Kölner DreigestirnQuarantäne bis zur Proklamation

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Schlüsselübergabe ans designierte Dreigestirn: Jungfrau Gerdemie (Björn Braun), Hoteldirektor Frank Schönherr, Prinz Sven I. (Oleff), Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Bauer Gereon (Glasemacher) (v.l.).

Schlüsselübergabe ans designierte Dreigestirn: Jungfrau Gerdemie (Björn Braun), Hoteldirektor Frank Schönherr, Prinz Sven I. (Oleff), Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn und Bauer Gereon (Glasemacher) (v.l.).

Ein prächtiger Zug mit 500 Gardisten und Spielmannszügen, der durch die Innenstadt vom Hilton bis zum Dorint zieht, das designierte Dreigestirn thront in einer Kutsche. So läuft der Einzug in die Hofburg normalerweise. Doch dem Dreigestirn ist das auch in der zweiten Amtszeit nicht vergönnt. Sang- und klanglos. So zog das alte und neue Trifolium ein in seine Hofburg, das Hotel Dorint. Nur mit einer Handvoll Begleitern fanden sich die gewählten Tollitäten am Sonntag zur Schlüsselübergabe ein.

„Wir stehen als Team zusammen.“

Auch 2022 in ihrer zweiten Amtszeit, die offiziell mit der Proklamation am kommenden Freitag beginnt, sind Prinz Sven I. (Oleff), Bauer Gereon (Glasemacher) und Jungfrau Gerdemie (Björn Braun) weit von einer normalen Session entfernt. Das tut weh. Aber Hängenlassen und Hadern gilt nicht. „Wir drei kommen aus dem Sport, wir stehen als Team zusammen. Wenn einmal einer ein Tief hat, ziehen die anderen ihn hoch“, sagt Glasemacher. „Es war nie eine Option, sich aus der Verantwortung zu stehlen“, sagt Oleff.

Das Bühnenprogramm hat das Dreigestirn seit dem Sommer akribisch geprobt. „Zu 90 Prozent kann es in die Tonne gekloppt werden“, sagt Oleff, das ist nichts, was Euphorie auslöst. „Alles war auf ein Programm vor Publikum ausgerichtet“, sagt Oleff. Stattdessen soll es jetzt „ganz viel fürs Herz“ geben. Es gehe schließlich darum, „das Gefühl Karneval“ rüberzubringen. „Dass wir jetzt da stehen, wo wir stehen, hätte im Sommer der größte Pessimist nicht gedacht“, gibt Braun zu. Doch die tiefe Verwurzelung im Brauchtum und die Liebe zum Karneval treiben die Altstädter an.

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„Zoomkonferenzen will keiner mehr“

„Wir werden das Beste geben“, verspricht Oleff, „Unsere Herausforderung liegt darin, den Menschen der Stadt ein wenig Freude zu machen in dieser schweren Zeit.“ Gerade die Erfahrungen aus der vergangenen Session, in der nur Auftritte in ganz kleinem Rahmen möglich waren, motivieren das Dreigestirn. „Wir haben gesehen, was es für Menschen in Hospizen oder Seniorenheimen bedeutet, uns zu sehen“, sagt Braun. Die soziale Komponente des Karnevals wird auch diese Session großgeschrieben. Es soll für Matthias Scherz e.V. gesammelt werden. „Mit dem Spendengeld soll ein Bewegungsangebot in Schulen finanziert werden“, sagt Oleff.

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Immerhin, so das designierte Dreigestirn, sei man ja einen kleinen Schritt weiter als in der vergangenen Session. Wegen des kompletten Lockdowns fand 2021 gar kein offizieller Einzug in die Hofburg statt. Das Dreigestirn agierte vor allem digital mit Videobotschaften. Das soll dieses Jahr eher nicht stattfinden. „Wenn man ehrlich ist, kann niemand mehr Zoomkonferenzen sehen“, sagt Oleff. Flexibel will man in der Session auf das reagieren, was die Pandemie zulässt. Ein bisschen Hoffnung, dass sich noch Möglichkeiten ergeben, bleibt.

Freiwillige Quarantäne in der Hofburg

Zuerst einmal steht die Prinzenproklamation am Freitag an (siehe Infotext). Damit die designierten Tollitäten bis dahin kein Risiko für eine Infektion eingehen, wollen sie sich in freiwillige Quarantäne in ihrer Hofburg begeben. Durch die Corona-Infektion des designierten Prinzen kurz vor dem Sessionsauftakt am Elften im Elften sind sie gewarnt. „Weihnachten und Silvester haben wir sicherheitshalber im kleinsten Kreis gefeiert“, sagt Glasemacher.

Obwohl die Proklamation schon zum zweiten Mal stattfindet, sei sie etwas Besonderes. „Es ist jedes Mal ein neuer Zauber“, so Oleff. Dennoch: Eine Fahrt durch die jubelnden Menschenmassen im Rosenmontagszug ist sicherlich die Krönung der närrischen Karriere. Eine Erfahrung, die dem Dreigestirn auch 2022 nicht vergönnt sein wird.

Auf die Frage, ob sie eine dritte Amtszeit wollen und bekommen, geben die drei ebenso wie Festkomitee-Präsident Christoph Kuckelkorn keine klare Antwort. „Wir haben uns noch keine Gedanken dazu gemacht“, sagt Oleff. „Wir wissen noch nicht, welche Möglichkeiten es im Februar gibt“, ergänzt Kuckelkorn. Eines schließt der designierte Prinz aus: Man werde 2023 nicht als zweites Dreigestirn mit im Rosenmontagszug fahren. „Da sind wir drei uns einig“, sagt Oleff.

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