutzen zu wollen.

Der Zugang zur Zülpicher Straße an Weiberfastnacht 2025.
Copyright: Thomas Banneyer
Das tut sie nun doch. Allerdings explizit nicht als Feierfläche, sondern als „Transitstrecke“ zwischen Luxemburger Straße und Zülpicher Straße. Über die Fläche gelangen unter anderem diejenigen ins Kwartier Latäng, die über den Südbahnhof anreisen. „Wir werden auf der Uniwiese keinen Alkohol und keine Softgetränke ausschenken und keine Musik spielen“, sagt Mayer. „Die Fläche soll null Aufenthaltsqualität haben.“ Geht es nach den Plänen der Stadt, sollen sich Feiernde dort nur aufhalten, wenn es am Einlass zur Zülpicher Straße zu Staus kommen sollte. Oder wenn der Einlass wegen Überfüllung gestoppt werden muss. Davon geht die Stadt aber nicht aus. Während die Zülpicher Straße in den vergangenen Jahren häufig schon zur Mittagszeit voll war und sich dann auch die Uniwiese zu einer Art zweiten Feierzone entwickelte, musste der Einlass auf die Straße im Straßenkarneval 2025 kein einziges Mal gesperrt werden.
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Viele Straßen für Feiernde gesperrt
Um Anwohner zu schützen, sperrt die Stadt erneut viele Straßen im Kwartier Latäng für Feiernde. Auf die Zülpicher Straße kommen diese nur über zwei Eingänge an der Roonstraße und an der Unimensa. In großen Teilen des Viertels gilt ein Glasverbot.
Elfter Elfter in Köln: „Unverändert hohe abstrakte Gefährdungslage“
Neben allen kleineren Anpassungen hat sich ein entscheidendes Thema für Stadt und Polizei nicht verändert. „Wir haben eine unverändert hohe abstrakte Gefährdungslage“, sagt Polizeidirektor Martin Lotz. „Nach Bewertung des Bundeskriminalamts und auch unserer eigenen Bewertung ist es nicht ruhiger geworden. Wir können uns nicht entspannen und müssen mit allem rechnen.“ In der ganzen Stadt, mit Schwerpunkt auf dem Kwartier Latäng, ist die Polizei daher mit vielen Einsatzkräften präsent. In hoch frequentierten Bereichen richtet die Polizei Überfahrsperren ein, die Synagoge an der Roonstraße wird wie zuletzt gesondert bewacht. Zivile Kräfte sind im Einsatz, um beispielsweise Taschendiebstähle oder Sexualdelikte zu verhindern.

Der Elfte im Elften in Köln
Copyright: Harald Woblick
Feuerwehr ist auf alles vorbereitet
Auch die Feuerwehr und der dort angeschlossene Rettungsdienst sei auf alle Arten von Notfällen eingestellt. „Wir können in kurzer Zeit zusätzliche Einsatzkräfte hinzuziehen“, sagt Feuerwehrchef Christian Miller. Eingestellt ist der Rettungsdienst aber vor allem auf all das, was zwangsläufig und erfahrungsgemäß passiert, wenn viele Menschen auf engem Raum feiern: Feiernde, die es mit dem Alkoholkonsum übertreiben zum Beispiel, genauso aber auch umgeknickte Füße oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die bei der Masse an Menschen rein statistisch auftreten werden.

Überfahrsperren sollen stark frequentierte Bereiche in der ganzen Stadt sicherer machen.
Copyright: Thomas Banneyer
Neben der grundsätzlichen Sicherheit rückt die Stadt erneut das Thema Jugendschutz in den Vordergrund. In den Tagen vor dem Sessionsauftakt werden Jugendamt, Ordnungsamt und Polizei gemeinsam in Kiosken über das Jugendschutzgesetz informierten. Jugendliche Auszubildende der Stadtverwaltung und der Polizei werden zudem Testkäufe durchführen. Gewerbetreibende, die Alkohol oder Tabakwaren an Jugendliche ausgeben, müssen mit hohen Bußgeldern rechnen. Am Elften Elften selbst sind rund 40 Mitarbeitende des Jugendamts unterwegs, um Minderjährigen zu helfen und mögliche Notsituationen frühzeitig abzuwenden.
Kritik an Nutzung der Uniwiese
Wiederholt hat der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) die Nutzung der Uniwiese an den Karnevalstagen kritisiert. Der BUND fordert von der Stadt, die Fläche letztmalig als Entlastungsfläche für das Kwartier Latäng zu nutzen.
„Der neue Oberbürgermeister Torsten Burmester und der Leiter des Ordnungsamtes Ralf Mayer als sein zukünftiger Büroleiter müssen die Verschmutzung der Böden im Inneren Grüngürtel und des Aachener Weihers vor allem durch Glasscherben als Folge der Karnevalsaktivitäten stoppen und diese Straftaten beenden“, sagte BUND-Vorstandsmitglied Helmut Röscheisen.
Die Uniwiese ist Teil des Landschaftsschutzgebiets, in dem normalerweise keine Veranstaltungen stattfinden dürfen. Möglich wird die Entlastungsfläche an den Karnevalstagen durch eine Befreiung von diesem Verbot durch die Untere Naturschutzbehörde. Diese Befreiung wurde zuletzt stets mit dem Argument der Gefahrenabwehr erteilt. Auch für den Straßenkarneval 2026 wurde die Befreiung bereits erteilt, wie Ordnungsamtsleiter Ralf Mayer am Dienstag mitteilte.

Der Hiroshima-Nagasaki-Park wird noch großflächiger abgesperrt als an Weiberfastnacht.
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Weil sich die Feiernden in den vergangenen Jahren immer wieder auch am Aachener Weiher und dem angrenzenden Hiroshima-Nagasaki-Park ausbreiteten, hatte die Stadt zuletzt auch die Absperrungen in diesem Bereich erweitert. Auch in diesem Jahr werden die abgesperrten Flächen noch einmal vergrößert, der Weiher ist komplett umzäunt und durch den Hiroshima-Nagasaki-Park führt nur noch ein einziger Weg.
