Kölner Verein „No Limits“Vor Olympia 2024: Die Breakdance-Szene trifft sich in Köln

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Die Breakdancer Mario Eckel, Dennis Kolb und Martin Gut.

Die Breakdancer Mario Eckel, Dennis Kolb und Martin Gut haben den Verein „No Limits“ gegründet.

2024 rückt die Breakdance-Szene bei den Olympischen Spielen in Paris in den Fokus der Öffentlichkeit. In Köln fördert der Verein „No Limits“ junge Tänzer. Einer der Vereinsgründer ist bereits für den Bundeskader nominiert.

Am Samstag, 11. März, ist es so weit. Dann treffen sich im Jugendzentrum OT Quäker in der Nähe des Fernsehturms die Stars und Fans der deutschen Breakdance-Szene. Der öffentliche Wettkampf entscheidet mit darüber, wer im Sommer 2024 bei den Olympischen Spielen in Paris für Deutschland antreten darf. Zum ersten Mal wird Breakdance dann ein olympischer Sport sein – als erster Tanzsport überhaupt.

Wobei der Begriff Breakdance zwar bekannt, aber falsch ist. Denn der urbane Tanzstil, der Anfang der 1970er-Jahre in der New Yorker Bronx entstand und von dort seinen Siegeszug um die Welt antrat, heißt eigentlich „Breaking“, die Tänzerinnen und Tänzer, die ihn ausüben, heißen „B-Girls“ und „B-Boys“. In den Medien wurde damals daraus der Begriff Breakdance gemacht, der sich bis heute hält. Die korrekte Bezeichnung – auch bei Olympia – ist jedoch Breaking.

Wie dem auch sei, beim „Breaking Battle“ am 11. März kämpfen Frauen und Männer in Köln darum, in der nationalen Rangliste der Breaker Punkte zu sammeln. Gefragt sind Rhythmus, Körperbeherrschung, Athletik und Akrobatik. Den Besten winkt ein Platz im deutschen Bundeskader und damit die Chance auf eine Olympia-Teilnahme.

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Soziale Kinder- und Jugendarbeit mit Breakdance

Mit dabei sind Mario Eckel (23) und Martin Gut (27) aus Porz. Sie haben gemeinsam mit Dennis Kolb (27) aus Ossendorf im Juni 2020 den Verein „No Limits“ („Keine Grenzen“) gegründet, der den Wettkampf veranstaltet. Ziel des Vereins ist soziale Kinder- und Jugendarbeit. „Wir organisieren Workshops, Auftritte und Events, bieten kostenlose Kurse in Breaking und anderen urbanen Tanzstile für Kinder und Jugendliche an“, erläutert der erste Vorsitzende Dennis.

Er betont: „Wir lieben das Tanzen, sind damit groß geworden und möchten der Szene etwas zurückgeben.“ Als er und seine Kumpel mit dem Breaken angefangen haben, „gab es in diesem Sport keine Organisationsstruktur. Mit unserem Verein wollen wir Nachwuchstänzer unterstützen und mehr Kids für das Tanzen begeistern.“

Als „No Limits“ im März 2022 das erste Battle in der OT Quäker veranstaltete, war es der allererste öffentlich ausgetragene Vorentscheid für Olympia in Deutschland, berichtet der zweite Vorsitzende Mario Eckel nicht ohne Stolz. „Da haben wir wohl Geschichte geschrieben.“ Vorher habe man sich wegen der Corona-Einschränkungen nur per Video bei den Bundestrainern bewerben können.

„Alle haben Fußball gespielt, ich wollte breaken“

Mario selbst kam mit etwa elf Jahren über ein Musikvideo der US-Gruppe „Jabbawockeez“ zu dem Sport. „Als ich das gesehen hatte, wusste ich sofort: Das will ich auch machen. Alle anderen haben Fußball gespielt. Ich wollte breaken.“ Nur, wo sollte er üben? Mario fragte bei einem Porzer Tanzstudio nach. Dort gab es tatsächlich einen Kurs in – Sie ahnen es – „Breakdance“.

Gemeinsam mit Martin lernte er dort die Grundlagen. „Die Älteren, die schon viel konnten, haben uns Tricks gezeigt und uns zu anderen Treffen mitgenommen. Bald wurde das Training immer intensiver und wir haben angefangen, praktisch jeden Tag stundenlang zu üben“, erzählt Martin.

Anfangs seien sie nur in Köln unterwegs gewesen, später auch in anderen Städten in NRW und bundesweit. „Es gibt fast jedes Wochenende irgendwo in Deutschland ein Treffen der Breaking-Szene.“ Mit dem Verein, der sich aus Bundesmitteln finanziert, wollen die drei nicht nur den Tanzsport fördern, sondern auch jungen Menschen aus teils schwierigen Verhältnissen Chancen eröffnen. „Etwa einhundert Kinder und Jugendliche kommen regelmäßig zu uns. Wir bieten mindestens zwei Projekte pro Woche in verschiedenen Jugendzentren an und geben auch Kurse in den Ferien“, berichtet Mario. „Außerdem unterstützen wir die   Tänzer, indem wir Videoprojekte mit ihnen durchführen.“

„Wir würden gerne noch mehr anbieten und hoffen, dass unsere Arbeit für Kinder und Jugendliche bekannter wird“, betont Dennis. Der Verein sei auch auf der Suche nach einer festen Räumlichkeit, wo er seine Kurse abhalten kann. Während sich Dennis verstärkt auf die Organisation konzentriert, fokussiert sich Martin zurzeit auf den Wettkampf am 11. März. „Ich hoffe, ich schaffe es in den Bundeskader.“ Sein Kumpel Mario ist bereits nominiert. „2024 in Paris tanzen zu dürfen, wäre ein absoluter Traum“, sagt er.

Breaking Battle am Samstag, 11. März, ab 17 Uhr in der OT Quäker, Kreutzerstraße 5-9. Einlass ab 16 Uhr, Tickets an der Abendkasse für 10 Euro. Kontakt zum Verein No Limits über info@nolimits-ev.de oder 0176-30716537


Footwork, Headspin und Co.

Hier einige der wichtigsten englischen Begriffe beim Breaking: Powermoves sind akrobatische Bewegungen beim Tanzen, die viel Kraft und Geschicklichkeit erfordern, wie der Backspin, bei dem sich die Tänzer auf dem Rücken drehen, und der Headspin, das Drehen auf dem Kopf um die eigene Achse.

Als Footwork bezeichnet man eine Kombination aus Schritten und Drehungen auf dem Boden. Locking beschreibt trickfilmartige Bewegungen, inspiriert durch Charlie Chaplin. Popping nennt man Electro- und Roboter-Tanzformen wie die lebende Schaufensterpuppe. Freeze („Einfrieren“) ist ein abrupter Bewegungsstopp. 

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