Der Platz am Kölner Rudolfplatz soll weiter mit Leben gefüllt werden. Auch ein Denkmal soll langfristig folgen.
Kölsche MottoqueenMarie-Luise-Nikuta-Platz eingeweiht - Platz als Symbol für Miteinander

Der Marie-Luise-Nikuta-Platz an den Wallarkaden.
Copyright: Nabil Hanano
Alle drei, vier Minuten fährt eine Straßenbahn an dem kleinen Grünstück am Rudolfplatz vorbei. Näher dran am KVB-Verkehr gibt es in der Innenstadt kaum eine Grünfläche, wie die an den Wallarkaden. Der Standort für den neuen Marie-Luise-Nikuta-Platz könnte also kaum passender gewählt sein. Der „Straßenbahn-Song“ aus dem Jahr 1978 ist schließlich einer der bekanntesten Lieder der kölschen „Mottoqueen“. „Weißte wat, mr fahre met dr Stroßebahn noh Hus“ – diese Zeilen werden in Zukunft mutmaßlich einigen in den Kopf schießen, wenn sie hier vorbeikommen. Am Freitag weihte Bezirksbürgermeister Andreas Hupke den Platz zu Ehren der 2020 verstorbenen Nikuta offiziell ein. „Für uns als Familie bedeutet das unglaublich viel“, sagt Nikutas Tochter Andrea Nikuta-Merloo. „Ihr hätte das sehr gefallen.“

Mit Blick auf die Straßenbahn: Die Stelen mit Informationen über das Leben und Werk von Marie-Luise Nikuta.
Copyright: Nabil Hanano
Der Platz sei ein Symbol „für ein Miteinander, in dem keiner das Gefühl haben muss, nicht dazuzugehören“, sagt Bettina Montazem, Gründerin und Geschäftsführerin des Urania-Theaters, in ihrer Würdigung. „Marie-Luise Nikuta hatte ein Herz für alle, die nicht dazugehörten.“ Auch Nikuta hatte es im männerdominierten Karneval nicht immer leicht. „Sie war nicht angepasst, nicht leise, sondern frech, laut und verrückt.“
Auch Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn würdigte Nikuta als „Vorreiterin für viele Kölnerinnen auf der Bühne.“ Sie habe „den Klang, den Witz und die Seele der Stadt in sich getragen“.
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Marie-Luise-Nikuta-Platz: Denkmal soll folgen
Die Initiative für den Marie-Luise-Nikuta-Platz geht zurück auf den Verein „Levve un levve losse“ aus dem Freundeskreis der „Mottoqueen“. Im Juni beschloss die Bezirksvertretung Innenstadt die Umbenennung der Fläche. Das Plätzchen am Rudolfplatz ist aber nicht nur aufgrund der Straßenbahn-Nähe passend. Wenige Meter weiter südlich befindet sich die Schaafenstraße und damit ein Hotspot der queeren Community, in der Nikuta viele treue Fans hatte und zu der sie stets enge Verbindungen pflegte. Auch zu Zeiten, als der Paragraph 175 StGB homosexuelle Handlungen noch unter Strafe stellte und noch hinter verschlossenen Türen gefeiert werden musste. Enge Verbindungen pflegte Nikuta auch zur Stattgarde Colonia Ahoj, in der sie Ehrenmitglied war. In der vergangenen Session stellte die Stattgarde das erste queere Dreigestirn, Jungfrau Hendrik Ermen wählte den Namen Marlis in Anlehnung an Nikuta. Die Verbindung zum Karneval ist zudem die Hahnentorburg auf dem Rudolfplatz, in der die Ehrengarde ihren Sitz hat.
Mit der Einweihung des Platzes ist die Arbeit des Vereins „Levve un levve losse“ längst nicht abgeschlossen. Das kleine Grünstück soll weiter mit Leben gefüllt werden. „So richtig schön ist der Platz bisher noch nicht“, sagt Vereins-Präsident André Schulze Isfort. Bisher verweisen kleine Stahl-Stelen auf das Leben von Marie-Luise Nikuta und ihr umfangreiches musikalisches Repertoire. Über QR-Codes können Interessierte weitergehende Informationen abrufen. Langfristig ist auch ein Denkmal geplant. Die finanzielle Grundlage ist durch das Sozialprojekt des Dreigestirns geschaffen worden, bei dem ein fünfstelliger Betrag zusammengekommen ist. Der Verein freue sich weiterhin über jeden Freund, Spender oder Gönner. Per Mail (patenschaft@fkmln.koeln) können Interessenten Kontakt aufnehmen.