Ein temporäres Olympiastadion für 50.000 Zuschauer im Kölner Norden, gleich daneben das Olympische Dorf, in dem 90 Prozent der Athletinnen und Athleten aus aller Welt während der olympischen und paralympischen Spiele leben – noch ist das eine Vision.
BewerbungOlympische Spiele in Köln?

Hendrik Wüst (hinten 3.v.l, CDU), Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen, steht zusammen mit Sportlern und Olympiasiegerin Isabell Werth (hinten 2.v.r) sowie Para-Olympiasiegerin Annika Zeyen-Giles (vorne r.) bei der Vorstellung des Konzepts einer Olympia-Bewerbung mit der Rhein-Ruhr-Region für die Olympischen Spiele.
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NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) und die Spitzen von 14 Städten an Rhein und Ruhr hoffen, dass daraus spätestens 2044 Wirklichkeit wird. Am Mittwoch hat Wüst im Deutschen Sport- und Olympiamuseum in Köln für NRW die offizielle Bewerbung an Volker Bouffier vom Vorstand des Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) übergeben. Viele Städte der Region, darunter Köln, haben bereits Ratsbeschlüsse zur Unterstützung der Bewerbung gefasst – unter dem Vorbehalt der Finanzierung und einer Bürgerbeteiligung.
NRW bringt alles mit für erfolgreiche Spiele
Der frühere hessische Ministerpräsident zeigte sich beeindruckt von dem Konzept für Olympische und Paralympische Spiele an Rhein und Ruhr. Nach Meinung von Wüst bringt NRW alles Notwendige für erfolgreiche Spiele mit. Zu allererst eine sportbegeisterte Bevölkerung: knapp zwölf Millionen Menschen betreiben regelmäßig Sport, in den mehr als 17.400 Sportvereinen sind es alleine fünf Millionen Mitglieder. 95 Prozent der notwendigen Sportstätten stünden bereits und müssten gegebenenfalls nur noch ertüchtigt werden. Für die Leichtathletikwettbewerbe soll ein temporäres Stadion und gleich daneben das olympische Dorf errichtet werden. Neben Köln, käme dafür auch Essen in Frage. Diese Arena soll nach den Spielen zurückgebaut und in ein Stadtquartier mit Wohnungen, Gewerbe und sozialer Infrastruktur umfunktioniert werden, sagte Wüst. Das Angebot an einzigartigen Sportstätten mit Rekordkulissen mache es möglich dass rund zehn Millionen Tickets für die Wettkämpfe angeboten werden könnten. Mehr als jemals zuvor.
Schwimmwettbewerbe in der Arena auf Schalke
In der Arena auf Schalke beispielsweise könnten die Schwimmwettbewerbe vor 60.000 Zuschauern ausgetragen werden. In der Lanxess-Arena in Köln vor 18.000 Zuschauern die Finals verschiedener Para-Disziplinen stattfinden und in der Merkur Spiel-Arena in Düsseldorf die Medaillen im Hand-, Basket- und Volleyball entschieden werden. Eröffnungsfeier auf dem Rhein?NRW habe sich in der Vergangenheit bei vielen internationalen Wettbewerben als Top-Organisator gezeigt. Zudem, so Wüst sei das Bekenntnis zu Olympia fest verbunden mit „unserem Bekenntnis zum Breitensport, den wir dauerhaft noch stärker fördern werden“. Der Ministerpräsident ist überzeugt, dass die Bewerbung um die Spiele von den Menschen im Land mitgetragen wird. Mit möglicherweise zeitgleichen Bürgerentscheiden inden beteiligten Städten soll das zu gegebener Zeit belegt werden, kündigten Wüst und Düsseldorfs Oberbürgermeister Dr. Stephan Keller, der als Sprecher aller Bewerberstädte auftrat, an. „Es gibt bei uns einen großen Konsens in der Bevölkerung. 73 Prozent an Rhein und Ruhr unterstützen das“, sagte Wüst. Zuletzt waren die Anläufe von München für die Winterspiele 2022 und Hamburg für die Sommerspiele 2024 am Nein der Einwohner gescheitert. Als prominente Unterstützer für die Rhein-Ruhr-Bewerbung traten in Köln Dressurreiterin Isabell Werth, mit acht Goldmedaillen Deutschlands erfolgreichste Olympionikin aller Zeiten und Annika Zeyen-Giles, mehrfache Paralympics-Siegerin im Radsport und Rollstuhl-Basketball auf.
