Nach 51 Jahren geht Santo Infantino in den Ruhestand. Er hofft, dass es für sein Restaurant „Mimmo & Santo“ unter neuer Leitung weitergeht.
„Es tut unglaublich weh“Santo Infantino schließt sein Lokal „Mimmo & Santo“ in Nippes

Santo Infantino geht Ende Juli in den Ruhestand. Er hofft jedoch, noch einen Nachfolger für sein Restaurant zu finden.
Copyright: Bernd Schöneck
Nach mehr als einem halben Jahrhundert im eigenen Restaurant fällt Santo Infantino der Abschied besonders schwer. „Es tut unglaublich weh, aufzuhören. Ich liebe Nippes, es ist einfach mein Veedel, ein bisschen wie ein Dorf.“ Ende Juli enden für ihn 51 Jahre im eigenen Restaurant „Mimmo & Santo“ an der Neusser Straße 336-338. Er wird sich zur Ruhe setzen.
Unzählige schöne Erlebnisse verbindet er mit seinem Laden, unter anderem die Begegnungen mit seinen vielen Stammgästen, die große Karnevalsfeier mit einem Kölner Dreigestirn sowie die Teilnahme am Kölner Krippenweg, mit einer Krippe im Stile einer Pizzeria. Einen Nachfolger gibt es derzeit noch nicht; er hofft jedoch noch, dass der Betrieb unter neuer Leitung weitergeht.
„Derzeit schließen viele italienische Restaurants, weil es keine Nachfolger gibt, wie vor einigen Jahren das Casa di Biase in der Südstadt“, klagt er. „Auch viele spanische oder griechische Restaurants haben ein ähnliches Problem.“ Allgemein macht ihm die Entwicklung der Gastronomie in Köln und Nippes Sorgen. „Es machen immer mehr Cafés auf, die aber meist um 18 Uhr schließen. Für abends gibt es immer weniger Auswahl“, findet er. Ein weiterer Punkt sei der Vormarsch der Systemgastronomie, auch in der italienischen Küche, wodurch ein Stück Seele verloren gehe.
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Erster Standort an Nordstraße, im heutigen Hahnheiser
Im Jahre 1974, als er gerade einmal 18 Jahre alt war, eröffnete Santo mit seinem mittlerweile verstorbenen Partner Mimmo an der Nordstraße – in den heutigen Räumen des „Hahnheiser“ – sein Lokal, das damals das erste italienische Restaurant von Nippes war; bis dahin gab es im Veedel lediglich italienische Eiscafés. 1989 zog der Betrieb in seine heutigen Räume um. In der Anfangszeit gab es fast nur italienischstämmige Gäste, von denen viele bei Ford arbeiteten; erst nach und nach „trauten“ sich die übrigen Nippeser in den Laden. Durch Urlaubsreisen und kulturelle Einflüsse sei die Verbindung der Nippeser zu Italien immer stärker geworden.
„Wir hatten von Anfang an den Cappuccino nur mit Milchschaum gemacht, und die deutschen Gäste fragten sich, wo die Sahne bleibt“, blickt er schmunzelnd zurück. Ebenso bei den Spaghetti Carbonara, in die nach Originalrezept überhaupt keine Sahne gehört. Noch im Vorjahr hatte das „Mimmo & Santo“ bei einem kulinarischen Erzähl- und Anekdoten-Abend sein 50-jähriges Bestehen gefeiert – im Rahmen der Jubiläumsreihe des Nippeser Stadtteilarchivs, das seinerseits 40 wurde.
Eine Spezialität im „Mimmo & Santo“ war von Beginn an, dass das Restaurant seine Pasta selbst herstellt; einmal in der Woche wird frisch produziert. Außerdem gibt es glutenfreie Pasta und Pizza, ein Umstand der Gäste mit Unverträglichkeiten aus ganz Köln nach Nippes zog. Santo Infantino stammt aus der süditalienischen Region Kalabrien, die für ihre scharfen Spezialitäten bekannt ist. Dorthin war er, in einer großen Urlaubstour, im Jahr 2015 per Rad aufgebrochen, mit unzähligen Zwischenstationen entlang des Rheins, in den Alpen und dem Apennin. Auch im Ruhestand will er, nach einem Urlaub in Süditalien, die Zeit nutzen, Deutschland und seine vielen Welterbe-Stätten noch besser zu entdecken. „Irgendwann im Herbst plane ich eine Abschiedsfeier. Noch lieber wäre mir jedoch eine Neueröffnungs-Feier mit einem neuen Inhaber.“

