Internationale Reputation in GefahrUni Köln erleidet Rückschlag nach Erfolgsära

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Großer Andrang herrscht an der Uni nicht nur zum Semesterstart. Raumnot ist ein Problem.

Großer Andrang herrscht an der Uni nicht nur zum Semesterstart. Raumnot ist ein Problem.

Köln – Die Entscheidung ist bitter für die Universität zu Köln, mit München größte in Deutschlands: Sie hatte sich in den letzten Jahren von der Massen- zur Klasse-Uni mit Exzellenz-Status in Spitzenbereiche hochgearbeitet. Nun gehört nach der aktuellen Entscheidung im Wettbewerb für die elf Exzellenz-Universitäten zu den Verlierern und muss auf den Exzellenztitel verzichten.

Die Gründe der Entscheidung wird der Wissenschaftsrat voraussichtlich Ende August den 19 Hochschulen vertraulich zusenden, die sich um den begehrten Status bewarben, sagte eine Sprecherin des Wissenschaftsrates auf Anfrage der Rundschau.

Man habe die 19 Anträge verglichen, wobei Status Quo und Planung gleichermaßen beurteilt worden seien. „Dabei hat die Uni Köln weniger überzeugt als andere.“ Spekulationen, dass möglicherweise politische Einflussnahme aus Bund und Ländern bei der Entscheidung für nur zwei NRW-Unis eine Rolle gespielt haben könnten, wies das Gremium zurück. Die Entscheidung sei wissenschaftsgeleitet, Expertengremium und Politik seien sich einig gewesen.

Erfolgs-Zahlen

Die bisherige Exzellenz-Uni entwickelte seit 2012 einen Schub nach vorn. Erfolgsindikatoren (Vergleich 2012 zu 2018) sind etwa erhöhte Drittmittel von 126 auf 223 Millionen im Jahr, die Zahl der mit ERC Grants ausgezeichneten Professoren kletterte von zwei auf 20, der Exzellenz-Cluster von zwei auf vier. Im Times Higher Education Ranking arbeitete sich die Uni auf Platz 146 weltweit vor. (MW)

Den Exzellenz-Titel zu verlieren, ist für die Kölner Uni ein herber Rückschlag. „Wir sind in einem harten Wettbewerb unterlegen“, kommentierte Uni-Rektor Prof. Axel Freimuth den Statusverlust tief enttäuscht, ehe er sich in den Sommerurlaub verabschiedete. Die Konkurrenz war groß. Was für Konsequenzen durch den Wegfall des „Hochschul-“Oscars“ entstehen, ist derzeit noch nicht konkret zu sagen, so die Uni, die nun sehen muss, wie sie negative Folgen auffangen kann.

Besonders die (internationale) Reputation wird voraussichtlich zu leiden haben. Es gibt hinter den Kulissen Befürchtungen, dass weltweit ausgezeichnete Spitzen-Hochschulen Kooperationen unter Umständen aufkündigen. „Uns liegt keine derartige Reaktion vor“, so Honecker, der mit Blick auf die Zahlen den Verlust etwas relativiert: Der Exzellenz-Titel wäre mit knapp 14 Millionen Euro für die Uni verbunden, etwa drei bis vier Millionen Euro im Jahr, was grob gerechnet rund 0,5 Prozent des Gesamthaushalts von rund 809 Millionen Euro ausmache.

Im Gesamthaushalt enthalten sind 223 Millionen Euro von außen eingeworbene Drittmittel. Im Förderatlas der Deutschen Forschungs-Gemeinschaft rangiert die Uni Köln bundesweit auf dem guten Platz 12.

Unabhängig vom Exzellenz-Status etliche Spitzenprojekte

Es gibt unabhängig vom Exzellenz-Status etliche Spitzenprojekte: 12 international renommierte Sonderforschungsbereiche laufen. Bestehen bleiben auch die vier Exzellenz-Cluster samt Fördergeldern , die die Uni Köln sich 2018 für die kommenden sieben Jahre sicherte. Damit verbunden sein wird grob gerechnet Fördergeld zwischen sechs und maximal 20 Millionen Euro pro Jahr für die vier Cluster, dazu eine Pauschale. Das Geld ist für den Uni-Haushalt dringend nötig angesichts von Sparzwängen durch ein „strukturelles Defizit“ von rund 17 Millionen Euro. In den Fakultäten werden gerade Sparmöglichkeiten diskutiert.

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Studierendenvertreter trauern dem „Elite“-Etikett nicht nach. „Seit Jahren verschwenden Wissenschaftler ihre Zeit mit unzähligen Anträgen auf Fördergelder. Diese Zeit müssten sie eigentlich in ihre Forschung investieren können“, so Asta-Vorsitzender Jonas Günther. Es brauche eine exzellente Lehre mit modern ausgestatteten Räumen, langfristige Mitarbeiterverträge. Sparmaßnahmen und befristete Mittel würden solche Pläne erschweren.

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