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Kölner SchildergasseRückgang der Angebote und Kauflust nach Weihnachten

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Weniger los als gedacht: Am Samstag bummelten die Menschen auf der Schildergasse.

Weniger los als gedacht: Am Samstag bummelten die Menschen auf der Schildergasse.

Die Umtausch- und Gutschein-Welle nach den Feiertagen blieb aus. Das Einkaufsverhalten wird von Zukunftsängsten geprägt. 

Wenn Weihnachten erstmal vorbei ist und alle Geschenke verteilt sind, ist das Portemonnaie meist um einiges leichter als noch vor der Adventszeit. Doch trotz des geschrumpften Budgets hat es einige Kölnerinnen und Kölner am Samstag nach Weihnachten in die Schildergasse zum Bummeln getrieben.

So auch Simone und Oliver. Für sie war dieser Shopping-Ausflug dringend, denn sie mussten noch ein paar letzte Weihnachtsgeschenke nachkaufen. „Die sind für unsere Enkel. Wir hatten es nicht geschafft, für jeden rechtzeitig Geschenke zu besorgen.“ Zur Entschuldigung für die Verspätung habe das Ehepaar dafür gesorgt, besonders viele Geschenke einzukaufen, und darauf geachtet, nur mit prall gefüllten Einkaufstüten voller Spielzeug und Markenschokolade aus den Geschäften zu gehen.

Dieses Jahr gebe es weniger Angebote in den Geschäften

Auch Astrid Henschke und Renate Heim verschlug es in die Schildergasse. Die beiden Damen waren jedoch nicht im Dienste ihrer Enkel unterwegs, sondern gönnten sich selbst noch etwas aus dem Weihnachtsschlussverkauf, etwa LED-Beleuchtung bei Galeria Kaufhof. „In diesem Jahr ist nicht so viel los wie in den vergangenen Jahren. Früher waren die Läden voller und es gab deutlich mehr Angebote“, zog Heim eine Zwischenbilanz ihrer nachweihnachtlichen Schnäppchenjagd.

Simone und Oliver kaufen Geschenke für ihre Enkel nach.

Simone und Oliver kaufen Geschenke für ihre Enkel nach.

Die Einschätzung der zwei Damen konnte Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbands, bestätigen: „Die Händler melden Zurückhaltung unter den Kundinnen und Kunden, was ihr Kaufverhalten angeht“. Der erste Advent sei zwar gut gestartet, doch das liege vor allem am Black Friday, dem umsatzstarken Verkaufstag Ende November, wenige Tage zuvor. Während der restlichen Adventszeit hätten die Händler deutliche Einbrüche verzeichnet, besonders in der Textil- und Elektronikbranche.

Die fehlende Konsumlaune sei unter anderem auf Zukunftsängste angesichts der globalen Lage zurückzuführen. „Die Kunden kommen eher in Geschäfte rein, um mit den Verkäufern über ihre Sorgen zu reden, statt größere Einkäufe zu erledigen. Einige Verkäufer sehen sich mittlerweile als eine Art Seelsorger“, so Hamel.

Astrid Henschke (l.) und Renate Heim kommen mit vollen Taschen vom Einkaufsbummel zurück.

Astrid Henschke (l.) und Renate Heim kommen mit vollen Taschen vom Einkaufsbummel zurück.

Obwohl der erste verkaufsoffene Tag nach Weihnachten traditionell dazu genutzt wurde, um „nicht passende“ Weihnachtsgeschenke zurückzugeben, ist diese Tradition mittlerweile völlig weggefallen. „Die Leute benutzen die Tage zwischen den Jahren eher als Urlaub.“ Doch Retouren seien insgesamt zurückgegangen. Dies sei ein Trend, der mit der Covid-Pandemie begonnen habe. „Die Menschen kaufen viel bewusster und verschenken eher Gutscheine oder Bargeld.“ Ersatzteile und Reparaturen sollen in diesem Jahr ganz weit oben in den Geschenkcharts gelandet sein: „Die Menschen verschenken derzeit eher ein Kühlschrank-Ersatzteil als ein neues Elektrogerät.“