Mit der Umgestaltung der Gürzenichstraße in Köln wurde der dritte Abschnitt des Kulturpfads „Via Culturalis“ fertiggestellt.
Gürzenichstraße eingeweihtKölner Kulturpfad „Via Culturalis“ nimmt Formen an

Auf dem neu gestalteten Günter-Wand-Platz vor dem Kölner Gürzenich wurde Natursteinpflaster aus Grauwacke verlegt.
Copyright: Thomas Banneyer
Kölns „Via Culturalis“, der Kulturpfad zu 2000 Jahren Stadtgeschichte inmitten der Altstadt, hat wieder ein Stück Boden gut gemacht. Oberbürgermeisterin Henriette Reker hat am Sonntag den dritten Baustein der Kunstmeile eingeweiht, die Gürzenichstraße und den Günter-Wand-Platz. Seit mehr als zehn Jahren habe die Stadt dieses „Herzstück“ geplant, das „nach und nach Gestalt annimmt“, sagte Reker. Nach der massiven Kriegszerstörung sei man nun dabei, Kölns historische Mitte mit Qualität umzugestalten. Hier entstehe ein Kulturquartier, das in Europa einzigartig sei.
Das 4000 Quadratmeter große Teilstück am Gürzenich ist ein aufwendig und teuer restaurierter Teil der Via Culturalis, die einmal den Dom mit der romanischen Kirche Sankt Maria im Kapitol verbinden soll. Die Idee stammt aus dem Masterplan Innenstadt Köln von Albert Speer. Denn an dieser Achse befinden sich die großen Museen, Denkmäler und der Dom: stumme Zeugen, die von 2000 Jahren Stadtgeschichte erzählen. Seit der Römerzeit hat sich das kulturelle Leben in Köln im Wesentlichen auf diesen Streifen konzentriert, haben Menschen aus vielen Ländern und Kulturen hier Spuren ihrer Kunst, ihre Bauwerke, ihre Lieder hinterlassen.
Via Culturalis soll Kölns Geschichte für jeden erlebbar machen
Es hat lange gedauert, bis Köln sich dazu entschieden hat, seine Stadt-Geschichte als Kultur-Pfad im Herzen der Altstadt für jedermann sichtbar, begehbar und erfahrbar zu machen und dafür auch viel Geld auf den Tisch zu legen. Von der Markise, über Sitzbänke bis hin zu Abfalleimern wird alles nach dem gleichen Muster aus den gleichen Materialien hergestellt. Das Straßenpflaster besteht aus Grauwacke, die härter ist als Granit und vielseitig verwendbar. Ins Pflaster am Heumarkt graviert: das Logo und der Schriftzug Via Culturalis.
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Die Kosten für dieses dritte Teilstück nach dem Kurt-Hackenberg-Platz und der Freitreppe vor St. Maria im Kapitol sind nicht nur wegen der höheren Materialausgaben seit Baubeginn völlig aus dem Ruder gelaufen. Wer in Köln zu buddeln anfängt, stößt auf Baufehler, Hohlräume im Erdreich oder die Spuren der zwei Jahrtausende. Hier muss sorgfältig saniert oder repariert werden.
So hat die Umgestaltung der Gürzenichstraße die Stadt fast zehn Millionen Euro gekostet – 3,6 Millionen Euro mehr als geplant. Außerdem verzögerte sich die Fertigstellung allein auf den 80 Metern zwischen Kleiner und Großer Sandkaul um mehr als anderthalb Jahre, die Rundschau berichtete.
Baudezernent spricht von „einzigartigem Projekt in Europa“
Trotzdem: Das Interesse ist groß. Sieben Führungen nach der Eröffnung waren schnell ausgebucht. Zum ersten Mal dabei „Der Sound von Köln“. Komponist Gregor Schwellenbach hat ein Zufallsmenü auf Trommelschlag zur Eröffnung geschaffen: Musik, im Gürzenich uraufgeführt oder aus Köln. Von Mahlers fünfter Sinfonie bis „Fußball ist unser Leben“ von Jack White. Von Glockenspiel aus dem Rathaus bis BAP, von Klezmer bis Karneval, von Stockhausen bis Looking for Freedom. Zu jedem Schlag auf Schwellenbachs Trumm wechselte die Musik. „Das Reizvolle ist, dass dies so uneinheitliche, so gegensätzliche Musik ist“, sagt er.
Nächste Etappe auf der Via Culturalis? Das jüdische Museum MiQua fertigstellen. Am Freitag war Richtfest. Woher soll künftig das Geld für die Projekte kommen? „Aus dem städtischen Haushalt“, sagt Kölns Baudezernent Markus Greitemann.
2030 soll die Via Culturalis fertig sein. Greitemann, der im Herbst Kölner OB werden möchte, meint: „Es wird eine Kulturmeile, und es wird einzigartig in Europa sein, und das ist das Wichtige. Einfach einzigartig und damit großartig.“ „Champions League in Europa“, ergänzt Kulturdezernent Stefan Charles.