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Dauer-Baulücke ist weg17 Jahre nach Abbruch steht das neue Rote Haus

Lesezeit 3 Minuten

Nachbarn: Der Turm des Rathauses (l.), die Treppe (Mi.) und das neue Rote Haus.

Köln – Nach all den Jahren hat mittlerweile auch die prominente Nachbarin etwas den Überblick verloren. Also sagt Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) am Donnerstagmorgen, als sie vom Historischen Rathaus rüberkommt zum neu aufgebauten Roten Haus: „Wie lange hat das jetzt gedauert?“

Das Wort „Das“ meint in diesem Fall den Neubau des Hauses am Alter Markt, das seinen Namen seiner Fassadenfarbe verdankt – und das 17 Jahre nach dem Abbruch des Vorgängermodells jetzt neu dort steht (siehe Chronik im Info-Text). Es beherbergt ein 20-Zimmer-Hotel namens „Legend“ sowie ein Restaurant namens „Plus“ von Zwei-Sternekoch Daniel Gottschlich.

Noch ist nicht alles fertig, es hängen beispielsweise noch Kabel aus der Fassade, erst in einigen Wochen eröffnen Hotel (17. Mai) und Restaurant (24. Mai). Investor Circle Real Estate hat es bauen lassen. Fertig ist aber die neue Rathaustreppe samt Geländern, auch wenn sie kleiner ausfällt durch den Neubau. „Sieht schön aus“, sagt Reker zu einem Gast des Eröffnungstermins.

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Die neue Treppe am Kölner Rathaus samt kleiner Empore zum Aufzug.

Rekers Frage zur Baudauer dokumentiert ganz gut die Geschichte dieses Hauses mitten in der Stadt, am Alter Markt, in der „Herzkammer“ (Reker). Es ist eine Geschichte, die ein Stück weit zeigt, warum Bauprojekte so lange dauern können – und sogar vor dem Aus stehen. Ende 2016 hatte der damalige Baudezernent Franz-Josef Höing ja schon mal über das Rote Haus gesagt: „Wir machen einen allerletzten Anlauf.“ Das teils zugewachsene Grundstück dürfte eine der prominentesten Baulücken Kölns gewesen sein.

Zwei Probleme beim Bau des neuen Roten Hauses

Das Rote Haus hatte zwei Probleme: Es musste den Aufzug aus der U-Bahn-Haltestelle Rathaus der Kölner Verkehrs-Betriebe integrieren und den barrierefreien Zugang vom Alter Markt zum höher gelegenen Rathausvorplatz gewährleisten. Rollstuhlfahrer können ja nicht die Treppe nehmen. Anfangs war eine 25 Meter lange Passaralle im Haus angedacht, ein ansteigender Weg vom Aufzug im Haus hoch zum Rathausvorplatz.

Das Rote Haus

2005 wird das Rote Haus abgerissen für den Bau der Nord-Süd-U-Bahn. Dort soll ein Schacht errichtet werden, um die Häuserzeile für die Arbeiten zu stabilisieren. Mögliche Neubaupläne kommen danach nicht voran, 2012 eröffnet die unterirdische Haltestelle Rathaus. Ein provisorisches Holzhäuschen dient am früheren Standort des Hauses als Ein- und Ausgang.

2015 verkauft die Stadt das unbebaute Grundstück an Investor Circle Development. Die Pläne stocken, weil unklar ist, wie der Übergang vom Alter Markt zum Rathaus sicher und angstfrei gestaltet sein soll. Am Ende einigt man sich auf einen Aufzug im Haus der eine Ebene höher auf einen kleinen Durchgang vor dem Haus führt (siehe Bild). Anfang 2020 beginnt der Bau, der nun fertig ist. (mhe)

Doch nach den Silvesterübergriffen befürchtete die Polizei einen Angstraum, an einigen Stellen war die Passage nur 1,55 Meter schmal, eine Flucht kaum möglich. Also musste der Investor neu planen. Jetzt können Passanten entweder die Rathaustreppe nehmen oder den Aufzug, er führt nach oben auf die Ebene des Rathauses. Dort ist eine kleine Empore vor dem Haus als öffentlicher Ein- und Ausgang zum Fahrstuhl.

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Von all diesen Problemen ist am Donnerstag nur allgemein die Rede, Reker beispielsweise sagt, es sei nicht ganz einfach gewesen. Sonst ist es ein handelsüblicher Eröffnungstermin voller beseelter Worte, inklusive des durchgeschnittenen roten Bandes für die neue Treppe, die die ersten Menschen auch sofort nutzen. Patrick Huber-Flotho, Geschäftsführer des Investors spricht von einer „Wiederbelebung dieses einmaligen Ortes“.