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DOSB entscheidet im September 2026 über Bewerberkonzepte
DOSB-Vorstandsmitglied Volker Bouffier sagte anschließend, das Konzept der Spiele für Rhein und Ruhr habe ihn beeindruckt und schickte hinterher, dass sage er jedes Mal. Der DOSB sei zur Neutralität verpflichtet und werde das beste Konzept der insgesamt vier Bewerber – neben NRW sind das Hamburg, Berlin und München – sorgfältig prüfen. Mit welchem Konzept sich der Deutsche Olympische Sportbund dann um eine Ausrichtung der Spiele in Deutschland bewerbe, werde im September 2026 in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung entschieden. Die Bewerbung müsse so gut sein, so Bouffier, dass das Internationale Olympische Komitee sie bei der nächsten Vergabe wahrscheinlich 2027 einfach nicht übergehen kann. „Mir ist egal, wann es dann ist. Hauptsache, wir bekommen die Spiele“, so das DOSB-Vorstandsmitglied. Die bislang letzten Olympischen Spiele in Deutschland fanden 1972 in München statt.
OB Reker: Bei Zustimmung der Bürger steht Köln bereit für großartige Spiele
Kölns Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die bei der Vorstellung des Konzeptes im Sport- und Olympiamuseum nur eine Zuschauerrolle hatte, ließ hinterher über die städtische Pressestelle mitteilen: „Wir alle haben noch den Eiffelturm als Symbol der wunderbaren Olympischen und Paralympischen Spiele in Paris im vergangenen Sommer vor Augen. Ich bin sicher, Köln und der Kölner Dom werden einen ebenso langanhaltenden Eindruck machen, wenn wir hier im Herzen Europas Athletinnen und Athleten aus aller Welt begrüßen könnten. Es ist ein gutes Zeichen, dass heute in Köln das Bewerbungskonzept an den DOSB übergeben wurde. Köln wird mit seiner internationalen Bekanntheit als europäische Metropole sehr zum Gelingen der Bewerbung beitragen können. Da liegt es auch nahe, dass Köln als Standort für das Olympische Dorf, das Olympiastadion und das internationale Presse- und Medienzentrum in Frage kommt. Wenn die Kölnerinnen und Kölner es möchten, stehen wir bereit für großartige Spiele in der Domstadt.“ Ob im Fall des Falles in Köln auch die Eröffnungsfeier stattfinden soll, wollte Wüst sich nicht festlegen. Mit Blick auf die ungewöhnliche Eröffnungsfeier in Paris im vergangenen Jahr auf der Seine sagte er nur: „Der Rhein ist breiter“. Auch zu den möglichen Kosten für den Steuerzahler blieb der Ministerpräsident vage und verwies auf die lange Zeit bis zu möglichen Spielen. „Der Planungsstand ist viel zu früh für ein Preisschild“, sagte Wüst. Er versprach aber: „Es wird keine enormen Kosten geben, die nur für Olympia da sind.“ Auf Anfrage der Rundschau, wo denn das temporäre Leichtathletikstadion und das olympische Dorf errichtet werden könnten, sagte Kölns Pressesprecher Alexander Vogel im Stadtbezirk Chorweiler im Kölner Norden. Hier entsteht mit dem Kreuzfeld ein neuer Stadtteil. Laut Wüst werden für das Olympia-Projekt 70 bis 80 Hektar benötigt.
Die möglichen Austragungsorte im Überblick
Aachen: Dressur-, Spring-, Vielseitigkeitsreiten, Fußball, Para Dressursport
Bochum: Fußball, Moderner Fünfkampf Dortmund : Fußball, Handball
Düsseldorf: 3x3 Basketball, Basketball, Badminton, Beachvolleyball, Fechten, Handball, Judo, Ringen, Taekwondo, Tischtennis, Volleyball, Blindenfußball, Goalball, Para Badminton, Para Boccia, Para Judo, Para Taekwondo, Para Tischtennis, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlfechten
Duisburg: Fußball, Kanu-Rennsport, Rudern, Para Kanu, Para Rudern
Essen: Boxen, Fußball, Gewichtheben, ggf. Leichtathletik, Radsport (BMX), Schießen, Para Gewichtheben, Para Sportschießen, ggf. Para Leichtathletik, Sitzvolleyball
Gelsenkirchen: Schwimmen, Synchronschwimmen, Wasserball, Wasserspringen, Para Schwimmen
Halle: Tennis, Rollstuhltennis
Hopsten-Schale: Schießen, Para Sportschießen
Krefeld: Handball, Rollstuhlrugby
Köln: 7er Rugby, Bodenturnen, Bogenschießen, Fußball, Geräteturnen, ggf. Leichtathletik, Marathonschwimmen, Radsport (Bahnradrennen), Radsport (Straße), Rhythmische Sportgymnastik, Trampolinturnen, Triathlon, Para Bogenschießen, ggf. Para Leichtathletik, Para Radsport (Bahn), Para Radsport (Straße), Para Triathlon, Rollstuhlbasketball, Rollstuhlrugby, Sitzvolleyball
Leverkusen: Fußball
Mönchengladbach: Hockey
Oberhausen: Volleyball
Pulheim: Golf
Recklinghausen/Herten: Radsport (Mountainbike)
Wuppertal: Fußball, Wasserball
außerhalb NRW: Kiel/Warnemünde: Segeln; Markkleeberg: Kanu-Slalom