Gürzenichstraße KölnMehr als zwei Jahre für Pflasterarbeiten – wie kann das sein?

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Über den Zebrastreifen auf dem neu gestalteten Kreuzungsbereich am Gürzenich können die Passanten bereits schreiten.

Über den Zebrastreifen auf dem neu gestalteten Kreuzungsbereich am Gürzenich können die Passanten bereits schreiten.

Seit mittlerweile 15 Monaten gestaltet die Stadt Köln die Gürzenichstraße um. Dabei macht der kürzeste Abschnitt die meisten Probleme.

Sie war groß angekündigt als die erste Maßnahme für das Zukunftsprojekt der Via Culturalis: Die Umgestaltung der Gürzenichstraße im Zentrum zwischen Heumarkt und Schildergasse. Die Umbauarbeiten schreiten voran, Teile der Strecke sind bereits fertig, aber ein Abschnitt bereitet Stadt, Anwohnerinnen und Anwohnern, aber auch den Passanten weiter Kopfschmerzen. Denn der Teil der Gürzenichstraße zwischen den Straßen Kleine Sandkaul und Große Sandkaul ist nur halbfertig.

Die andere Hälfte dieses Abschnitts liegt weiterhin brach und könnte vor allem für die Anrainer mit Wohnungen und Geschäften noch zusätzliche Belastungen mit sich bringen. Denn die Pflasterarbeiten waren bisher nicht möglich, weil der Baugrund in diesem Bereich der Gürzenichstraße keine ausreichende Tragfähigkeit aufweist, das teile die Stadt auf Anfrage der Rundschau mit.

Hohlräume unter der Straße entdeckt

Genauer heißt es: „Es konnten größere Hohlräume unterhalb des Straßenoberbaus festgestellt werden, sodass in Zusammenarbeit mit einem Fachbüro ein Konzept zur Baugrundverbesserung erarbeitet wurde.“ Hohlräume unter der Straße entstehen in der Regel durch defekte Abwasserschwächte oder die Straßenentwässerung. Dabei wird meist Erde ausgespült, die über Kanäle oder Leitungen davon schwimmt.

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Diese Hohlräume sind nicht ganz ungefährlich, denn sie können aufbrechen und dadurch ein Risiko für Passanten darstellen. Die Stadt hat nach den Funden in Zusammenarbeit mit einem Fachbüro ein Konzept zur Baugrundverbesserung erarbeitet. Die Arbeiten zur Ausbesserung sollen noch in diesem November beginnen.

Der Zeitpunkt ist dabei auch noch ungünstig: Immer wieder gibt es in der Stadt Baustellen, bei denen starke Regenfälle den Fortschritt verhindern. Dass die Arbeiten nun ausgerechnet bei den aktuellen Witterungsverhältnissen mit Dauerregen stattfinden sollen, scheint da besonders ungünstig. Die Straße muss voraussichtlich für die Arbeiten teilweise gesperrt werden. Der Zeitplan siehe dennoch vor, bis März alle Arbeiten für den Baugrund abzuschließen.

Ziel ist die Fertigstellung im August 2024

Doch das ist nur der erste Schritt. Denn das Pflaster, das speziell für den künftigen Kulturpfad Via Culturalis ausgewählt wurde, kann erst im Anschluss verlegt werden. Dafür rechnet die Stadt mit weiteren fünf Monaten Arbeitszeit. Wenn alles glatt läuft, wird der Abschnitt zwischen Große Sandkaul und kleine Sandkaul also im August 2024 fertiggestellt. Dieser Abschnitt ist keine hundert Meter lang. Dennoch wird er am Ende mit Abstand am meisten Zeit verschlungen haben, denn die Arbeiten starteten am 4. Juli 2022. Das macht am Ende mehr als zwei Jahre für eine Maßnahme, die drei Monate dauern sollte.

Doch woran liegt das, dass solche Dinge in dieser Stadt immer wieder vorkommen? Bei jeder Baustelle stellt sich in Köln die große Frage, was man findet, wenn man hinter die Fassade blickt – in diesem Fall unter den Boden. Das Unerwartete wird dabei fast erwartbar.

Nur ist in diesem Fall die Belastung für die Betroffenen groß. Wie die Rundschau bereits im April berichtete, dass Personen, die auf einen Rollator oder Rollstuhl angewiesen sind, dort Probleme haben, die Geschäfte und Häuser zu erreichen. Auch Eltern mit Kinderwagen kommen nur schwer über den Schotter der ungepflasterten Straße.

Auch den Handel schränkt das ein. Ein Sprecher der Industrie- und Handelskammer Köln erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Die Situation dort ist erneut ein Beispiel dafür, dass insgesamt zu wenig Rücksicht auf unsere Mitgliedsunternehmen genommen wird. Die Geschäfte in der Altstadt haben es durch die vielen Baumaßnahmen in der Innenstadt ohnehin schon schwer genug.“

Stadt erklärt Arbeiten für beendet

Das kurioseste ist jedoch, dass die Stadt selbst bei der Information zur Umgestaltung auf der eigenen Internetpräsenz schreibt, dass die Arbeiten bereits abgeschlossen seien. Dort heißt es: „In den vergangenen Monaten haben wir den westlichen Teil der Gürzenichstraße zwischen Große Sandkaul und Kleine Sandkaul, den Kreuzungsbereich Gürzenichstraße/Quatermarkt/Kleine Sandkaul und den Abschnitt zwischen Kleine Sandkaul und Martinstraße umgebaut.“ Die anhaltenden Probleme mit dem Abschnitt finden hier keine Erwähnung.

Somit bleibt also noch eine ganze Weile nur die Vision von der umgestalteten Gürzenichstraße, die im Kreuzungsbereich vor dem Hard Rock Café bereits in neuem Glanz erstrahlt. Im Anschluss an die Straßenarbeiten wird zum Abschluss der Günter-Wand-Platz, der derzeit noch als Materiallager dient, zur „Ruhezone im stark frequentierten Stadtraum“ umgebaut. Ende 2024 soll die gesamte Umgestaltung abgeschlossen sein.


Günter-Wand-Platz

2010 hat die Stadt Köln den südlichen Vorplatz des Gürzenich an der Gürzenichstraße offiziell dem weltberühmten Dirigenten Günter Wand (1912—2002) gewidmet. 1939 kam Wand als Erster Kapellmeister zunächst an die Kölner Oper. Anschließend war er von 1946 bis 1974 Kapellmeister des Gürzenich-Orchesters, er galt als experimentierfreudig. 1974 dirigierte er zudem die 5. Sinfonie von Anton Bruckner mit dem Kölner Rundfunk-Sinfonie-Orchester. (rom)

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