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Singen in GebärdenspracheKarnevalschor „Jecke Öhrcher“ feiert 11. Geburtstag

Lesezeit 3 Minuten
Bunt wie Konfetti: Der inklusive Karnevalschor „Jecke Öhrcher“ nach einem Auftritt

Bunt wie Konfetti: Der inklusive Karnevalschor „Jecke Öhrcher“ nach einem Auftritt

Die Mitglieder leben mit und ohne Hörschädigung, haben Cochlea-Implantate oder das Downsyndrom. Schon im Gürzenich sang der erfolgreiche Chor. 

Buntes Konfetti fliegt durch die Luft. Mit Glitzer bemalte Gesichter strahlen in die Kamera. Mit lauter Stimme und Gebärden singt der Chor:„Diversität, dat is dat worum es jet. Bei uns darf jeder sin so wie er is.“ Es ist schon sehr berührend, das neue Musikvideo der „Jecken Öhrcher“ zu schauen. Der Chor mit seinen großen und kleinen Mitgliedern singt in ihrem neusten Lied „Mir sin bunt“ fröhlich über Toleranz und Vielfalt. 

Bei den „Jecken Öhrcher“ wird Inklusion aktiv gelebt. Die Mitglieder um Chorleitung Katrin Kral, leben mit und ohne Hörschädigung, haben Cochlea-Implantate oder Downsyndrom. Gemeinsam stehen sie auf der Bühne, singen laut und gebärden auf kölsch ihre Lieder. Seit über zehn Jahren gibt es den Chor bereits. Am morgigen Sonntag feiert er seinen 11. Geburtstag.

Der acht-jährige Yannick steht im Video in der ersten Reihe. Er trägt ein Cochlea Implantat und ist seit seiner Geburt dabei. Auch, weil seine Mutter Edwina Giljoham-Röhler als leidenschaftliche Karnevalistin seit neun Jahren Teil des Vereins ist. „Für Yannick war das anfangs sehr schwierig, sich zu überwinden. Ist ja auch ein großer Schritt für jedes Kind, sich auf so eine große Bühne zu stellen“, erzählt Giljoham-Röhler.

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Und groß sind sie, die Bühnen, auf denen der inklusive Chor auftritt. Der Tanzbrunnen, der Gürzenich und der Heumarkt sind nur einige der bekannteren Veranstaltungsstätten auf dessen Bühnen, die „Jecken Öhrcher“ bereits aufgetreten sind. 

Man kann sich das so vorstellen, wie wenn Kinder sich im Urlaub kennenlernen und nicht die gleiche Sprache sprechen.
Edwina Giljoham-Röhler, Vereins- und Chormitglied

Kral hat den Chor mit gegründet. Hier sei jeder und jede Willkommen. Es gehe nicht um den perfekten Ton, viel mehr um das gemeinsame Singen und Spaß haben. Die Gebärden bringt Kral den Mitgliedern bei, wobei sie selber nicht fließend Deutsche Gebärdensprache spricht. Vokabeln vertauschen, das kann im Umgang mit Fremdsprachen schon mal passieren. So geht es auch Kral, wenn sie versehentlich falsche Gebärden nutzt.

Um sicher zugehen, dass sie die die Gebärden richtig ausführt, wird jede Probe aufgezeichnet und der Kölner Dolmetscherin Aline Ackers per Video geschickt. Kral erzählt von einem lustigen Fall, in dem sie Gebärden vertauscht hat: „Du hast das Kölsch nicht vor dir abgestellt, sondern ausgeschüttet“, erzählte ihr die Dolmetscherin danach.

Außerhalb der Proben spielen die Kinder mit und ohne Höreinschränkung zusammen. „Man kann sich das so vorstellen, wie wenn Kinder sich im Urlaub kennenlernen und nicht die gleiche Sprache sprechen“, erklärt Giljoham-Röhler. Da funktioniere die Kommunikation eben dann auch häufig mit Händen und Füßen. Im aktuellen Musikvideo des neuen Songs „Mir sin bunt“ kann man diese Verbundenheit des Chors spüren.

Der nächste Auftritt steht schon bevor: Am 24.5 um 16 Uhr beim Theaterfest des Hänneschentheaters. Der Eintritt ist kostenlos.