„Gefahr im Verzug“: Die Kölner Bezirksregierung verhängt ein Betriebsverbot für die Anlage Ohl-Grünscheid, bis der Betreiber ein erneutes Fischsterben ausschließen kann.
„Gefahr im Verzug“Bezirksregierung stoppt Engelskirchener Aggerkraftwerk

Still ruht die Agger: Ein kompletter Stopp des Durchflusses wie hier Mitte Juli in Ohl-Grünscheid soll nicht wieder vorkommen.
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Die Kölner Bezirksregierung hat den Betrieb der Wasserkraftturbine in Ohl-Grünscheid untersagt. Begründung sei „Gefahr im Verzug“, teilt die Pressestelle der Behörde mit. Hintergrund ist der Tod einer Vielzahl von Fischen, nachdem vor zwei Wochen die Agger an dieser Stelle trocken fiel. Das Betriebsverbot gelte, „bis anderweitig sichergestellt ist, dass ein Fischsterben in diesem Ausmaß sicher ausgeschlossen ist“.
Weitere Aussagen zu den Hintergründen will die Bezirksregierung nicht machen, weil es ein laufendes Ermittlungsverfahren der Staatsanwaltschaft gebe. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) hat Strafanzeige gegen den Betreiber der Anlage gestellt, den bayerischen Unternehmer Christian Auer und seine Aggerkraftwerke GmbH, und das nicht zum ersten Mal.
Am 24. Juli rückte die Polizei auf Veranlassung der Zentralen Staatsanwaltschaft für Umwelt-Straftaten aus Dortmund in Ohl-Grünscheid an und führte eine Razzia durch. Gleichzeitig wurde der Sitz des Wasserkraftbetreibers in Bayern durchsucht. Ermittelt wird wegen des Verdachts der Gewässerverunreinigung, was auch das schädliche Aufstauen des Flusses umfassen kann.
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Nicht das erste Fischsterben in Engelskirchen
Das Fischsterben Mitte Juli an der Anlage Ohl-Grünscheid war offenbar kein Einzelfall. Die Angelsportfreunde Engelskirchen haben dokumentiert, dass es an der Agger regelmäßig zu Unterbrechungen des gesamten Durchflusses kommt, und zwar nicht nur im Bereich hinter der Wehranlage, sondern auch unterhalb der Turbine. Ursache sei eine entsprechende Programmierung der Wasserkraftanlage. Die Staustufe Ohl-Grünscheid war bereits 2019 wegen einer „akuten Gefährdungslage“ stillgelegt worden. Nachdem ein Segmentwehr ausgetauscht wurde, ging es wieder in Betrieb.
Der Engelskirchener Friedrich Meyer von der BUND-Regionalgruppe Köln geht davon aus, dass die Nutzung der Wasserkraft in der Agger bald zwangsläufig zum Ende kommt. In der Bezirksregierung seien inzwischen Sachbearbeiter mit der Angelegenheit beschäftigt, die die gesetzlichen Vorgaben durchsetzen wollen. „Das ist ein erfreulicher Wandel.“
Die Bezirksregierung hat Anordnungen angekündigt, um sicherzustellen, dass die Wasserzufuhr ausreicht. Meyer glaubt, dass der mit den Umweltauflagen verbundene Aufwand den Betrieb der kleinen Wasserkraftanlagen unwirtschaftlich macht. Die Anlage in Osberghausen werde, so meint es zumindest Meyer, schon Ende des Jahres schließen, weil mit einer neuen Betriebserlaubnis Vorgaben zum Fischschutz erfüllt werden müssten, die dort nicht eingehalten werden.
Die Aggerkraftwerke GmbH hat auf die Bitte um Stellungnahme nicht reagiert.