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Verkehrswende in KölnUmgestaltung im Domumfeld birgt viel Konfliktpotenzial

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Angestellte des Excelsior-Hotels haben selbst einlaminierte Schilder improvisiert, die Hotelgäste darauf hinweisen, dass sie dort weiterhin lang fahren dürfen.

Angestellte des Excelsior-Hotels haben selbst einlaminierte Schilder improvisiert, die Hotelgäste darauf hinweisen, dass sie dort weiterhin lang fahren dürfen.

Seit der Neuordnung des Verkehrs im Domumfeld ist die Einfahrt zur Trankgasse gesperrt. Das sorgt beim Excelsior Hotel Ernst für Unmut.

Das Excelsior Hotel Ernst am Kölner Dom gehört zu den besten Grand Hotels in ganz Deutschland. Seit Mitte April hat es aber ein Problem: Die Gäste, die mit dem Auto kommen, finden den Weg nicht mehr. Seit der Neuordnung des Verkehrs im Domumfeld   durch die Stadtverwaltung ist die Einfahrt zur Trankgasse gesperrt. Die Mitarbeiter des Luxushotels haben eigens Schilder ausdrucken und einlaminieren müssen, die mit Kabelbindern an den Absperrbarken befestigt sind und darauf hinweisen, dass die Einfahrt für Hotelgäste weiterhin gestattet ist. Ist das der erste Eindruck, den die Stadt bei ihren Gästen hinterlassen will?

Wie es jetzt ist, können wir es eigentlich nicht akzeptieren.
Georg Plesser, Direktor Excelsior Hotel Ernst

Georg Plesser bezeichnet die aktuelle Situation als Posse. Der Direktor des Grand Hotels konstatiert: „Wie es jetzt ist, können wir es eigentlich nicht akzeptieren.“ Die Situation sei schlichtweg geschäftsschädigend. Denn selbst wenn die Gäste sich trauen, doch in den Tunnel einzufahren, gebe es Konflikte mit Radfahrern auf der Fahrradspur. Einige Gästen haben bereits Unwohlsein geäußert. Nicht nur für seine Gäste sieht er ein Unfallrisiko: „Alle drei Verkehrsgruppen haben es dort nicht leicht.“

Ein weiteres Problem sieht er in der Tatsache, dass Navigationssysteme nicht alle gleichzeitig und schnell die Änderungen übernehmen. Das städtische Dezernat für Mobilität erklärt dazu auf Anfrage der Rundschau lediglich: „Zurzeit erfolgt keine direkte Information der Navigationsdienstleister seitens der Stadtverwaltung.“ Dienstleister würden sich am Nutzerverhalten orientieren.

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Jede Dorfposse hat irgendwann ein Ende.
Louwrens Langevoort, Intendant Philharmonie

Einen positiven Aspekt kann er der Änderung der Verkehrsführung am Dom dennoch abgewinnen: In der Marzellenstraße gibt es nun eine Ladezone, die die Anlieferung verbessere.

„Wir haben zur Änderung der Verkehrsführung am Dom bisher kein negatives Feedback erhalten“, berichtet dagegen Jürgen Amann. Der Geschäftsführer von Kölntourimus, die gegenüber der Domplatte an der neuen Fußgängerzone Kardinal-Höffner-Platz sitzt, erklärt: „Die Beurteilung der Aufenthaltsqualität der Kölner Innenstadt durch unsere Gäste wird durch zahlreiche Aspekte bedingt. Klar ist, die Erreichbarkeit muss gewährleistet sein. Hier vertrauen wir den Experten und Expertinnen der Stadt- und Verkehrsplanung in Köln.“

Wir vertrauen den Experten der Stadt- und Verkehrsplanung.
Jürgen Amann, Kölntourismus-Chef

Kritischer sieht das Louwrens Langevoort, Intendant der Philharmonie. Er befürchtet Auswirkungen durch die Verkehrsführung auf die Besucherzahlen und Verkehrschaos rund um die Tiefgarage. In den nächsten Tagen will er Gespräche mit den Verantwortlichen führen, bis dahin sagt er: „Wir müssen an den Stellschrauben nochmal drehen, aber jede Dorfposse hat irgendwann ein Ende.“

Auch Dom- und Stadtdechant Robert Kleine kritisiert: „Die Kommunikation der Stadt war suboptimal.“ Er ist selbst Anwohner der Straße Burgmauer. Viele, die dort wohnen, wurden nicht informiert (siehe Infotext). Andererseits freut sich Kleine über die Veränderungen im Domumfeld. Er sagt: „Am Dom in Mailand oder in Florenz oder dem Petersplatz ist die Umgebung autofrei. Nur in Köln herrschte Durchgangsverkehr und Chaos. Das hat sich durch die Veränderungen deutlich beruhigt und das begrüßen wir.“ Für Kleine sind die Änderungen aber nur ein erster Schritt, er sieht optisch noch viel Potenzial im Domumfeld.


Anwohner im Dunkeln gelassen

30 Parkplätze für Anwohner gab es allein auf der Einbahnstraße Burgmauer. Deutlich mehr gab es auf der Komödienstraße. Die Anwohner wussten nichts von den Veränderungen. Von heute auf morgen seien die Parkplätze weggefallen. Mehrere Anwohner haben sich daraufhin zusammengeschlossen und sammeln Unterschriften für ein Schreiben an die Stadt, das der Rundschau vorliegt. Die namentlich nicht genannten Anrainer haben auf gut Deutsch „den Kaffee auf“. Sie seien erst durch den Austausch der Beschilderung auf die ersatzlose Streichung der Bewohnerparkplätze und die Änderung der Verkehrsführung aufmerksam geworden.

„Wir empfinden die fehlende Kommunikation mit uns sowie die nicht erfolgte Beteiligung an der Konzeption als äußerst respektlos“, so steht es in dem Brief an die Verwaltung. Die kurzfristige Anpassung, die den Bewohner insbesondere durch nicht vorhandene Ausweichmöglichkeiten aufgezwungen werde, sei inakzeptabel, heißt es weiter. Das städtische Dezernat für Mobilität war gestern nicht in der Lage, eine Stellungnahme dazu abzugeben.

Die Straßen Burgmauer und Mariengartengasse werden durch die neue Verkehrsführung zudem zum Nadelöhr. Bis Mitte April waren beides Einbahnstraßen mit Parkplätzen am Seitenrand. Nun müssen Autos und Motorräder kurz vor dem Dom drehen und durch die Gassen zurück Richtung Tunisstraße fahren, da der Kardinal-Höffner-Platz Fußgängerzone ist. Die Bimmelbahn und die Doppeldeckerbusse dürfen aber weiterhin – auch durch die Fußgängerzone – fahren. Das Konfliktpotenzial ist riesig, denn die Straße hat eine Verengung, wo der Touristen-Bus alleine gerade so durchpasst. Kommt ihm einer der Anwohner mit dem Fahrzeug entgegen, bedeutet das Stillstand – und Ärgernis bei allen Verkehrsteilnehmern. Eine unzumutbare Situation, die nur zu Chaos und Streit führt, nennt es einer der Anwohner. (rom)

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