Der Schweizer Edeluhren-Hersteller Rolex möchte seinen Deutschlandsitz in Köln abreißen und durch einen modernen Neubau ersetzen.
Abriss und NeubauRolex plant neues Gebäude direkt am Kölner Hauptbahnhof

Der Deutschland-Sitz von Rolex am Vorplatz des Hauptbahnhofs soll neu errichtet werden.
Copyright: Thomas Banneyer
Die gold-grünen Schriftzüge sind bereits lange abmontiert. Nichts bringt den dunkel daherkommenden 70er-Jahre-Bau gegenüber dem Kölner Hauptbahnhof nach außen hin mit dem Schweizer Luxusuhren-Hersteller Rolex in Verbindung. Innendrin sieht es anders aus: Dort hat Rolex erst im Oktober 2023 ein neues Ausbildungszentrum eröffnet. Nur zwei Jahre später hat das Unternehmen nun jedoch Neubaupläne für seinen Deutschlandsitz an der Domprobst-Ketzer-Straße.
Möglicher Engpass und Verkehrschaos
Das könnte zu einem Engpass am Hauptbahnhof führen. Denn das langgezogene Gebäude steht an der Straße, auf der täglich hoher Betrieb mit einem zweispurigen Taxistreifen vor dem Bahnhofsvorplatz herrscht. Zudem liegt der Kurzparker-Parkplatz der Deutschen Bahn, den auch immer wieder Einsatzfahrzeuge der Polizei und Bundespolizei nutzen, zwischen Rolex-Haus und Bahnhofsgebäude. Ein größerer Rückbau könnte zu erheblichen Einschränkungen führen. Im nächsten Jahr soll auch der künftige Nutzer des früheren Sozialgerichts feststehen. Möglicherweise schränken dortige Umbaumaßnahmen im Innern des Baudenkmals den Verkehr zusätzlich ein.
Wie die Pläne genau aussehen, ist jedoch noch nicht bekannt. Eine Sprecherin des Unternehmens mit Hauptsitz in der Schweiz teilt auf Anfrage der Rundschau mit: „Mit dem Umbau unserer Liegenschaft wollen wir in die Zukunft investieren und denken dabei langfristig. Unser Ziel ist es, ein Gebäude mit den höchsten Nachhaltigkeitsstandards zu errichten, das sich harmonisch in das Stadtbild integriert.“
Alles zum Thema Deutsche Bahn
- „Zu geringes Zeitfenster“ Sechswöchige Vollsperrung der A59 bei Bonn wird komplett neu geplant
- Eifelstrecke Erstmals seit der Flut fahren Züge zwischen Köln und Trier – aber nicht lange
- Bauwerk Gladbach plant Brücke in die Stadtmitte
- Verkehr Der Vorplatz des Bahnhofs Leichlingen soll schnell umgebaut werden
- Nach vielen Verzögerungen Bahnhof in Brühl ist ohne Barriere zu erreichen
- Neue Eurostar-Chefin „Die Nachfrage von Köln nach London ist sehr dynamisch“
- Deutsche Bahn Fernzug-Angebot im Rheinland wird aufgestockt
Zur Umsetzung und einem möglichen Zeitplan erklärte die Sprecherin: „Zurzeit befinden wir uns noch in der Planungsphase und stehen hinsichtlich der Baubewilligung im engen Austausch mit der Stadt Köln.“ Wie die Rundschau erfuhr, hat Rolex eine Bauvoranfrage bei der Stadt gestellt. In Kürze soll ein Bauvorbescheid stehen. Ein solcher Bescheid ist noch keine Baugenehmigung, aber ein erster wichtiger juristischer Schritt auf dem Weg dorthin. Die Stadt selbst erklärt auf ihrer Webseite: „Mit einem Antrag auf Vorbescheid können Sie verbindlich prüfen lassen, ob Ihr Vorhaben grundsätzlich baugenehmigungsfähig ist.“
Nähe zur Kirche St. Mariä Himmelfahrt
Der Gestaltungsbeirat der Stadt Köln hatte das Thema auf der Tagesordnung. In einer Präsentation war zu sehen, dass ein deutlich hellerer Neubau mit größerer Glasfassade als bisher angedacht ist. Zudem deutet der Entwurf eine Kolonnade im Erdgeschoss an, einen Rundgang hinter Säulen, wie er auch jetzt schon besteht, nur offener und lichtdurchfluteter.
