Viele Menschen fahren über die Weihnachtsfeiertage mit der Bahn in die Heimat. Ein Ortsbesuch am Kölner Hauptbahnhof.
Weihnachten in KölnSo unterschiedlich erleben Fahrgäste am Hauptbahnhof die Feiertage

Ob sie feiern oder nicht: Viele Menschen fahren über die Weihnachtsfeiertage nach Hause.
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Schnee rieselt vom Himmel, Geschenke sind gekauft und verpackt, irgendwo verlieben sich Paare. „Driving Home for Christmas“ von Chris Rea läuft im Hintergrund, alle sind glücklich, niemand ist gestresst. Die Weihnachtszeit lässt sich leicht durch Filme romantisieren.
Ein Blick in den Kölner Hauptbahnhof holt einen jedoch schnell zurück in die Realität: Dicke Koffer werden von gestressten Menschen zu den Gleisen gezogen. Weihnachtliche Spätzünder besorgen vor der Abfahrt noch schnell Geschenke in den Bahnhofsgeschäften. Statt Chris Rea erklingt die Stimme der Deutschen Bahn (DB): „Sehr geehrte Fahrgäste, der Zug fällt aus.“ Immerhin erinnert die Dekoration an die Weihnachtszeit.
Unter den Reisenden ist auch Mira Oldenburg, die in Köln studiert. Sie nimmt den Stress mit Humor: „Die Zugbindung ist immerhin jetzt aufgehoben.“ Ihr Ziel sei Bayern, wo ihre Familie lebe. Ursprünglich hat Oldenburg kasachische Wurzeln. Als russisch-orthodoxe Christin gehört sie in dem mehrheitlich muslimischen Land einer religiösen Minderheit an.
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Menschen feiern unterschiedlich Weihnachten
„Wir feiern erst am 7. Januar unser Weihnachtsfest. Aber das bleibt im kleinen Kreis“, erzählt Oldenburg. „Neujahr ist bei uns ein großes Fest.“ Diese Tradition ist ein Überbleibsel aus der Sowjetzeit, als religiöse Feiern eingeschränkt waren. Das Fest zum Jahreswechsel wurde so zu einer großen Familienfeier. „Wir treffen uns alle, es gibt viel Essen und wir schalten die Familie in Kasachstan per Videoanruf dazu“, erzählt Oldenburg. Geschenke gebe es ebenfalls – allerdings zum Neujahrsfest. Die Weihnachtsfeiertage nutze die Familie hauptsächlich zur Vorbereitung des Neujahrsfestes.
Auch Mahir und Aylin Demir verbringen die Feiertage etwas anders. Das Ehepaar komme aus der Nähe von Siegen und nutze die freien Tage, um Familie in Köln zu besuchen. „Wir feiern kein Weihnachten. Aber wir sitzen und essen entspannt zusammen“, so Mahir Demir. „Wir haben ja andere Feiertage im Islam.“ Einige vorweihnachtliche Bräuche übernehme die Familie dennoch, etwa den Adventskalender oder den Nikolausschuh.
Im Vergleich zu vielen anderen sei der Dezember für sie eine ruhige Zeit. „Wir müssen keine Geschenke kaufen und uns nicht auf ein Fest vorbereiten“, so Aylin Demir. „Die Beleuchtung und die Vorfreude der Menschen zu sehen, ist auch immer schön.“ Besonders möge sie die Weihnachtsfilme und die Ruhe, da viele Geschäfte geschlossen sind. „Niemand erwartet was von einem, und man kann einfach mal entspannen.“
Vorfreude auf Weihnachtsfest
Besonders groß ist die Vorfreude bei Anna Hoffmann und ihrer Großmutter Ingrid Hoffmann. Arm in Arm laufen die beiden zu den Bahnen der Kölner Verkehrs-Betriebe (KVB). Anna Hoffmann studiere in einem kleinen Ort in Sachsen. „Die Anbindung nach Köln ist nicht so gut“, erzählt sie. „Deswegen kann ich nicht oft zu Besuch kommen.“ Rund sechs Stunden habe sie für die Reise gebraucht, mit drei Umstiegen. „Das war in Ordnung. Ich hatte nur 15 Minuten Verspätung“, berichtet sie. „Ich habe mehr Stress erwartet.“ Vor allem sei sie froh, wieder zu Hause zu sein. „Ich habe nicht so viel Geld, deshalb kann ich nur Kleinigkeiten schenken“, sagt die Studentin. „Worauf ich mich wirklich freue, ist die Zeit mit der Familie.“
Ihre 85-jährige Großmutter habe sich nur für ihre Enkelin aufgemacht, um sie vom Hauptbahnhof abzuholen. „Wir werden am ersten Feiertag ganz groß mit der Familie feiern“, erzählt Ingrid Hoffmann. „An Heiligabend gibt es Kaffee und Kuchen.“ Die gemeinsame Zeit bedeute ihr besonders viel, denn es sei das erste Weihnachtsfest ohne ihren Mann Manfred. Für ihre Enkelinnen und Enkel habe sie Geschenke besorgt. „Darauf lege ich großen Wert“, sagt sie und lächelt.
