Nach 53 Jahren geht Karl Heinz Fischer in Rente und feiert einen emotionalen Abschied im Brauhaus Stüsser.
Kölscher KöbesKölns ältester Köbes verabschiedet sich in die Rente

Nach 53 Jahren als Köbes: Karl Heinz Fischer verabschiedet sich schweren Herzens mit Stammgästen und Personal ins Rentenleben.
Copyright: Meike Böschemeyer
„Es fällt mir sehr schwer, aufzuhören. Ich muss mich erst daran gewöhnen.“ Karl Heinz Fischer ist anzusehen, dass ihm der Abschied aus dem Berufsleben selbst mit fast 83 Jahren noch schwerfällt. Im Brauhaus Stüsser scheint an diesem Abend alles in Aufruhr, denn es ist kaum durchzukommen. Stammgäste und Presse tummeln sich um die Theke, während Fischer zum wahrscheinlich millionsten Mal in seinem Leben den Kölschkranz zapft. Sein Lebensweg zeigt, dass man auch noch im zweiten Anlauf seine Berufung finden kann.
Der 82-Jährige begann seine Karriere als Köbes vor 53 Jahren in der Gaststätte „Em Golde Kappes“ in Nippes. Davor fuhr er für die Spedition Schenker durch ganz Europa. Mit 30 sehnte er sich nach mehr Beständigkeit und bewarb sich auf die Ausschreibung als Köbes in der kölschen Traditionskneipe. „Die ersten 14 Tage kam ich nicht so richtig rein, aber mein Chef hat damals zu mir gesagt: Du bleibst hier“, erinnert sich Fischer. Aus den holprigen zwei Anfangswochen wurden 38 Jahre.
Neuanfang mit 68 Jahren im Brauhaus Stüsser
Als die damaligen Betreiber des Golde Kappes in Insolvenz gingen und das Brauhaus für ein Jahr schließen musste, wurde auch das Personal entlassen. Fischer war damals 68 und hatte vom Köbes-Dasein noch nicht genug: „Ich hatte dann die Möglichkeit, im Brauhaus Stüsser anzufangen und wollte dann auch nicht mehr zurück in den Kappes, als er nach einem Jahr wieder eröffnete.“ Fischer habe es mit Stolz erfüllt, ein echter kölscher Köbes zu sein, aber auch, dass es Fleiß und viel Arbeit bedeute.
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In den über 50 Jahren seines Berufslebens hat er einiges als Köbes erlebt: „Es gab gute Gäste, schlechte Gäste. In der Gastronomie ist das immer ein bisschen schwierig, da muss man auch mal eine Faust in der Tasche machen.“ An die Karnevalsfeiern erinnert er sich noch, denn da mussten die Köbesse auch mal mit zwei Kränzen gleichzeitig durch die Menschenmenge: „Die waren dann auch im Nu getrunken.“
Auch nach all den Jahrzehnten, in denen er die Feierszene beobachten durfte, stellt Fischer fest, dass immer noch gut gefeiert werde, obwohl sich einiges verändert hat: „Das Kölsch hat zu dem Zeitpunkt, als ich angefangen habe, 65 Pfennig gekostet.“ Umgerechnet entspricht das 33 Cent. Heute kostet ein Kölsch im Brauhaus Stüsser 2,20 Euro.
Selbst getrunken habe Fischer im Dienst nie. „Ich trinke fast gar keinen Alkohol, nur alkoholfreie Getränke oder mal ein hochgezapftes Bier“, sagt Fischer. Vielleicht einer der Gründe, warum er erst mit fast 83 Jahren aufhört zu arbeiten. Und darüber ist nicht nur Fischer traurig: Auch die Stammgäste des Brauhaus Stüsser sowie das gesamte Personal verabschieden ihren Lieblingsköbes am Sonntagabend gebührend mit musikalischer Untermalung und emotionalen Abschiedsreden. Fischer selbst fliegt als erste Amtshandlung als frischgebackener Rentner in den Urlaub - mehr als verdient, kurz vor seinem 83. Geburtstag.