Die Form des Bestandsbaus von 1976 stammt aus der Feder des Architekten Joachim Schürmann. Es hat klare gestapelte Etagen auf einem hervorgehobenen Sockelbereich. Und: Es steht in fast greifbarer Nähe zur Kirche St. Mariä Himmelfahrt an der Marzellenstraße. Und genau da scheint aktuell noch der Knackpunkt zu sein. Denn die Kirche, aber auch die beiden schmalen Gebäuderiegel, die noch zwischen Rolex-Sitz und der Kirche liegen, stehen unter Denkmalschutz. Das Rolex-Haus selbst ist nicht denkmalgeschützt.
Das Generalvikariat erklärte auf Anfrage der Rundschau: „Das Erzbistum wurde vor kurzem mit dem Projekt als unmittelbarer Nachbar und Betroffener bekannt gemacht. Wir sind diesbezüglich mit Rolex im Gespräch.“ Dem Vernehmen nach soll es demnächst Gespräche zwischen Rolex, Stadt Köln, Erzbistum und Denkmalpflege geben. Ein bestehender Bauvorbescheid könnte dabei als Gesprächsgrundlage dienen. Es ist davon auszugehen, dass Rolex erst nach finaler Klärung konkrete Ergebnisse präsentieren wird.
Bank zieht in Neumarkt-Passage
Bereits klar ist, dass die BB Bank mit ihrer Filiale aus dem Erdgeschoss des Rolex-Hauses ausziehen wird. In einem Schreiben an die Kunden von Mitte September teilt die Bank mit: „Aufgrund der Kernsanierung des Rolex-Gebäudes wurden uns die Räumlichkeiten gekündigt.“ Zwischen den Zeilen heißt das, die BB Bank wird nicht wieder in das neue Gebäude einziehen. Die Filiale zieht zwischen Ende April und Mitte Mai 2026 in die Neumarkt-Passage, die im Besitz der Kreissparkasse Köln ist.
Wenn die BB Bank als derzeit wohl größter Mieter das Gebäude im zweiten Quartal nächsten Jahres verlässt, könnten zeitnah Baumaßnahmen beginnen. Denn eine Investition zielt immer auf Einnahmen und eine Wertsteigerung ab. Dabei ist unklar, ob das Gebäude entkernt und teilweise rückgebaut wird, oder ein kompletter Abriss und Neubau stattfinden soll. Zum einen beschreibt Rolex das Vorhaben als „Umbau“, spricht aber zugleich von der Errichtung eines Gebäudes. Dem Vernehmen nach ist ein kompletter Rückbau angedacht.
Ausbildungszentrum von Rolex in Deutz
Bereits seit Jahren gibt es Gerüchte, dass Düsseldorf den Schweizer Edeluhrenhersteller umwerbe, um den Deutschlandsitz von Rolex in die Landeshauptstadt zu ziehen. Mit einem gültigen Bauvorbescheid wäre ein Wegzug von Rolex aus Köln endgültig vom Tisch. Zudem erklärt die Rolex-Sprecherin: „Da wir Köln als unsere Heimat betrachten, bleiben wir der Stadt treu.“ Dafür gibt es parallel zum Bauvorhaben in Köln auch Entwicklungen rheinabwärts: Wie die Rheinische Post berichtete, entsteht in Düsseldorf an der Königsallee, der „Kö“, bis 2027 eine eigene Boutique des Schweizer Edeluhren-Herstellers.
Das erst vor zwei Jahren eröffnete, 800 Quadratmeter große hauseigene Ausbildungs- und Schulungszentrum für Uhrmacher von Rolex zieht in der Zwischenzeit auf die andere Rheinseite. Ebenso wie der Rest der Hauptsitzes in Deutschland des Schweizer Unternehmens. Die Sprecherin erklärt: „Während der Umbauphase bezieht Rolex Deutschland Räumlichkeiten in einem modernen Bürogebäude in Köln Deutz.“ Dem Vernehmen nach ist Rolex übergangsweise in der neuen Messe City beheimatet.