Bereits seit Oktober heißt die Straße Gregorius-Maurus-Straße. Nun wurde die alte Bezeichnung abgenommen, die zum Übergang noch hing.
Name laut Gutachten „nicht haltbar“Straßenschild „Mohrenstraße“ endgültig entfernt

Die gemeinsame Entfernung des alten Schildes durch (v.l.) Alicem Polat, Julie Cazier und Joanna Peprah
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Die Mohrenstraße heißt seit dem 9. Oktober Gregorius-Maurus-Straße. Dies geschah nach dem Verstreichen der festgelegten Übergangsfrist von einem Jahr. Während der Übergangsfrist hingen an der ehemaligen Mohrenstraße zwei Schilder: das alte Straßennamensschild sowie das neue Schild, das allerdings mit einem roten Balken versehen war. Am Freitag fand nun eine öffentliche Veranstaltung statt, bei der das alte Straßennamenschild symbolisch entfernt wurde.
Die Namensänderung wurde im vergangenen Jahr von der Bezirksvertretung offiziell beschlossen und wurde erstmalig 2020 von der SPD vorgeschlagen. Die Initiative dazu ging damals vom stellvertretenden Bezirksbürgermeister der Innenstadt, Alicem Polat (SPD), aus. „Wir waren nur ein Organ, um das sichtbar zu machen, was schwarze Menschen tagtäglich in Deutschland erleben“, erzählt Polat. Ihm liege das Thema am Herzen, da er selbst im Alltag Rassismus erlebe.
Auch die Bezirksbürgermeisterin der Innenstadt, Julie Cazier (Grüne), freut sich darüber, dass die Stadt mit dieser Aktion Vielfalt im öffentlichen Raum fördern könne: „Menschen, die von Rassismus und Diskriminierung betroffen sind, müssen nicht mehr länger an einer Straße, die so einen Namen trägt, vorbeilaufen“, so die Bezirksbürgermeisterin. „Wir wollen eine vielfältige Stadt sein.“
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Professorin nennt Straßennamen „rassistisch und diskriminierend“
Marianne Bechhaus-Gerst, Afrikanistik-Professorin an der Universität zu Köln, sprach sich in ihrem Gutachten für die Umbenennung aus. Der Begriff „Mohr“ sei „rassistisch und diskriminierend“. Der Straßenname sei daher „schwer belastet/nicht haltbar“. In einem weiteren Gutachten wurde eine Umfrage, in der die Einwohner der Straße zur geplanten Namensänderung befragt wurden, aufgeführt: Mehr als zweidrittel der Bewohner äußerten sich gegen die Straßennamensänderung. Doch letztlich stimmten Grüne, SPD, Linke, FDP, Klima-Freunde und Die Partei dafür, während drei Stimmen der CDU gegen die Namensänderung stimmten. Damit stand der Beschluss fest.
Dominik Meiering, Pfarrer und Domkapitular der St. Gereon Kirche äußerte sich kritisch gegenüber der Namensänderung und betonte den geschichtlichen Kontext hinter dem Straßennamen. Das Wort „Mohr“ sei zwar rassistisch konnotiert, allerdings verweise es im Kontext des Straßennamens nicht auf afrikanische Sklaven in Europa während des Kolonialismus.
Stattdessen sollte mit diesem Straßenname Gregorius Maurus, einem Heeresführer der thebäischen Legion, geehrt werden. Laut der Kirchenlegende soll dieser im Jahr 304 hingerichtet worden sein, nachdem er sich geweigert hatte, Christen zu verfolgen und zu ermorden. Die Gregorius-Maurus-Straße liegt unweit der Kirche St. Gereon, wo Gregorius Maurus' Grab liegt. Joanna Peprah, eine Vertreterin der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland (ISD), betonte: „Wenn man etwas Gutes tut, will man namentlich geehrt werden und nicht durch Fremdbezeichnungen.“
